Analyse von Kreditversicherern
Österreichs Branchen im Risiko-Check

| Larissa Bilovits 
| 15.09.2024

Hierzulande werden zwar keine Wirtschaftsbereiche als hochriskant eingestuft – dennoch gibt es einige Sorgenkinder. Und einen großen Gewinner.

"Es gibt angeschlagene Branchen mit schwacher Nachfrage und schwacher Preiskraft, Branchen, die unter Lieferkettenproblemen und geopolitischen Spannungen leiden, und Branchen, die sich langsam wieder erholen", erklärt Gudrun Meierschitz, Vorständin bei Acredia. Das ist das Fazit eines Risiko-Checks, bei dem die Kreditversicherer Acredia und Allianz Trade insgesamt 18 Branchen in 66 Ländern untersucht haben. Zwar habe sich das globale Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2024 stabilisiert, allerdings würden Produzenten weltweit mit vollen Lagern und schleppender Nachfragen kämpfen, heißt es vonseiten der beiden Unternehmen in einer Aussendung.

Pharmaindustrie als großer Gewinner

In Hinblick auf Österreich ergab sich beim Risiko-Check ein gemischtes Bild: Zwar gibt es keine Branche, die als hochriskant bewertet wurde, jedoch finden sich einige Sorgenkinder. Als einzige Branche mit geringem Risikofaktor stellte sich die Pharmaindustrie heraus, was sich auf die steigende Lebenserwartung der Menschen und die gleichzeitig vermehrte Nachfrage an Pharmaprodukten zurückführen lässt. Zudem profitiere die Branche von innovativen Medikamenten, wie etwa zur Gewichtsreduktion, so Meierschitz.

Vielfältige Risikofaktoren

Ins Schwanken kommen laut der Analyse hingegen die Automobilindustrie, das Baugewerbe sowie die Nahrungsmittelindustrie. "Während die heimische Automobilindustrie vor allem mit abnehmender Profitabilität, einem zunehmenden Preiskampf und geopolitischen Spannungen mit China zu kämpfen hat, leidet das Baugewerbe vor allem unter fehlenden Fachkräften, einer schwachen Nachfrage im Hausbau und erhöhten Materialkosten", meint die Acredia-Vorständin. Bei der Nahrungsmittelindustrie hapert es vor allem aufgrund des Klimawandels sowie der erhöhten Energiekosten in der Verarbeitung und Verpackung. 

Ebenfalls erhöht ist das Risiko in den Bereichen Transport, Textil-, Papier-, Metallindustrie sowie Handel, Maschinenbau, Fahrzeugbau und im Energiesektor. Dort weisen strukturelle Schwächen und ungünstige Entwicklungen auf eine besondere Krisen-Gefährdung hin. Mit einem mäßigen Risiko – und damit einer möglichen Verschlechterung der Umstände – haben dagegen die Branchen Chemie, Elektronik, Software Services, Haushaltsgeräte und Computer zu kämpfen.

Risiko variiert nach Standort

"Die Ergebnisse unseres Risiko-Checks variierten stark zwischen den einzelnen Ländern. Zum Beispiel gilt der Energiesektor in der Türkei als hochriskant, während er in Norwegen nur ein geringes Risiko aufweist", meint Meierschitz ab. Der größte Gewinner ist auch im internationalen Vergleich die Pharmaindustrie, die in den meisten Ländern mit geringem Risiko eingestuft wird, und lediglich in wenigen Ländern mit mäßigem bis erhöhtem Risiko zu kämpfen hat. Im asiatischen Pazifik-Raum kommt zudem die Software und IT-Services Branche gut weg, während sie in anderen Teilen der Welt oftmals mit mäßigem Risiko eingestuft wird. Stark angeschlagen ist hingegen etwa die Textilbranche, die in nahezu allen analysierten Ländern zumindest mit erhöhtem, teils auch mit extremem Risiko bewertet wird.

Die gesamten Ergebnisse des internationalen Risiko-Checks finden Sie hier.

www.acredia.at

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