Erste Bilanz über Weihnachtsgeschäft und das Gesamtjahr 2022 im Handel

Der Jahresumsatz im österreichischen Einzelhandel sinkt trotz des guten vierten Adventsamstags.

Der Handelsverband (HV), das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und Mindtake präsentierten bei einer Pressekonferenz Daten und Zahlen für das Weihnachtsgeschäft und das Gesamtjahr 2022.

Corona als Knackpunkt

Der Dezember ist für den Großteil des Handels der wichtigste Monat im gesamten Geschäftsjahr. Laut dem HV sollen die absoluten Mehrumsätze, die durch Weihnachten erzielt werden, in den letzten fünf Jahren vor Ausbruch von Corona beständig zugelegt haben. Seit 2020 habe sich vieles geändert und die Weihnachtsumsätze sollen deutlich nachgelassen haben. In diesem Jahr gab es zwar keinen Lockdown, aber die österreichischen Händler:innen mussten dennoch einiges verkraften: Explodierende Energiekosten, die höchste Inflation seit 1952 und unter anderem einen Arbeitskräftemangel.

Umsatzmarke geknackt

Der vierte Adventsamstag war für den stationären Einzelhandel der umsatzstärkste Einkaufstag 2022, heißt es vom Handelsverband und dem WIFO. Dabei soll die Umsatzmarke von 350 Millionen Euro geknackt worden sein.

"Das Weihnachtsgeschäft verläuft angesichts der horrenden Inflation und des Kaufkraftverlustes breiter Teile der Bevölkerung zuletzt etwas besser. Vor allem mit dem vierten Adventwochenende sind wir sehr zufrieden, am Samstag hat der Handel die Marke von 350 Millionen Euro übertroffen. Die Umsatzprognose von Handelsverband und WIFO für den österreichischen Einzelhandel geht heuer von einem weihnachtsbedingten Mehrumsatz von 1,36 Mrd. Euro netto aus", so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.

Dezember-Mehrumsatz von 1,36 Milliarden Euro

Im Vergleich zum Vorjahr (1,14 Milliarden Euro netto) soll der heurige Dezember-Mehrumsatz von 1,36 Milliarden zwar einem Plus von 220 Millionen Euro entsprechen, allerdings wurde das letztjährige Weihnachtsgeschäft durch den harten Lockdown massiv beeinflusst.

Das Umsatzvolumen im Dezember 2022 wird demnach auf nominell 7,28 Milliarden Euro geschätzt (2021: 6,72 Milliarden Euro). Das entspricht inflationsbereinigt einem Minus von 0,8 Prozent.

150 Millionen Euro unter Niveau von 2019

"Wir sehen heuer auch deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Betrachtet man lediglich den Nichtlebensmittelbereich, liegen die Mehrumsätze im Dezember inflationsbereinigt um 11 Millionen Euro über dem Vorjahresniveau, aber um mehr als 150 Millionen Euro hinter 2019 zurück. Der Lebensmitteleinzelhandel erwirtschaftet heuer im Weihnachtsgeschäft inflationsbereinigte Mehrumsätze von 422 Millionen Euro, real 1,9 Prozent weniger als im Vorjahr", sagt Marcus Scheiblecker, Senior Economist am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO).

Last-Minute-Shopper

Laut Prognose werden rund ein Drittel der Konsument:innen noch diese Woche die Möglichkeit zum Geschenke kaufen nutzen. Nach dem 24. Dezember sollen dann Geldgeschenke eingelöst und das Gutscheingeschäft demnach seine Hochkonjunktur bis weit in den Jänner 2023 hinein haben.

"Im Schnitt werden die Österreicher:innen heuer 395 Euro für Geschenke ausgeben. Das ist um 68 Euro bzw. 15 Prozent weniger als 2021 und auch deutlich weniger als im Vorkrisenjahr 2019. Aufgrund der Teuerungskrise setzen so viele Christkinder wie noch nie auf Gutscheine, die 2022 vor Bekleidung und Spielzeug den ersten Platz der beliebtesten Geschenke erreichen. Auch Geldgeschenke sind heuer so beliebt wie noch nie", erklärt Rainer Will.

Laut einer Befragung von MindTake Research im Auftrag des Handelsverbandes greifen die Österreicher:innen im Einzelhandel zu Gutscheinen (38 Prozent), Bekleidung (35 Prozent) und Spielzeug (30 Prozent),  Büchern (27 Prozent), Süßigkeiten (27 Prozent) und Parfum/Kosmetikprodukten (26 Prozent), um die Vorlieben der Liebsten zu treffen.

Einzelhandel 2022

"Aus all diesen Faktoren leitet sich unsere Gesamtjahresprognose 2022 für den österreichischen Einzelhandel von 72,5 Milliarden Euro ab. Eine Steigerung von 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bereinigt man allerdings um die durchschnittlichen Preissteigerungen, muss der heimische Einzelhandel heuer real ein Umsatzminus von -1 Prozent verkraften und wirkt damit inflationsdämpfend", so Will und führt weiter aus: "Für 2023 erwarten wir, dass die Effekte des heurigen Weihnachtsgeschäfts stärker in den Jänner einwirken, insbesondere das Gutscheingeschäft sowie die Umtauschphase im stationären Handel nach Silvester. Ab Februar werden allerdings die höheren Kosten voll durchschlagen. Spätestens im zweiten Halbjahr 2023 hoffen wir auf eine Normalisierung des Preisniveaus, die auf eine Aufschwungphase durch staatliche Kaufkraftmaßnahmen treffen könnte".

"Die Grunddynamik in der Umsatzentwicklung verlief heuer trotz multipler Krisen und eines sinkenden Konjunkturklimas recht solide. Wir liegen über dem Vorjahr, allerdings sind die Zuwächse ausschließlich auf die hohen Teuerungsraten zurückzuführen. Positiv ist, dass wir den Peak bei der Inflation und den Energiepreisen bereits überschritten haben", ergänzt Marcus Scheiblecker.

LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

www.handelsverband.at

www.wifo.ac.at

www.mindtake.com

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