Das Rennen um die Entwicklung eines marktreifen Impfstoffes gegen das neuartige Coronavirus dürfte in die alles entscheidende "heiße" Phase gehen: Wie Johnson & Johnson (J&J) am Mittwoch bekanntgab, hat der US-amerikanische Pharmakonzern, der sich selbst als größten Pharmakonzern der Welt betitelt, soeben eine klinische Studie mit 60.000 Probanden für seinen Einzeldosis-Impfstoff gegen COVID-19 auf drei Kontinenten begonnen. Damit wird die Phase-3-Studie eine der größten Corona-Impfstoffstudien die es bisher je gab.
Zur Corona-Immunität mit nur einer Spritze?
In einer vorangegangenen Studie hatte der gespritzte Wirkstoff von J&J vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Der Johnson& Johnson - Impfstoff hätte gegenüber anderen sich aktuell in der finalen Studienphase befindlichen Impfstoffen der Konkurrenz nämlich den Vorteil, dass er in einer einmaligen Verabreichung wirken und Schutz vor einer Coronainfektion bieten soll, während die anderen voraussichtlich in zwei Dosen im Abstand einiger Wochen verabreicht werden müssen.
Nun soll also geprüft werden, ob eine einzige Dosis des Impfstoffs von J&J die Menschen tatsächlich sicher vor COVID-19 schützen kann. US-Regierungsbehörden, darunter die National Institutes of Health (NIH) und das Department of Health and Human Services, beteiligen sich an der Finanzierung der Studie, die voraussichtlich rund 480 Millionen Dollar kosten wird.
Der Corona-Kandidat von J&J ist das insgesamt vierte Projekt in den USA und das zehnte Projekt weltweit, das in die letzte Phase der klinischen Prüfung vorrückt. Die ersten Großversuche hatten chinesische Hersteller angestellt, in den USA preschte die Biotechfirma Moderna vor und auch der mit dem deutschen Unternehmen Biontech verbündete Pharmariese Pfizer zog nach. Während all diese Kandidaten sich in den entscheidenden Phasen der Studien ihrer unterschiedlichen Wirkstoffe befinden, wächst die Hoffnung, dass zumindest ein Impfstoff sich noch in diesem Jahr als erfolgreich erweisen wird und in die Massenproduktion geht. Der Erwartungsdruck und das Interesse sind selbsterklärenderweise groß: Einige Pharmafirmen haben bereits Vorverträge mit mehreren Staaten geschlossen, die hohe Prämien für zügige Lieferung des heiß ersehnten Impfstoffs versprechen.
Pharmariesen: "Wollen keinen Profit aus Corona-Impfstoff schlagen"
Im Unterschied zu den übrigen drei in US-Phase-3-Studien untersuchten Corona-Impfstoffen soll eine einzelne Spritze als Schutz ausreichen, während. Wie Chefwissenschaftler Paul Stoffels erklärte, dürfe man trotz des vergleichsweise späten Starts der Studien-Endphase dank der größeren Teilnehmerzahl schon Anfang des kommenden Jahres auf Ergebnisse hoffen.
Johnson & Johnson erklärte, dass der Ausbau der Produktionskapazität auf Kurs sei, um jährlich eine Milliarde Impfstoffdosen liefern zu können. Der Pharmariese betont, einen "erschwinglichen" Impfstoff liefern zu wollen, da man während der Pandemie damit "keine Gewinnerzielungsabsicht" verfolge. "Unser Ziel bleibt, die globale Reichweite und wissenschaftliche Innovation unseres Unternehmens zu hebeln, um beim Beenden dieser Pandemie zu helfen", erklärte J&J Konzernchef Alex Gorsky.
Kein "barrierefreier" Zugang zu Impfstoffen zu erwarten
So rasch es auch tatsächlich zur Freigabe eines Impfstoffs kommen mag, so darf man leider nicht die Hürden außer Acht lassen, die nach Markteintritt lauern. Denn selbst wenn ein Impfstoff schon heute zugelassen würde, so bräuchte es einerseits noch einige Zeit, um ihn in großen Mengen zu produzieren – und andererseits würde sich die Frage stellen, wer als erstes ein Anrecht auf die ersten Chargen erhält. Es ist stark anzunehmen, dass der Corona-Impfstoff gerade in der Anfangsphase nur an vorrangige Berufsgruppen (wie etwa im Gesundheitswesen, Anm.) verteilt werden dürfte. Bis wirklich der Großteil der Bevölkerung, auch in reichen Ländern wie den USA und weiten Teilen Europas, geimpft werden kann, wird es wohl bestimmt noch einige Zeit dauern. Und die derzeit besonders von der Pandemie betroffenen ärmeren Länder dürften auf der Warteliste nocheinmal weiter hinten anstehen müssen. (red)
www.jnjaustria.at
Kommentar schreiben