"Geschichten erzählen setzt im deutschsprachigen Raum über neun Milliarden Euro pro Jahr um"

Martin Distl, CMF Vorstand, im Interview über die Vorurteile rund um Content Marketing, die Stärken dieser Kommunikationsform, wie der Best of Content Marketing Award heuer abläuft und wo österreichische Agenturen State-of-the-Art sind.

Der "Best of Content Marketing" (BCM) ist seit Jahren mit mehr als 600 Einreichungen der größte Wettbewerb für inhaltsgetriebene Kommunikation in Europa. Seit 2003 zeichnet das Content Marketing Forum dabei die besten Unternehmenspublikationen aus – sei es Print oder Digital, intern oder extern. Europas bedeutendster Content-Marketing-Award bietet für Österreichische Agenturen und Unternehmen 2021 besondere Möglichkeiten. LEADERSET hat Martin Distl, Vorstand des Content Marketing Forum (CMF) Austrian Chapter, zum Interview gebeten.

LEADERSNET: Für viele ist Content Marketing immer noch "Geschichten erzählen". Wie räumen Sie mit diesem Vorurteil auf?

Distl: Zum einen durch Fakten: Das "Geschichten erzählen" setzt im deutschsprachigen Raum mittlerweile über neun Milliarden Euro pro Jahr um, 590 Millionen davon entfallen auf den österreichischen Markt – Tendenz weiter steigend. Zum anderen sind gerade in der Coronakrise viele andere Formen der Kommunikation an ihre Grenzen gestoßen, Content Marketing hat sie dagegen an vielen Stellen überwunden und dafür gesorgt, dass Unternehmen sowohl mit ihren Mitarbeitern als auch mit ihren Kunden, Stakeholdern und der Öffentlichkeit eine sachliche, aber trotzdem menschliche Kommunikationsebene in der Krise finden konnten. Das hat mit "Geschichten erzählen" nichts zu tun, sondern mit gut aufbereiteter Information, die an der richtigen Stelle eingesetzt wurde. Geschichten gehören dazu – sie sind aber nur ein kleiner Teil eines Gesamtprozesses, der Kommunikation zwischen Menschen und Unternehmen gelingen lässt.

LEADERSNET: Welchen Stellenwert hat Content Marketing dieser Tage?

Distl: Gutes Content Marketing ist in der Lage, Orientierung zu geben und bei der Einordnung von – auch komplexen – Informationen zu helfen. Ähnlich dem Journalismus, aber eben getrieben von Marken und Unternehmen. Unternehmen nehmen heute einen ganz anderen Platz in der Gesellschaft ein als noch vor 20 Jahren. Der viel zitierte Purpose wird immer wichtiger, Unternehmen beziehen mit ihren Marken Stellung. Content Marketing ist ein wichtiges Tool dafür.

LEADERSNET: Für welche Ziele ist Content Marketing besonders geeignet?

Distl: Unsere aktuelle CMF Content Marketing Basisstudie hat gezeigt, dass Content Marketing ein hohes kognitives und emotionales Engagement nach sich zieht und dadurch langfristig und nachhaltig den Markenwert steigert. Das ist die Stärke dieser Kommunikationsform.

LEADERSNET: Wie kann man daraus Profit machen?

Distl: Indem man seinen Markenwert nutzt, um die passenden Produkte mit den passenden Strategien an den Kunden zu bringen.

LEADERSNET: Wieviel setzt die Branche jährlich um?

Distl: In Österreich aktuell ca. 590 Millionen Euro im Jahr, im deutschsprachigen Raum über neun Milliarden.

LEADERSNET: Sie sind im CMF (Fachverband Content Marketing Forum) als Vorstand im Amt. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Distl: An erster Stelle aufzuzeigen, dass man mit gutem Inhalt sowie mit der richtigen Story eine Zielgruppe für ein Thema begeistern kann. Des Weiteren zu belegen, dass Content Marketing gekommen ist um zu bleiben und immer wichtiger wird. Gute und relevante Inhalte gewinnen immer mehr in allen Medienkanälen an Bedeutung, dies zeigen auch die eingereichten und auszeichnungswürdigen Beispiele beim Best of Content Marketing Award. Darüber hinaus natürlich unseren CMF Mitgliedern in Österreich und die der ganzen DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) Tools und Know-how in die Hand zu geben, damit sie ihre Kunden noch besser servicieren können, u.a. mit der CMF Basisstudie über Content Marketing, dem CMF-Magazin Inhalt, mit zahlreichen Veranstaltungen und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie natürlich mit dem BCM als Leistungsschau der besten Arbeiten in Europa!

LEADERSNET: Was bietet "Europas bedeutendster Content Marketing Award" für die österreichischen Einreicher?

Distl: Für Agenturen geht es darum, ihre Arbeiten sichtbar zu machen und sich so neuen Kunden zu empfehlen. Die Teilnahme und der Gewinn eines BCM Gold-Awards hilft den Agenturen in ihrer direkten Außendarstellung und fließt in Kreativ-Rankings ein. Auf Unternehmensseite müssen intern immer wieder Budgets neu erkämpft werden – hier ist es eher die Wirkung nach innen wichtig – preisgekrönte und nachweislich effektive Kampagnen helfen da sehr bei der Argumentation. Für Agenturen und Unternehmen ist der BCM auch eine Gelegenheit zur Standortbestimmung, um zu sehen, wo sie mit ihrem Content Marketing stehen und welche Optimierungspotenziale es gibt.

LEADERSNET: Bewegen sich heimische Kampagnen eigentlich auf internationalem Niveau?

Distl: In den vergangenen 15 Jahren hat sich der BCM zum größten Award für Unternehmens- und inhaltsgetriebene Kommunikation in Europa entwickelt. Bei dieser Vielzahl an Einreichungen aus unterschiedlichen Ländern ist es immer schön zu sehen, dass Projekte aus Österreich sehr erfolgreich abschneiden und sind auch eine Bestätigung der herausragenden Leistung! So ging der erstmalig vergebene Grand Prix 2019 an die ÖBB nach Österreich und das Magazin Frisch von Kröswang hat es in die Hall of Fame geschafft. Zahlreiche Gold Preisträger und Nominierungen (Silber) zeigen die Qualität, Kreativität sowie Effizienz von Österreichischen Unternehmen und Agenturen. Nachdem ich selbst mit der maxima Gold und für andere Produkte mehrmals Silber entgegennehmen durfte, kann ich nur bestätigen, dass diese Auszeichnung nicht nur Freude und Wertschätzung bedeutet sondern auch für das ganze Team höchste Motivation und für den Kunden eine Bestätigung seines Invest darstellt.

LEADERSNET: Wo gibt es Aufholbedarf?

Distl: Bis vor einigen Jahren hörte man oft, man muss nur nach Deutschland, Skandinavien oder in den angelsächsischen Raum schauen, denn dieser ist Österreich ein bis zwei Schritte voraus. Die vorher angeführten Arbeiten zeigen, dass sich hier Österreichische Agenturen und Unternehmen überhaupt nicht verstecken müssen und  in vielen Bereichen State-of-the-Art sind. Vielleicht am Selbstverständnis des Themas könnte noch gearbeitet werden. Bei uns muss noch immer betont werden: Wir machen jetzt auch Content Marketing. In vielen anderen Ländern ist dies mittlerweile eine Selbstverständlichkeit und würde eher Fragen aufwerfen, wenn Content Marketing nicht fixer Bestandteil des Kommunikation-Plans ist.

LEADERSNET: In welcher Form geht "Best of Content Marketing 2021" über die Bühne?

Distl: Jurysitzungen und Preisverleihung am 17. Juni  2021 werden in diesem Jahr wieder digital stattfinden. Das Risiko, eine Liveveranstaltung zu planen, wäre aktuell noch zu hoch.

LEADERSNET: Wie hat Corona den Award beeinflusst? Gibt es diesbezüglich neue Kategorien?

Distl: Ja, es gibt eine Sonderkategorie Corona-Kommunikation. Sie kann zusätzlich zur eigentlich Einreichungskategorie ausgewählt werden und ist komplett kostenfrei. Hier können alle Arbeiten nominiert werden, die sich mit Corona beschäftigt haben.

LEADERSNET: Wer entscheidet in den 80 ausgeschriebenen Kategorien?

Distl: Wir haben eine Jury aus insgesamt über 200 Experten aus Unternehmen, Agenturen und Wissenschaft. Aufgeteilt in etwa 40 interdisziplinär besetzte Jurygruppen, diskutieren und bewerten die Juroren die Arbeiten in den einzelnen Kategorien. (jw)

www.bcm-award.com

www.best-of-content-marketing.com

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