Die Automobilwirtschaft hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Die Zahlen dazu hat die österreichische Automobilwirtschaft – Automobilimporteure und Fahrzeughandel – am Montag, gemeinsam mit der Statistik Austria im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz vorgestellt.
"Die Pandemie beeinlusst die Kfz-Inustrie maßgeblich"
Peter Laimer, verantwortlich für die Kfz-Statistik bei Statistik Austria, erläutert: "Die COVID19 Pandemie beeinflusst auch die Kfz-Industrie maßgeblich. Die Pkw-Neuzulassungen sind 2020 um ein Viertel zurückgegangen." Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 248.740 Pkw neu zugelassen, was einem Rückgang von 24,5 Prozent gegenüber 2019 entspricht. "Während sich die Zulassungszahlen benzin- und dieselbetriebener Pkw deutlich rückläufig entwickelten, legte die Zahl der mit alternativen Kraftstoffen betriebenen Pkw um fast das Doppelte auf 50.060 Fahrzeuge zu", so Laimer weiter.
Diese Zunahme ist zum überwiegenden Teil auf Benzin-Hybrid-Pkw zurückzuführen (+105,5 Prozent auf 25.380 Fahrzeuge), ausschließlich elektrisch betriebene Pkw verzeichneten einen Zuwachs von 72,8 Prozent auf 15.972 Fahrzeuge. "Neuzulassungen einspuriger Kfz lagen im Jahr 2020 mit 46.099 Fahrzeugen um 13,4 Prozent über dem Vorjahreswert und damit wiederum vor den Lkw-Neuzulassungen, die mit 40.042 gegenüber 2019 um 16,7 Prozent zurückgingen", führt Peter Laimer aus.
"Dramatische Entwicklung"
Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, nennt in erster Linie die Corona Pandemie und die damit verbundene, anhaltend schlechte Wirtschaftslage sowie die schwierigen politischen Rahmenbedingungen mit permanenten Steuererhöhungen als Gründe für den Einbruch am Automarkt. "All diese Faktoren haben zusammen zum schlechtesten Jahr für die Automobilwirtschaft seit 33 Jahren geführt", so Kerle. Diese Entwicklung sei dramatisch, da die Automobilwirtschaft eine Leitbranche der produzierenden Wirtschaft in Österreich ist und für 315.000 Arbeitsplätze sorgt.
"Wir müssen leider davon ausgehen, dass auch 2021 ein schwieriges Jahr wird. Um die Lage am Automarkt zu stabilisieren, dürfen jedenfalls keine neuen finanziellen Belastungen für Unsicherheit sorgen. Stattdessen sollten wir auf Maßnahmen setzen, die den Markt ankurbeln. Darüber hinaus sollte eine Verlängerung der Investitionsprämie angedacht werden, die als Coronamaßnahme einen positiven Input gebracht hat. Grundsätzlich wünschen wir uns, dass es zwischen Politik und Wirtschaft wieder mehr zu einem Miteinander kommt und wir uns wegbewegen von der Bestrafungspolitik und der rein ideologischen Politik, wie wir es derzeit häufig erleben. Sowohl die Wirtschaftskrise als auch Fragen der Klimapolitik werden wir nur dann lösen, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen", so Kerle.
Für 2021 rechnet Kerle zumindest im Bereich der elektrifizierten Fahrzeuge erneut mit einem großen Aufschwung, von Seiten der Hersteller sei jedenfalls ein wahres Produktfeuerwerk zu erwarten.
"Betriebe brauchen Perspektiven und Planbarkeit"
"Nach einem für unsere Branche enttäuschenden Jahr 2020 heißt es jetzt nach vorne blicken", resümiert der Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer Österreich, Klaus Edelsbrunner, anlässlich der Bekanntgabe der Kfz-Zulassungszahlen. Auch der Start ins neue Jahr sei für den Fahrzeughandel bis jetzt eher stotternd verlaufen: "Der Lockdown im normalerweise zulassungsstarken Jänner trifft unsere Branche voll. Was die Unternehmen jetzt brauchen, sind Planbarkeit und klare Perspektiven, um ins Frühjahr starten zu können“, unterstreicht der Branchensprecher.
Die Kundennachfrage sei derzeit noch schwach. Auch die Entwicklung des Gebrauchtwagenhandels sei 2021 schwierig, so Edelsbrunner. Belastend wirken die laufenden Kosten für die Gebrauchtwagenlager, zudem steige allgemein die Insolvenzgefahr, da auch die gestundeten Steuern bezahlt werden müssten. Edelsbrunner kritisiert auch die NoVA-Erhöhung bzw. Einführung für leichte Nutzfahrzeuge ab 1. Juli 2021: "Generell sind Steuererhöhungen wie diese Gift für den Markt, bringen aber auch der Umwelt nichts, weil alte – und damit schadstoffreichere – Fahrzeuge einfach länger auf der Straße bleiben. Eine NoVA für Kleintransporter ist nur eine Zusatzbelastung für die Wirtschaft“, betont Edelsbrunner abschließend und verweist darauf, dass die NoVA seinerzeit als Ersatz der "Luxussteuer“ eingeführt wurde. (rb)
www.automobilimporteure.at
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