"Multichannel ist bei uns der Renner"

Personalberater Hannes Klausner erklärt im Interview, wie Personalsuche neu gedacht werden muss, was impetus diesbezüglich ganz anders macht, warum der cultural fit immer wichtiger wird und sich Unternehmen, die auch in Zukunft erfolgreich sein möchten, nicht vor Remote Working verschließen sollen.

impetus will Personalsuche neu denken und setzt als erster und bislang einziger Personaler Österreichs auf Leistungsmodule. Im Gespräch mit LEADERSNET erklärt Hannes Klausner, Geschäftsführer von impetus, wie die maßgeschneiderte Personalsuche funktioniert, wo die Herausforderungen liegen und wie die Lage auf dem Tiroler Arbeitsmarkt aussieht.

LEADERSNET: Die Digitalisierung und die damit verbundenen Veränderungen in der Arbeitswelt betreffen auch die Bewerbungsprozesse. Worin liegen nun die Herausforderungen?

Klausner: Grundsätzlich kann man einen Bewerbungsprozess grob in zwei Phasen unterteilen, zuerst die Ansprache potentieller Bewerber:innen und dann die Auswahl des/der Richtigen für die offene Stelle. Durch die Digitalisierung – aber nicht nur deshalb – ergeben sich in beiden Phasen neue Herausforderungen. In der Ansprache sind wir beispielsweise mit einem veränderten Medienkonsum ebenso konfrontiert wie mit einem veränderten Anspruch an die eigene Arbeit und den Arbeitgeber. In der Auswahl spielen vor allem neue Tätigkeitsfelder und differenziertere Kompetenzen eine große Rolle.

LEADERSNET: Wie kann man Personalsuche neu denken?

Klausner: In vielen Unternehmen startet der Bewerbungsprozess mit dem Eingang der Bewerbung. Nachdem diese Bewerbungen aber immer öfter ausbleiben ist es meines Erachtens notwendig, den Recruitingprozess ganzheitlicher zu betrachten. Neben der strategischen Positionierung des Unternehmens als starke Arbeitgebermarke ("employer branding") arbeiten manche Unternehmen auch mit einem so genannten "recruiting funnel". Das bedeutet, dass man – ähnlich wie beim Marketing – einen durchdachten und in der Regel digitalen Prozess schafft, von der ersten Aufmerksamkeit eines potentiellen Bewerbers über das Wecken des Interesses bis zur tatsächlichen Bewerbung.

LEADERSNET: Sie bieten als erste Personalberatung in Österreich maßgeschneiderte Recruiting-Module an. Was kann man sich darunter vorstellen?

Klausner: Wir gehen mit unseren Kunden in eine laufende, partnerschaftliche Zusammenarbeit und übernehmen genau diejenigen Teile des Recruitingprozesses, die nicht vom Unternehmen selbst erbracht werden. So können wir die bestehenden Recruitingprozesse individuell ergänzen und unser Know-How gezielt einbringen.

LEADERSNET: impetus setzt auf ein modulares System. Können Sie uns dieses erläutern?

Klausner: Aus den vielen Einzelteilen eines Recruitingprozesses haben wir Leistungspakete geschaffen, die wir Module nennen. Im Gespräch mit unseren Kunden können wir dann anhand der schon bestehenden Prozesse und auch der Art der offenen Stellen gemeinsam ein passendes Modul auswählen und dieses auch individuell auf den Kunden anpassen.

LEADERSNET: Nach welchen impetus-Modulen besteht bisher die größte Nachfrage?

Klausner: Der absolute "Renner" ist derzeit unser Modul "Multichannel". Hier vereinigen wir alle Maßnahmen, um potentielle Kandidaten anzusprechen, überlassen das Auswahlverfahren dann aber unseren Kunden. Große Unternehmen bevorzugen unser Modul "Active", wo wir ausschließlich die softwaregestützte Aktiv-Ansprache übernehmen und bei kleineren Unternehmen ohne eigene Personalabteilung ist auch unser Modul "Recruiting" sehr beliebt, hier übernehmen wir zusätzlich Teile des Auswahlverfahrens und unterstützen unsere Kunden bei der Entscheidungsfindung.

LEADERSNET: Gibt es überhaupt "den einen Mitarbeiter", der perfekt zum Unternehmen passt?

Klausner: Na ja, hoffentlich sind es mehrere :-). Wir legen in der Auswahl neben den fachlichen Qualifikationen großen Wert auf den "cultural fit", also die Frage, ob jemand aufgrund seiner oder ihrer Persönlichkeit, Werthaltung und Charaktermerkmale zu der Kultur des Unternehmens passt. Eine hundertprozentige Aussage, ob jemand perfekt passt, lässt sich aber meiner Meinung nach trotz aller Auswahlverfahren niemals treffen. Wichtiger ist, nach der erfolgten Einstellung einen guten Onboarding-Prozess zu haben, um den neuen Mitarbeiter rasch und gut in das Unternehmen zu integrieren.

LEADERSNET: Wie hat Corona den Arbeitsmarkt verändert?

Klausner: Natürlich sind alle Bereiche, die mit Reisen, Veranstaltungen oder Gastronomie zu tun haben, stark betroffen, aber davon abgesehen denke ich, dass Corona lediglich ein Beschleuniger für Veränderungen und Trends war, die ohnehin schon da waren, wie beispielsweise Remote- oder hybride Arbeitsweisen und generell die Digitalisierung vieler Prozesse.

LEADERSNET: Wie kann man in der derzeitigen Situation den Bewerbermarkt beschreiben?

Klausner: Viele Mitarbeiter:innen sind aus den am stärksten betroffenen Branchen abgewandert und haben sich anderweitig orientiert, das macht es für diese Branchen noch schwieriger, Mitarbeiter:innen zu finden. Davon abgesehen sind aktuell in vielen Branchen und Bereichen Stellen offen und viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, die Stellen entsprechend zu besetzen. Das ist einerseits ein Problem, andererseits meiner Meinung nach aber auch ein positives Zeichen der Wirtschaft generell, denn offenbar rechnet man mit steigender Auslastung und Auftragslage.

LEADERSNET: Herrscht noch immer ein Fachkräftemangel?

Klausner: Ja, in einigen Branchen und Bereichen definitiv. Teilweise existieren regionale Unterschiede aber generell gibt es in meiner Wahrnehmung nach wie vor zu wenige Lehrlinge und Facharbeiter:innen im Handwerk und auch im Hightech- und IT-Bereich fehlen Expert:innen.

LEADERSNET: Sie haben Ihren Firmensitz in Kitzbühel. Wie sieht die Lage auf dem Tiroler Arbeitsmarkt aus?

Klausner: Das erwähnte Thema im Tourismus gilt für Tirol als Tourismusland natürlich ganz besonders, leider herrscht in dieser Branche auch nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit. Trotzdem sehe ich insgesamt keine gravierenden Unterschiede zu anderen Bundesländern, Tirol ist auch abseits des Tourismus ein starker Wirtschaftsstandort und viele Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen haben Stellen ausgeschrieben. Der schon vor Corona herrschende Mangel an Fachkräften ist teilweise sogar noch stärker geworden.

LEADERSNET: Die Ereignisse des letzten Jahres haben die sozialen Werte – vor allem der jüngeren Generation – in Österreich maßgeblich geformt. Flexibilität und die Möglichkeit, remote zu arbeiten, stehen ganz oben auf der Wunschliste an den neuen Arbeitgeber. Wie sehen Sie dieses Spannungsfeld? Müssen Unternehmen umdenken, wenn Sie gute Mitarbeiter haben wollen?

Klausner: Wie schon erwähnt denke ich, dass viele Veränderungsprozesse schon vor Corona vorhanden waren, sie wurden lediglich beschleunigt. Die von Ihnen angesprochene Flexibilisierung der Arbeit ist so ein Beispiel. Meiner Meinung nach ist die Vorstellung, dass Arbeit immer und überall von Montag bis Freitag acht bis 17 Uhr in einem fixen Büro zu erfolgen hat, überholt. Die technischen Möglichkeiten einerseits, aber auch die veränderten Anforderungen an die Arbeit an sich erlauben es uns, flexibler und dadurch auch effizienter zu arbeiten. Und, um Ihre Frage zu beantworten, ja, Unternehmen, die auch in Zukunft erfolgreich sein möchten, werden sich solchen Veränderungen nicht verschließen dürfen. (jw)

www.impetus-personal.at

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