Der heimische Bankenverband präsentierte am Donnerstag seinen "Ökonomischen Ausblick 2024". Dieser fällt laut den Finanzexperten zwar nicht allzu rosig aus, macht aber durchaus Hoffnung auf eine langsame Erholung der heimischen Wirtschaft.
Für Deutschland sieht es etwas düsterer aus. Stefan Schneider, Chief German Economist der Deutschen Bank, schätzt die Entwicklung in unserem Nachbarland wie folgt ein: "Unterschiedliche Rezessionsgefahren und Poly-Herausforderungen belasten das Wachstum nachhaltig" und erläutert: "Nach dem leichten BIP-Rückgang in Q3 erwarten wir mehr oder weniger Stagnation bis Mitte 2024. Die Abwärtsrisiken haben zugenommen." Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria, zeichnet für Österreich ein ähnliches, wenn auch etwas positiveres Bild: "Wir erwarten vorläufig kein Ende der Rezession im vierten Quartal 2023, aber auch keinen weiteren Einbruch. Für 2024 dürfen wir mit vorsichtigem Optimismus eine langsame Erholung erwarten."
China und USA
Der Blick in die Welt gestaltet sich laut Schneider differenziert: "China leidet an den langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-Pandemie. Die Maßnahmen während der Pandemie haben bei Konsumenten und Investoren zu einer nachhaltigen Verunsicherung geführt und stellen uns vor die Frage, ob sich China zum neuen Sorgenkind entwickelt". Die USA verzeichnet hingegen dank eines robusten privaten Verbrauchs ein Wachstum von 4,9 Prozent im dritten Quartal 2023. Das bedeutet eine deutliche Beschleunigung gegenüber dem zweiten Quartal. "Die US-Wirtschaft könne ein 'Soft Landing' erwarten. Eine dennoch mögliche Rezession wäre kurz und nicht sehr tief", analysiert der deutsche Ökonom.
Österreich und Europa
Zur aktuellen Entwicklung in Österreich betont Bruckbauer: "Die Konjunktur in Österreich hat sich über den Sommer nochmals deutlich abgekühlt und befindet sich nun in einer Rezession. Die Gründe dafür sind das Ende der Erholung nach der Pandemie, die Schwäche Chinas, der Realeinkommensschock in Österreich aufgrund höherer Inflation und die restriktive Geldpolitik mit negativen Wirkungen auf Investitionen und den privaten Konsum."
Nicht alle Kostenerhöhungen seien bereits bei den Verbrauchern angekommen. Man sehe jedoch eine sinkende Tendenz und dürfe erwarten, dass die Inflation Ende 2024 drei Prozent erreiche. Die Inflation werde allerdings weiterhin im Durchschnitt immer noch höher als im Euroraum liegen, so der UniCredit Bank Austria-Chefvolkswirt. Schneider erwartet für Europa, dass die Inflation mittelfristig eher über als unter zwei Prozent liege: "Ein nachlassendes Arbeitsangebot, fehlende Kapazitäten bei Dienstleistungen, höhere Energiepreise aufgrund der angestrebten Klimaneutralität und strukturell höhere Fiskaldefizite sind die Gründe für diese Entwicklung.
Viele Unklarheiten führen zu Mini-Wachstum
"Zu den Risken und Unsicherheiten für 2024 zählen die Unklarheit in der Geopolitik, die Energiepreisentwicklung, die Reaktion der Haushalte und die Geldpolitik. Daher können wir für 2024 kein reales Wachstum über ein Prozent für Österreich erwarten", unterstreicht Bruckbauer und ergänzt. Positive Indikatoren seien die voraussichtlich sinkende Inflation im kommenden Jahr und das aufgrund der Rezession zu erwartende Ende des Zinsanstiegs.
Kommt eine Zinssenkung?
Stefan Schneider erwartet eine erste Zinssenkung aufgrund der Wachstumsrisiken und rückläufiger Inflation bereits im Juni 2024, wie er am Donnerstag betonte. "Der Einlagensatz dürfte bei vier Prozent seine Spitze erreicht haben. Die Konjunkturschwäche, die schneller als erwartet sinkende Inflation und engere Finanzmarktbedingungen setzen die Grenzen. Ab Juni 2024 können wir mit einer Zinssenkung auf 2,5 Prozent im Q4 2025 rechnen."
"Sowohl die österreichische als auch die europäische Wirtschaft stehen vor komplexen und neuen Herausforderungen und strukturellen Veränderungen. Die wachsende Bedeutung der Geopolitik verunsichert und die zurückhaltende Investitionsstimmung bremst. Das Superwahljahr 2024 bringt weitere Fragezeichen. Dennoch dürfen wir optimistisch in das kommende Jahr sehen, das einen sanften Aufschwung verspricht", fasst Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbands, abschließend zusammen.
LEADERSNET war beim Ökonomischen Ausblick. Fotos sehen Sie in der Galerie.
www.bankenverband.at
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