Facebooks Faktenchecker spüren weniger als ein Prozent der auf der Plattform verbreiteten Fehlinformationen über das Coronavirus auf. Das macht häufig die deutlich strengere Regulierung von Google-Tochter YouTube zunichte. Videos mit Fake News schlüpfen oft durch die Facebook-Kontrolle und werden auf der Plattform tausendfach geteilt, bevor YouTube sie löschen kann. Das zeigt eine Studie der University of Oxford.
Eine Million YouTube-Clips analysiert
"Soziale Netzwerke gehen zu wenig gegen Fake News vor. Das liegt unter anderem bei Facebook daran, dass die Plattform keinen eigenen Content hat und für ihre Finanzierung auf den von Usern angewiesen ist. Wenn ein Inhalt viel Publikum anlockt, tut der Konzern möglichst wenig dagegen. Faktenchecks sind dagegen aufwendig und teuer, weswegen Facebook nur sehr wenig Personal dafür verwendet. Das passiert allerdings nur aufgrund von öffentlichem Druck und ist im Grunde Augenauswischerei", kritisiert Social-Media-Experte Hendrik Unger gegenüber pressetext.
Die Forscher haben für die Studie mehr als eine Million YouTube-Videos zum Thema Coronavirus untersucht, die in sozialen Netzwerken zirkuliert sind. Dabei haben sie darauf geachtet, ob YouTube die Inhalte wegen der Verbreitung von Fehlinformation gelöscht hat. Videos mit Fake News über die Pandemie wurden auf Facebook zwischen Oktober 2019 und Juni 2020 fast 20 Millionen Mal geteilt. Damit hatten sie eine höhere Reichweite als die fünf größten englischsprachigen Nachrichtenmedien auf YouTube.
Auf Twitter weniger Fake News
Von den zu beanstandenden 8.105 Videos, die auf Facebook im Umlauf waren, haben die Faktenchecker der Plattform nur 55 als Fake News markiert, also weniger als ein Prozent. Bevor YouTube die Inhalte gelöscht hat, wurde jedes davon im Schnitt etwa 11.000 Mal geteilt. Dagegen erhielten sie auf dem Mikroblogging-Dienst Twitter durchschnittlich nur etwa 63 Retweets.
In den populärsten Fake-News-Videos machen scheinbare Experten wissenschaftlich unkorrekte Aussagen über das Coronavirus. Die Hälfte der Reichweite dieser Inhalte stammt von lediglich 250 Facebook-Gruppen, die sie regelmäßig posten. Laut den Forschern finden User auf YouTube aufgrund der stärkeren Regulierung zwar bessere Informationen, jedoch verbreiten sich Fake News durch Facebook stärker. (pte)
www.ox.ac.uk
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