LEADERSNET: Vor 30 Jahren hat Werner Lampert die Marke Ja! Natürlich entwickelt. 2006 machte er mit Hofer gemeinsam Zurück zum Ursprung und bewarb es mit "Bio, das weiter geht". Wo sehen Sie die beiden Marken heute am Markt?
Andreas Steidl: Ja! Natürlich hat nicht nur eine längere Geschichte hinter sich, sondern hat etliche Dinge angestoßen, und hat den Anspruch, immer wieder neue Akzente zu setzen. Letzteres spreche ich natürlich Zurück zum Ursprung nicht ab. Ich glaube halt, dass wir durchwegs einen Schritt voraus waren und sind. Zum Beispiel in der Rinderhaltung haben wir frühzeitig eine Lösung gefunden, in dem wir die Milch von den Milchbetrieben getrennt sammeln. Ich kann nicht alle Bio-Milchbauern mit strengeren Kriterien in der Produktion zwangsbeglücken, sondern ich muss schauen, wie ich eine Differenzierung vornehme. Das haben wir mit der getrennten Milchsammlung mit mehreren Milchkammern gelöst.
LEADERSNET: Hat Zurück zum Ursprung höhere Kriterien als die Marke, die Sie verantworten?
Steidl: Im Gegenteil. Da gibt’s Sonderregelungen, die die Bauern in Anspruch nehmen. Etwa was den Auslauf bei Tieren betrifft. Bei uns haben alle Auslauf. Die anderen nehmen Sonderregelungen in Anspruch.
LEADERSNET: Was macht Ja! Natürlich so stark?
Steidl: Es ist ja nicht nur die Tierhaltung. Wir machen einfach mehr als vorgegeben. Wir holen etwa die Milch täglich ab. Dann begrenzen wir das Kraftfutter und das darf wiederum nur aus Österreich sein. Das sind Beispiele. Und wir entwickeln uns immer weiter. Das erwarten sich unsere Käufer:innen.
LEADERSNET: Bei welchen Produkten sagen Sie nein, das machen wir nicht?
Viele Sachen. Wir machen keinen Schnaps. Wir gehen in Sachen Herkunft nur in wenigen Fällen aus Österreich raus. Das machen wir bei Bananen, das rührt aus der Vergangenheit. Aber wir bieten keine Kokosprodukte, bei denen wir keine Ahnung haben und auch von den Mengen her nicht wissen, wie wir ein Kontrollsystem aufbauen könnten, das über das gesetzliche hinausgeht.
LEADERSNET: Welches sind Ihre zwei Lieblingsprodukte von Ja! Natürlich?
Steidl: Ich bin auf unsere grüne Kuhmilch mehr als nur stolz. Weil eine echte frische Milch gibt’s nicht mehr, wenn man‘s genau nimmt. Erstens haben wir das Produkt von Landwirtschaftsseite und zweitens in der Verarbeitung optimiert. Sie wird etwa nicht wie sonst üblich einem Prozess unterzogen, bei dem wertvolle Keime ausgeschleudert werden. Damit dieses Gute nicht verloren geht. Denn das darf nicht sein, das ist der Anspruch. Weil Milch ein perfektes Lebensmittel ist, das perfekt und vollständig bleiben muss.
Zweitens nenne ich bewusst Fleischprodukte. Das Rindfleisch aus der Mutterkuhhaltung ist die schönste Form der Rinderhaltung. Dieses Fleisch hat schon eine besondere Geschichte. Da haben wir auch viel hineininvestiert. Wir beziehen es von über 950 Bauern aus ganz Österreich. Das heißt, nicht nur die Qualität ist einzigartig, sondern auch die Verfügbarkeit. Was das heißt, das wissen nur wenige.
30 Jahre Ja! Natürlich: Wie die Marke Österreich zum Bio-Weltmeister machte
Der runde Geburtstag von Ja! Natürlich spiegelt nicht nur die Erfolgsgeschichte der Marke selbst, sondern auch die Entwicklung von Bio-Lebensmitteln in Österreich wider. Was 1994 mit einer Vision bei Billa begann, führte dazu, dass Österreich heute die höchste biologisch bewirtschaftete Agrarfläche in der EU hat, mit 27 Prozent der gesamten Landwirtschaft, wie Eurostat berichtet. Diesen Wert gab Rewe-Vorstand Marcel Haraszti bei der Pressekonferenz zum Thema bekannt. "Ja! Natürlich hat entscheidend dazu beigetragen, Bio-Produkte leistbar und in höchster Qualität zugänglich zu machen. Dieser Erfolg wird sich auch in Zukunft fortsetzen."
Laut Haraszti vertrauen die Kunden dem Bio-Pionier, da die Marke für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Böden, Tieren und der Artenvielfalt steht – Prinzipien, die in Zeiten der Klimakrise relevanter denn je sind.
Höhere Standards und Pionierarbeit
Man sei von Anfang an mehr als nur eine Bio-Marke gewesen, wie Geschäftsführer Andreas Steidl betont: "Wir setzen seit 30 Jahren auf enge Partnerschaften mit Bio-Bäuerinnen und -Bauern und verfolgen eine gemeinsame Weiterentwicklung von Qualitätskriterien." Dabei gibt sich die Marke nicht mit den gesetzlichen Mindeststandards zufrieden, sondern setzt in vielen Bereichen neue Maßstäbe.
Ein Beispiel dafür sind die Tierwohlstandards, die Ja! Natürlich 2018 eingeführt hat. Nach wie vor ist die Marke die einzige in Österreich, die Milchkühen 365 Tage im Jahr Freilauf garantiert. Auch beim Thema Eierproduktion war Ja! Natürlich Vorreiter: Bereits 2013 setzte die Marke ein Zeichen gegen das Töten männlicher Küken, eine Praxis, die erst 2016 von der gesamten heimischen Bio-Branche übernommen wurde. Solche Vorzeigeprojekte haben nicht nur die Marke selbst, sondern auch die Bio-Branche in Österreich nachhaltig geprägt.
Der ebenfalls anwesende Franz Fischler, ehemaliger Landwirtschaftsminister und EU-Agrarkommissar, erinnert sich daran, wie die Marke nach dem EU-Beitritt Österreichs 1995 zur Vorreiterin im Bio-Sektor wurde. "Damals gab es noch keine Bio-Regulierung und wenig Vertrauen in biologische Lebensmittel. Doch Ja! Natürlich und der Handel entwickelten ambitionierte Richtlinien, die Bio aus der Nische holten", erklärt er. Heute ist Österreich Vorreiter in der EU, doch Fischler warnt: "Bio muss sich weiterentwickeln, innovativ bleiben und auch neue Technologien integrieren."
Jubiläumsedition zum Geburtstag
Anlässlich des 30-jährigen Bestehens von Ja! Natürlich wurde eine Jubiläumsedition von 30 Produkten lanciert, gestaltet von der jungen Künstlerin Nana Prieler. Neben Klassikern wie Heublumenmilch und Naturjoghurt wird es auch innovative Neuzugänge wie Bio-Edamame aus Niederösterreich geben. "Diese Produkte symbolisieren den ungebrochenen Pioniergeist, der uns auch nach 30 Jahren antreibt", betont Klaudia Atzmüller, Geschäftsführerin von Ja! Natürlich.
Der Erfolg der Marke zeigt sich nicht nur in den Verkaufszahlen – 2023 erzielte Ja! Natürlich einen Umsatz von 585 Millionen Euro.
Abendgala
Am Abend gab es noch ein exklusives Event mit über 160 Gästen im Restaurant Sperling im Augarten mit Einblick in die Entstehungsgeschichte von Ja! Natürlich mit den Gastgeber:innen Marcel Haraszti, Klaudia Atzmüller und Andreas Steidl sowie Franz Fischler (ehemaliger Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft). Im Anschluss folgte noch eine Keynote von Profibergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner. Bei Networking in entspannter Atmosphäre fand der Abend seinen Ausklang.
LEADERSNET war beim 30-jährigen Jubiläum. Einen Eindruck von der Pressekonferenz können Sie sich hier machen. Fotos vom Abendevent sehen Sie hier.
www.janatuerlich.at
www.rewe-group.at
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