Investoren wollen sich klarerweise den nächsten potenziellen Börsenstar möglichst früh ins Portfolio holen. Die Chancen stehen gut: Denn trotz Corona-Pandemie planen heuer zahlreiche Unternehmen ihre IPOs (Initial Public Offerings) und der Einschätzung vieler Experten zufolge ist 2021 ein überaus guter Jahrgang.
Robinhood geht in Kürze an die US-Börse Nasdaq
Das von vielen strapazierte Dogma "Bad news are good news" dürfte auf GameStop und die US-Trading-App Robinhood voll zutreffen. Denn Robinhood hat durch die Geschehnisse rund um die Kleinanleger des reddit-Forums r/wallstreetbets in den letzten Monaten große Aufmerksamkeit erfahren (LEADERSNET berichtete). Schätzungsweise hat der Broker allein im Jänner 2021 drei Millionen Nutzer dazugewonnen und nun 23 Millionen aktive Konten.
35 Milliarden US-Dollar an realisierten Gewinnen seien bis dato an die Anleger ausgezahlt worden. Wie Bloomberg berichtet soll der IPO von Robinhood sogar noch in diesem Monat anstehen. Während im September 2020 das prä-IPO-Gebot bei 15 US-Dollar pro Aktie lag, seien erst kürzlich Gebote bei einem Preis von 52 US-Dollar eingegangen. Die Bewertung Robinhoods könne sich Medienberichten zufolge auf 40 Milliarden US-Dollar belaufen.
Satellitenfirma eines Niederösterreichers
Mit Spannung erwartet der Börsengang von Spire Global, eine 2012 vom niederösterreichischen Investmentbanker Peter Platzer 2012 in San Francisco gegründete Satellitenfirma. Konkret erfasst das Unternehmen Daten im Weltraum und verkauft diese an Regierungen und Konzerne. Nun folgt mit der Mantelgesellschaft Navsight das Debüt an der Wall Street. Die fusionierte Gesellschaft wird mit 1,6 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) bewertet.
Milliarden-IPO eines Immobilienbrokers
Ebenso auf den Gang aufs Parkett bereitet sich dieser Tage Immobilienbroker Compass vor. Das US-Unternehmen betreibt einen "Drei-Seiten-Marktplatz", auf dem Immobilienverkäufer, -makler und -käufer gematcht werden. Das Unternehmen hat 2020 seinen Umsatz von 2,4 auf 3,7 Milliarden Dollar gesteigert und die Verluste von 388 Millionen Dollar auf etwa 270 Millionen gesenkt. Die Bewertung beim IPO werde Insidern zufolge in die Milliarden gehen.
Flugtaxi-Startup: Erstes SPAC seit langem an der Frankfurter Börse
Mit einer Bewertung von zwei Milliarden Dollar rechnet man beim Börsegang des Münchner Flugtaxi-Start-up Lilium. Möglich wird dieser durch die Fusion mit einem SPAC (Special Purpose Acquisition Vehicle) aus den USA, in diesem Fall ist es die US-Firma Qell Acquisition Corp. Der Börsegang über diese "Blankoscheck"-Firma – häufig wagen diese sich in einer Erstemission an die Börse und sammeln Kapital ein, ohne dass feststeht, was sie genau damit machen wollen – ist das erste SPAC seit Jahrzehnten an der Frankfurter Börse.
Lilium ist eines der ersten und bekanntesten deutschen Unicorns und wird mit mehr als eine Milliarde Euro bewertet. Nach mehreren Finanzierungsrunden im Wert von unter anderem 240 Millionen Dollar und 30 Millionen Dollar sowie den Größen Frank Thelen und Tencent an Bord betragen die Gesamtinvestitionen mehr als 375 Millionen US-Dollar. Die ersten Jets sollen im Jahr 2025 auf den Markt kommen. Dieser gilt auch als hot: Laut Morgan Stanley ist der Markt für elektronische Flugtaxis in zwanzig Jahren mehr als 1,5 Billionen US-Dollar wert.
Europas größte Laborkette
Als nächster höchst interessanter Börsenkandidat in Frankfurt gilt Synlab. Die Laborkette profitiert derzeit massiv von den PCR-Tests auf das COVID-19-Virus. Die Ratingagentur Fitch schätzt, dass die Geschäfte mit der Pandemie rund ein Fünftel des Konzernumsatzes ausmachen. Trotz hoher Kosten zum Aufbau neuer Labor-Kapazitäten werde der operative Gewinn auf 550 Millionen (2019: 444) ansteigen.Insidern zufolge könnte das Unternehmen mit sechs Milliarden Euro bewertet werden.
Weiterer Börsentrip für Angermayer
Ebenfalls ein Deutscher ist der Mastermind hinter der Biotechfirma Atai. Die Firma von Christian Angermayer (LEADERSNET berichtete) unterstützt unter anderem Startups, die mit Magic Mushrooms und MDMA forschen. Bei Investoren wurden 130 Millionen Euro (157 Millionen Dollar) eingesammelt. Erst kürzlich bekam die Biotechfirma 100 Millionen Euro. Nun bewerten Investoren die Firma mit etwa 1,7 Milliarden Euro. Dem Unternehmen vertraute Personen sprechen von einem schnellen Gang aufs Parkett. Die Emission könnte im Mai stattfinden und das Unternehmen mit einem mittleren einstelligen Milliardenbetrag bewertet werden.
Deutsche BASF-Tochter will im Herbst 2021 debütieren
Mit einer Bewertung von 14 Milliarden Euro soll im Herbst 2021 Wintershall Dea an den Start gehen, nachdem die ursprünglichen Pläne für einen IPO im März 2020 auf Eis gelegt wurden. Der Öl- und Gaskonzern entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea zu Europas größtem Gas- und Ölproduzenten.
Fixstarter und wahrscheinlich Europas größter Börsengang
Vantage Towers, die Funkturm-Tochter von Vodafone, nützt die gestiegene Nachfrage nach Funkmasten für den bisher größten Börsengang des Jahres in Europa. Von einer Bewertung von bis zu 20 Milliarden Euro ist die Rede.
"Der Börsengang von VantageTowers nimmt Fahrt auf. Die heutige Bekanntmachung der Preisspanne wird von der Nachricht begleitet, dass zwei führende globale Investoren zugesagt haben, an unserem Börsengang als Cornerstone Investoren mit dem Kauf von Aktien im Wert von EUR 950 Mio. zum Angebotspreis teilzunehmen. Die Nachfrage nach Daten und Konnektivität in ganz Europa treibt das Wachstum in der Funkturmbranche. Mit unserer überlegenen Infrastruktur und unseren führenden Marktpositionen sind wir gut aufgestellt, um von diesem Wachstum zu profitieren. Unsere jüngsten Finanzergebnisse haben die positive wirtschaftliche und operative Dynamik im gesamten Geschäft einmal mehr deutlich gemacht", sagt Vivek Badrinath, CEO von Vantage Towers. (jw)
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