Jeder vierte Mitarbeiter will aus Gastronomie flüchten

Das Fachmagazin "Rolling Pin" hat unter 17.414 Personen aus der Gastronomie eine Stimmungsumfrage erstellt.

Seit dem 2. November des vergangenen Jahres befindet sich die österreichische Gastronomie und Hotellerie im bereits zweiten Lockdown. Dass dies aufgrund der Pandemie notwendig ist, steht freilich außer Zweifel. Auch, dass Umsatzersatz, Fixkostenzuschuss, Mehrwertsteuer-Reduktion und natürlich das Werkzeug der Kurzarbeit für die gesamte österreichische Gastronomie und Hotellerie große Hilfen sind, und Österreich diesbezüglich im Europa-Vergleich an der Spitze rangiert, steht außer Frage.

"Doch der mehr als viermonatige Lockdown hat dennoch tiefe Spuren in der Gastronomie und Hotellerie hinterlassen", sagt Jürgen Pichler, Herausgeber und Gründer des Branchenmagazins Rolling Pin. Dabei stützt er sich auf eine vom Magazin aktuell durchgeführte Umfrage unter 17.414 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gastronomie und Hotellerie. "Die Ergebnisse sind erschreckend und besorgniserregend. Sie sind für die ganze Zukunft der österreichischen Gastronomie und Hotellerie bedrohlich", so Pichler.

Fast die Hälfte kommt ohne Trinkgeld nicht über die Runden

So gaben 25,33 Prozent der Teilnehmenden an, die Branche auf dem schnellstmöglichen Weg verlassen zu wollen. Als Hauptgründe für den ersehnten Branchenwechsel sind die COVID-bedingte fehlende Perspektive sowie der Einkommensverlust, der unter anderem dem Entfall des Trinkgeldes geschuldet ist. Dieser Verlust bedeutet für 41,8 Prozent der Befragten, dass sie mit dem zur Verfügung stehenden Geld schlichtweg nicht auskommen. Zum Vergleich: Nur 7,1 Prozent gaben an, dass das Trinkgeld "schön, aber nicht relevant" sei.

"Im Schnitt bekommen Mitarbeiter der Gastronomie und Hotellerie 284 Euro Trinkgeld pro Monat. Bei einem Nettoeinkommen von 1.800 Euro wären das ungefähr 15 Prozent des Gesamteinkommens, die plötzlich wegfallen. Wenn man noch die zehn bis 20 Prozent Gehaltsreduktion durch die Kurzarbeit mitrechnet, hat jeder Gastronomiemitarbeiter 25 bis 35 Prozent seines Einkommens verloren. Das ist weitaus mehr als in jeder anderen Branche", erklärt der Rolling-Pin-Herausgeber.

Weil es bereits vor der Krise an Fachkräften mangelte und abgesehen von der aktuellen Situation auch noch ein Einbruch bei den Auszubildenden innerhalb der Branche zu erwarten ist, schlagen Experten nun Alarm. Jürgen Pichler: "Wenn die Regierung den Mitarbeitern der Gastronomie und Hotellerie jetzt nicht gezielt hilft, steuern wir auf einen Fachkräftekollaps hin, von dem sich das Tourismusland Österreich nie wieder erholen wird. Daher heißt es: Schnell handeln! Und zwar jetzt!"

Forderungskatalog an die Politik

Gemeinsam mit engagierten Arbeitgebern wie "Sacher"-Chef Matthias Winkler wurden daher nun ein Forderungskatalog formuliert: Dazu gehört ein "Trinkgeld-Ersatz" für alle Mitarbeiter der Gastronomie und Hotellerie. So sollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche der Branche erhalten bleiben oder in die Branche wechseln, sollen bis 31. Dezember 2022 einen Steuerfreibetrag in der Höhe von 20 Prozent ihres Brutto-Einkommens erhalten. Durch diesen Steuerfreibetrag soll der Verlust des Trinkgeldes kompensiert und gleichzeitig ein finanzieller Anreiz geschaffen werden, um in der Branche zu bleiben bzw. in Gastronomie und Hotellerie zu wechseln. So soll ein Fachkräftekollaps abgewendet werden.

Als weiterer Punkt werden "klare Ziele und Vorgaben, unter welchen Sicherheitsmaßnahmen die Gastronomie und Hotellerie wieder öffnen darf" genannt. Zwar sei man sich in der Branche darüber einig, dass die Bekämpfung der Pandemie und das Schützen von Menschenleben allerhöchste Priorität habe, dennoch würden Gastronomen und Hoteliers sowie deren Mitarbeiter eine verbindliche Orientierung brauchen, wann und wie sie wieder arbeiten dürfen.

Aus diesem Grund seien klare und verbindliche Vorgaben, welche sicherheitsrelevante Auflagen die Gastronomie und Hotellerie bei einer Bewirtung einhalten müssen, notwendig. Darüber hinaus müsse eine klare Kennzahl etabliert werden, aus welcher hervorgeht, ab wann Betriebe wieder öffnen dürfen oder gegebenenfalls wieder schließen müssen. In dieser Kennzahl sollen jedoch nicht nur der Inzidenzwert, sondern auch weitere Parameter wie etwa die Krankenhausbelegung und Durchimpfungsrate pro Bezirk einfließen. "Durch so eine Kennzahl könnten alle Bewohner eines Bezirks an deren Erreichung und damit an der Erreichung des Ziels – der Öffnung ihrer Gastronomie und Hotellerie – aktiv mitarbeiten", erläutert Pichler. (as)

www.rettetdiegastronomie.at

www.rollingpin.at

Die Umfrage im Detail

Umfragedauer: 14 Tage

Teilnehmende Personen: 17.414

Es wurden insgesamt 30 unterschiedliche Punkte abgefragt. Auf die Frage "Planst du, aus der Gastronomie und Hotellerie auszusteigen?", haben die Teilnehmenden so geantwortet:

  • Ja – so schnell wie möglich: 25,33 Prozent
  • Ja – in ein bis zwei Jahren: 10,89 Prozent
  • Ja – in drei bis fünf Jahren: 8,98 Prozent
  • Ja – aber erst in fünf Jahren und mehr: 7,79 Prozent
  • Nein: 47,01 Prozent

Alle Ergebnisse finden Sie detailliert unter rettetdiegastronomie.at

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Die Umfrage im Detail

Umfragedauer: 14 Tage

Teilnehmende Personen: 17.414

Es wurden insgesamt 30 unterschiedliche Punkte abgefragt. Auf die Frage "Planst du, aus der Gastronomie und Hotellerie auszusteigen?", haben die Teilnehmenden so geantwortet:

  • Ja – so schnell wie möglich: 25,33 Prozent
  • Ja – in ein bis zwei Jahren: 10,89 Prozent
  • Ja – in drei bis fünf Jahren: 8,98 Prozent
  • Ja – aber erst in fünf Jahren und mehr: 7,79 Prozent
  • Nein: 47,01 Prozent

Alle Ergebnisse finden Sie detailliert unter rettetdiegastronomie.at

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