LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Schellhorn, sehr geehrter Herr Schmidt, die Vienna Airport FBO GmbH wurde im Jahr 1997 gegründet. Welche spezifischen Annehmlichkeiten bietet das Unternehmen für Geschäftsreisende und VIP-Kund:innen an, und wie unterscheiden sich diese von den Standard-Dienstleistungen für kommerzielle Fluggäste?
Alexandra Schellhorn: Als 100-prozentiges Tochterunternehmen der Flughafen Wien AG arbeitet die VAF in zwei sehr unterschiedlichen Geschäftsbereichen, die beide dem Top-Segment der Flughafen Dienstleistungen angehören. Einerseits ist das die Durchführung aller Aufgaben, die mit der General Aviation in Zusammenhang stehen und andererseits sind das die VIP Services für den Linienflugverkehr, die jedem:r Passagier:in zugänglich sind, egal, mit welcher Airline und in welcher Buchungsklasse man unterwegs ist. Diese VIP Services umfassen umfangreiche Leistungen, die komfortables, entspanntes Reisen ohne jegliche Wartezeiten ermöglichen. Wer zum Beispiel ein VIP Service für seinen Abflug gebucht hat, wird von unseren Mitarbeiter:innen im nicht einsehbaren Ehrenhof persönlich begrüßt, das Gepäck wird übernommen und eingecheckt, während der Gast selbst in einem unserer privaten VIP Salons entspannt, gemütlich unsere hochwertigen Speisen und Getränke genießt oder vielleicht noch in Ruhe telefonieren oder arbeiten kann. Rechtzeitig zum Boarding wird man von unseren Mitarbeiter:innen vom privaten VIP Salon abgeholt und in einer Luxuslimousine direkt zum gebuchten Flug gebracht. Dort steigt man als erster oder letzter ganz nach individuellem Wunsch ins Flugzeug ein.
Christoph Schmidt: Für Firmenkund:innen bieten wir sowohl VIP-Services als auch Fast Business Services, die einem verschlankten VIP Service entsprechen und einen besonders effizienten Umgang mit ihrer Zeit ermöglichen. Dabei verbringt der Gast seine Zeit im VIP Terminal in unserer komfortablen Foyer-Lounge und kann sonst alle Bestandteile eines VIP Service genießen. Für Businessreisende bietet sich natürlich auch eine Reise mit einem gecharterten Business Jet an. In diesem Segment treten wir auf Anfrage gerne als Vermittler zwischen Kund:innen und Business Jet Operator auf und stellen so eine wirklich reibungslose und extrem effiziente Reisemöglichkeit zur Verfügung.
LEADERSNET: Wie ist die Infrastruktur des Vienna Airport FBO hinsichtlich der Kapazitäten für Parken und Hangarierung von Privatjets ausgestattet, und welche Logistikprozesse sind implementiert, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten?
Schmidt: Aktuell bieten wir 16.000 Quadratmeter beheizbare Hangarfläche für Jets bis zur Größe eines Airbus 321. Dazu kommen die Park- und Rangierflächen direkt vor den Hangarn mit rund 20.000 Quadratmetern und die maximal 18 Vorfeldpositionen (Anzahl abhängig von der Größe der abgestellten Flugzeuge) direkt beim GA Terminal. Wenn das einmal nicht reicht, dann greifen wir in Absprache mit den Kolleg:innen vom Hauptvorfeld auch noch auf Positionen dort zurück.
Schellhorn: Für den reibungslosen Ablauf ist vor allem eines von zentraler Bedeutung: Unsere Kund:innen bekommen bei uns alle nötigen Services aus einer Hand. Das garantiert einen gut ineinandergreifenden, schnellen Ablauf aller notwendigen Einzelschritte. Wir haben alle Ressourcen vor Ort: unser eigenes Personal, das auf die Erfordernisse der Privat- und Businessluftfahrt geschult ist, alle nötigen Gerätschaften, alle infrastrukturellen Grundlagen auch für Crews und Passagiere. Und das 24/7.
LEADERSNET: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz verändern aktuell alle Lebensbereiche. Der damit einhergehende Strukturwandel erfasst Gesellschaft, Staat, Wirtschaft und Tourismus gleichermaßen.
Wie reagiert die Vienna Airport FBO GmbH auf diese Veränderungen und wie schaffen Sie es, und Ihr Team, up to date zu bleiben?
Schellhorn: Bei allen übergeordneten Prozessen wird die Intensivierung des Digitalisierungsgrads auf Konzernebene vorangetrieben und den speziellen Anforderungen aller unterschiedlichen Geschäftsfelder angepasst. Das ist auch gut so, denn mit unserem extrem schlanken Team an Overheads wäre das sonst nicht zu stemmen. Wir sind in den konzernweiten Entwicklungsprozess gut eingebettet und berücksichtigt. Also insgesamt auf einem sehr guten Weg.
Schmidt: In manchen ganz spezifischen Anforderungen gibt es selbstverständlich ergänzend auch die Variante, dass wir einen Digitalisierungs- und Innovationsprozess anstoßen. So konnten wir erst kürzlich unseren VIP Service Reservierungsprozess komplett digitalisieren und unsere Services damit ganz einfach für Kund:innen online in Echtzeit buchbar machen. Aufgrund der komplexen Prozesse im Hintergrund sind wir der erste VIP Terminal weltweit, der so etwas anbieten kann. Darauf sind wir natürlich auch ein bisschen stolz.
LEADERSNET: Welche Maßnahmen und Technologien werden vom Unternehmen und vom Flughafen implementiert, um die Zeit, die vielfliegende Geschäftsreisende bei der Abfertigung, Sicherheitskontrollen und dem Boarding verbringen, zu minimieren und wie reagieren Sie auf die sich ständig ändernden Anforderungen der Luftfahrtbranche?
Schmidt: In unserem Terminal geht es da ganz besonders um Prozessoptimierung und schlanke Strukturen innerhalb der operativen Bereiche. Prozesse, die automatisierbar sind, werden automatisiert, die restlichen Prozesse werden immer wieder auf Notwendigkeit hinterfragt. Einen großen Wert legen wir auf Sicherheit. Unser Team schafft ein optimales Zusammenspiel von Informationssystemen (zum Beispiel für die Echtzeitinformationen zum Flugverkehr) und direkten Abstimmungen untereinander. So stellen wir sicher, dass keiner unserer Fluggäste mehr Zeit am Flughafen verbringen muss als unbedingt nötig bzw. als durch die Anforderungen der Airlines vorgegeben.
Schellhorn: Da in der General- und Business Aviation ohnedies kein Flug ist wie der andere, sind unsere Mitarbeiter:innen perfekt daran gewöhnt, sich schnell und flexibel an neue Gegebenheiten anzupassen und neue Anforderungen rasch umzusetzen. Wenn sich Rahmenbedingungen verschieben, dann schaffen wir die dafür notwendigen neuen strukturellen Abläufe – etwa bei der Sicherheitskontrolle. Unser Terminal als eigenes Gebäude abseits des Hauptterminals am Flughafen garantiert extrem kurze Wege bis zum Flugzeug, gerade mal 80 Schritte. Manchmal sind natürlich auch Adaptionen der Infrastruktur vonnöten. In einem solchen Fall setzen wir das dann wieder gemeinsam mit den entsprechenden Abteilungen der Flughafen Wien Gruppe um.
LEADERSNET: Klimawandel, Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit sind immer wichtigere Themen. Welchen Stellenwert nimmt das Thema ESG in Ihrem Unternehmen ein und welche Maßnahmen werden vom Vienna Airport FBO ergriffen, um Umweltfreundlichkeit im Betrieb zu fördern?
Schellhorn: Auch in diesem Themenfeld sind wir mit unserer Strategie in die der Flughafen Wien Gruppe eingebettet. Das bedeutet, dass wir seit Anfang 2023 den Betrieb CO₂-neutral führen. Eine wesentliche Säule davon sind die PV-Anlagen des Flughafens, ebenso die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, die auch bei uns schon sehr weit vorangeschritten ist und ständig weiter ausgebaut wird. Ebenso nutzen wir in der Flughafen Wien AG industrielle Abwärme zum Heizen, was in Verbindung mit einem durchgängigen intelligenten Gebäudemanagement hohe Einsparungen bringt.
Schmidt: Unser nächstes Ziel ist der Net-Zero Betrieb. Und es sieht gut aus, dass wir diesen auch tatsächlich erreichen. Was unser Umfeld betrifft, so versuchen wir im General Aviation Bereich gemeinsam mit unseren Flight Operators den Weg Richtung nachhaltige Luftfahrt voranzutreiben. Das betrifft vor allem die Verfügbarkeit von Sustainable Aviation Fuel (SAF). Darüber hinaus verbrauchen moderne Flugzeugtypen auch wesentlich weniger Kerosin oder SAF als ihre Vorgängermodelle und sind bis zu 60 Prozent leiser.
LEADERSNET: Nach welchen Kriterien sucht sich die "Vienna Airport FBO GmbH" seine neuen Angestellten aus und gibt es vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels Probleme, die richtigen Arbeitskräfte zu finden?
Schmidt: Da die VAF mit den Bereichen VIP Services auf der einen und General Aviation auf der anderen Seite in einem ausgefallenen und interessanten Arbeitsumfeld tätig ist, haben wir zum Glück keine Probleme, genügend Bewerber:innen zu finden. Mit einer Vielzahl an Benefits ist die Flughafen Wien AG mit ihren Tochtergesellschaften insgesamt ein sehr attraktiver Arbeitgeber. Wir freuen uns auch immer über Initiativbewerbungen.
Schellhorn: Unsere Auswahl treffen wir dann natürlich nach der Erfahrung im Luftfahrtumfeld – sehr wichtig ist uns aber auch die Serviceorientierung der Bewerber:innen oder die Erfahrung im gehobenen touristischen Umfeld, also etwa in 5-Sterne-Hotels.
LEADERSNET: Welche Trainings- und Weiterbildungsprogramme werden für Mitarbeiter:innen angeboten, um sicherzustellen, dass sie die hohen Erwartungen und Standards der Kund:innen erfüllen können?
Schellhorn: Die Trainings- und Weiterbildungen sind bei uns einerseits zur Einhaltung der luftfahrtrechtlichen Standards vorgeschrieben, wir haben also die Verpflichtung zu regelmäßigen Schulungen und Updates. Genauso wichtig ist uns aber die hohe Qualifikation im Bereich der Kundenbetreuung. Hier arbeiten wir oft mit spezifischen Partnern zusammen, um beispielsweise im Bereich Luxus und 5-Sterne-Qualität immer einen Schritt voraus zu sein.
Schmidt: Außerdem können unsere Mitarbeiter:innen auch arbeitsrelevante Schulungen vorschlagen, die sie für gut geeignet empfinden, um ihr Wissen und ihre Serviceorientiertheit auf aktuellstem Stand zu halten. Eine aktive Mitarbeiterbeteiligung und ein gutes Miteinander sind sowohl in der VAF, als auch in der Flughafen Wien AG gelebte Praxis.
LEADERSNET: Wie schauen die Pläne für 2025 und die (noch) weitere Zukunft aus?
Schmidt: Wir werden weiter wachsen und optimieren. Selbstverständlich mit einem Fokus auf die globale wirtschaftliche Gesamtsituation und auf das, was unseren Kund:innen wichtig ist. Dies betrifft die Themen Digitalisierung & Innovation, Servicequalität, Effizienz und unser Leistungsspektrum. Einen klaren Pfad verfolgen wir darüber hinaus bei der Nachhaltigkeit.
Schellhorn: Marktseitig ist unser klares Ziel, die Präsenz und den Bekanntheitsgrad unserer Services weiter auszubauen und so zusätzliche Zielgruppen anzusprechen. Insgesamt stehen viele interessante Projekte bevor und gleichzeitig sind wir jetzt schon auf einem sehr guten Weg.
www.viennaairport-fbo.com
Kommentar schreiben