Obwohl das Thema Auto in der Gesellschaft durchaus polarisierend diskutiert wird, ist das eigene Fahrzeug noch immer Statusobjekt Nummer eins der Österreicher:innen. Für knapp zwei Drittel hat das Kfz einen sehr hohen bis hohen Stellenwert – das gilt auch für die jüngere Bevölkerung, so die am Freitag präsentierten Ergebnisse einer repräsentativen Online-Umfrage unter 1.000 Österreicher:innen durch das Gallup Institut im Auftrag der Wiener Städtischen.
64 Prozent der Befragten verfügen auch über ein eigenes Auto, vor allem die Babyboomer und die Generation X besitzen mindestens eines. "Das Auto ist im Balanceakt zwischen Beruf, Familie und Freizeit noch immer das Verkehrsmittel Nummer eins. Interessanterweise ist der Stellenwert bei Jüngeren höher als bei über 50-Jährigen. Wenig überraschend spielt das Auto vor allem für die ländliche Bevölkerung eine zentralere Rolle als im urbanen Bereich", erläuterte Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung, die die Ergebnisse gemeinsam mit Gabriele Reithner vom Gallup Institut vorstellte.
Verbrennungsmotoren dominieren
Die Mehrheit der heimischen Bevölkerung vertraut nach wie vor traditionellen Verbrennungsmotoren wie Benziner (56 Prozent) oder Diesel (46 Prozent) – bei Möglichkeit von Mehrfachnennungen (deshalb liegt die Gesamtzahl über 100 Prozent). Hybrid- oder Elektroautos werden der Umfrage zufolge nur zu jeweils fünf Prozent verwendet. In die Zukunft gerichtet können sich jeweils 18 Prozent vorstellen, ein Hybrid- oder Elektroauto zu kaufen. Mehr als ein Drittel würde sich für einen Benziner und ein Viertel für ein Auto mit Dieselmotor entscheiden. Interessant dabei sei, dass vor allem unter 30-Jährige kein E-Auto kaufen wollen, sondern knapp 80 Prozent zu klassischen Verbrennungsmotoren tendieren. Alternative Antriebsarten wie Hybrid oder Elektro werden von 49 Prozent der Generation 50+ bevorzugt.
"Die Umfragezahlen spiegeln die Zulassungsstatistiken 2022 wider, wo ebenfalls die traditionellen Kraftstoffarten wie Benzin und Diesel knapp 60 Prozent ausmachen. Alternative Antriebsarten wie etwa Hybridautos steigen bei den Pkw-Neuzulassungen nur marginal", sagt Wendler. Vor allem deutlich mehr Männer (25 Prozent) als Frauen (11 Prozent), die grundsätzlich ihr Mobilitätsverhalten ändern möchten, würden beim Autokauf zu einem umweltfreundlicheren Kfz tendieren.
Bei den Fragen nach der gewünschten Reichweite bei E-Autos und den aktuell täglich gefahrenen Kilometern gab es durchaus spannende Antworten. Während sich im Hinblick auf den antizipierten Kauf eines Elektroautos knapp 40 Prozent eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern wünschen, fahren knapp 90 Prozent aller Österreicher:innen, die ihr Auto regelmäßig nutzen, nur bis zu 50 Kilometer pro Tag. Knapp 60 Prozent sogar nur bis zu 25 Kilometer. Neben der (zu geringen) Reichweite würden laut der Expertin auch die mangelnde Ladeinfrastruktur sowie die hohen Preise viele von einem Kauf eines reinen Stromers abhalten.
Umweltgedanke spielt wichtige Rolle
Das eigene Mobilitätsverhalten will künftig nur ein Fünftel der Befragten ändern. Bei diesem Thema sei ein deutlicher Gesundheits- und Umweltbewusstseinstrend erkennbar. Rund ein Drittel möchte mehr zu Fuß gehen, 30 Prozent beabsichtigen verstärkt das Fahrrad zu nutzen. Trotz des vergleichsweise geringen Veränderungswillens hat für 55 Prozent der Umweltgedanke beim Autofahren Relevanz. Mehr als 60 Prozent orteten diesbezüglich eine Veränderung in den letzten zwei Jahren: Bei 31 Prozent ist der Umweltaspekt noch bedeutsamer geworden, bei acht Prozent weniger. Eine Zunahme wird vor allem mit einer reduzierten Autonutzung, der vermehrten Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sowie dem Umstieg auf das Fahrrad oder den Scooter begründet.
Ausschlaggebend für knapp 70 Prozent der Befragten ist die Reduzierung der Emissionen sowie zu 52 Prozent der Kostenaspekt. Knapp jeder Zweite setzt auf eine nachhaltige Fortbewegung.
Mehrheit gegen Tempo 100
Die in den letzten Wochen häufige Forderung nach Tempo 100 auf Österreichs Autobahnen findet bei nur 40 Prozent der Befragten Akzeptanz. Eine positive Einstellung zeige sich am ehesten bei Jüngeren bis 30 Jahre. 45 Prozent der 17- bis 30-Jährigen befürworten in der Umfrage Tempo 100 auf Österreichs Autobahnen. Je älter die Bevölkerung, desto stärker die Ablehnung. Positiv erachtet werde neben dem Umweltaspekt auch die Steigerung der Verkehrssicherheit, die Reduktion des Spritverbrauchs und die daraus resultierende Kostenersparnis.
Was die Absicherung des Fahrzeugs betrifft, haben vier von zehn Autobesitzer:innen nur eine Pflichtversicherung – die Kfz-Haftpflichtversicherung. 40 Prozent haben eine Vollkasko- und nur etwas mehr als 20 Prozent eine Teilkaskoversicherung. Es zeige sich zudem, dass im urbanen Bereich die Vollkasko-Quote steigt. "Im internationalen Vergleich sind Österreicher:innen hier sehr zurückhaltend. Gerade in Zeiten massiv steigender Reparaturkosten bietet ein Kasko-Schutz einen hohen Mehrwert", sagt Wendler. Auf LEADERSNET-Nachfrage, ob sich die Teuerung/Inflation bereits auf das Versicherungsverhalten der Kund:innen auswirkt (Teil- statt Vollkasko, mehr Wechselkennzeichen), meinte Wendler, dass bei Kasko-Versicherung ein Sparwillen der Kund:innen erkennbar sei, mehr Wechselkennzeichen-Anmeldungen gebe es aber nicht.
Versicherungspaket für E-Autos und Meinung zu Telematik-Tarifen
Im Rahmen der Präsentation der Umfrageergebnisse hat Wendler auch einen neues Angebot der Wiener Städtischen vorgestellt. Ab April gibt es bei der Versicherung ein Elektro-/Hybridfahrzeug-Paket, das als Ergänzung zu einer Voll- bzw. Teilkasko abgeschlossen werden kann. Versichert seien damit Batterie bzw. Antriebsakkumulator des Elektro- oder Plug-in-Hybridfahrzeugs, das vom Hersteller mitgelieferte Ladekabel sowie mobile Ladegeräte für das versicherte Fahrzeug, so die Vorstandsdirektorin.
Telematik-Tarifen, die Versicherungsprämien nach individuellem Fahrverhalten berechnen, stehen vier von zehn Befragten sehr positiv bzw. positiv gegenüber, nur 16 Prozent würden die sie negativ sehen. Besondere Vorteile für einen Telematik-Tarif sehen rund zwei Drittel in der Möglichkeit einer Reduktion der Versicherungsprämie und Belohnung auf Basis des eigenen Fahrverhaltens. Als Barrieren nennen die Befragten Überwachungs- bzw. Kontrollbedenken, Verteuerungen und Datenschutz bzw. Transparenz persönlicher Daten.
LEADERSNET war bei der Präsentation. Eindrücke gibt es in der Galerie.
www.wienerstaedtische.at
www.gallup.at
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