Interview Friedrich Dungl
"Digitalisierung ist Mittel zum Zweck und keinesfalls Selbstzweck"

| Redaktion 
| 11.04.2024

Im Interview mit LEADERSNET spricht Friedrich Dungl, Head of Business Development der Software-Firma STRG über die Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz, Strategien zur Effizienzsteigerung und liefert eine Prognose darüber, wie viel Mensch die digitale Zukunft vertragen wird.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Dungl, Sie sind Head of Business Development der Firma STRG. Was verbirgt sich hinter diesen vier Buchstaben? 

Friedrich Dungl: Der Name ist Ergebnis eines langen Strategieprozesses und die Abkürzung für 'sustainable, tough, ready & glorious'. Nein, im Ernst: Die Gründungslegende besagt, dass vor 20 Jahren jemand während der Namenssuche meinte, nehmen wir doch einfach das "STRG" links unten auf der Tastatur. Ist sehr einprägsam, finde ich.

LEADERSNET: Nach 30 Jahren Medienmanagement sind Sie nun in einer High Tech Firma gelandet. Was macht diese Firma und wie können Sie Ihre Medienexpertise hier einbringen?

Dungl: STRG ist ein Software-Entwicklungs und Beratungsunternehmen. Neben der Fähigkeit, digitale Lösungen für unsere Kunden zu finden, ist der ganzheitliche Beratungsansatz wesentlich für den Erfolg. Als Medienmanager habe ich mich seit Mitte der 90er Jahre mit der digitalen Transformation von Tages- und Wochenzeitungen sowie Fach- und Special-Interest Magazinen beschäftigt. Dabei sind Produkte und Geschäftsmodelle entstanden, die in den meisten Fällen noch heute bestehen. Diese Erfahrung kann ich im Consulting einbringen.

LEADERSNET: Digitale Transformation und Nachhaltigkeit sind bei Ihnen ein großes Thema. Auf welche Beispiele von erfolgreichen Umsetzungen können Sie hier zurückblicken?

Dungl: Die Automatisierung einer Supply-Chain für einen Chemiekonzern, die Logistikkosten spart und damit auch den CO2-Footprint drastisch reduziert. Oder die Entwicklung eines Kundenportals mit online abschließbaren Verträgen für eine Versicherung. Daneben bleiben Lösungen für neue Geschäftsmodelle und die Effizienzsteigerung journalistischer Produkte ein wichtiges Standbein. Aktuell arbeiten wir an neuen Zugängen für das Durchsuchen von Inhalten auf semantischer Basis oder der Simulation von Userverhalten auf Webseiten, um das Nutzererlebnis schneller optimieren zu können.

LEADERSNET: Lange Zeit hat die Gesellschaft über den Jobkiller Digitalisierung gesprochen. Warum ist der 'Digitale Wandel' die Chance am Wirtschaftsstandort Österreich?

Dungl: Als "verlängerte Werkbank" für einfache Produkte eignet sich ein Land wie Österreich nicht. Für Forschungs- und Entwicklung dafür umso mehr. Unterstützung durch die Digitalisierung von Prozessen und Arbeitsabläufen entlastet Mitarbeiter:innen und gibt ihnen die Chance, sich auf das Wesentliche ihrer Tätigkeit zu fokussieren. Gute Fachkräfte haben keine Lust auf monotone, repetitive Arbeitsschritte. Das schafft interessante Jobs und stärkt Österreichs Wettbewerbsfähigkeit.

LEADERSNET: Kann man durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz heute bereits Geld verdienen?

Dungl: Wir sind bereits umgeben von Produkten und Dienstleistungen, die künstliche Intelligenz einsetzen. Das Berechnen von Routen im Navigationsgerät, die Fotooptimierung auf Handys, Personenerkennung oder Steuerungen zum autonomen Fahren, all das ist Teil unseres Lebens geworden, lange bevor durch ChatGPT künstliche Intelligenz einer breiten Öffentlichkeit bewusst wurde. Unsere Kunden verdienen beispielsweise mit unseren KI-Tools Geld, indem sie Abonnent:innen durch die Präsentation relevanter Inhalte gewinnen, Shop-Angebote personalisiert aussteuern oder datengestützte Prognosemodelle zu Standortentwicklungen nutzen. Oder sie sparen einfach Kosten, indem sie Prozesse digitalisieren oder 'time to market' verkürzen.

LEADERSNET: Welche Kund:innen dürfen bzw. sollen bei Ihnen Dienstleistungen bestellen und somit auf Ihre 'Steuerungs-Taste' drücken?

Dungl: Das Wichtigste ist eine innovative und offene Einstellung, die vom Top-Management getragen wird. Change-Management funktioniert nur top down. Es gibt viele Aufgaben, Prozesse und Geschäftsmodelle in Unternehmen und Organisationen, die umfassend digitalisiert werden sollten, um einen Wettbewerbsvorteil zu generieren. Im Vorfeld ist vor allem zu klären, was durch unsere Arbeit verbessert werden soll. Gerne beschäftigen wir uns beispielsweise mit Zugängen zu umfassenden Textdatenbanken und Wissensräumen, komplexen Portalen im Web und Intranet oder mit Effizienzsteigerung beim Einsatz von Produktionssoftware. Wir arbeiten immer agil mit gemischten Teams, die aus Entwickler:innen unserer Kunden und unseren Mitarbeiter:innen bestehen, um das Know-how auch im Unternehmen zu implementieren. Das beschreibt unser Beuteschema sehr gut.

LEADERSNET: Wie viel Mensch verträgt die digitale Zukunft?

Dungl: 'Humans in command' ist das Zauberwort. Bei aller Unterstützung durch künstliche Intelligenz müssen wir dafür Sorge tragen, dass Entscheidungen und vor allem die Verantwortung von Menschen getragen werden. Wenn ethische Grundlagen missachtet oder gar nicht erst erstellt werden, können weder künstliche noch menschliche Intelligenz Gutes tun. Digitalisierung ist Mittel zum Zweck und keinesfalls Selbstzweck.

www.strg.at

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