Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass das Jahr 2020 von ungewöhnlich vielen Insolvenzen geprägt ist und diese Entwicklung sich realistisch gesehen wohl noch eine Weile fortsetzen wird. Die Coronakrise fordert von der Wirtschaft weltweit einen großen Tribut, Experten wie Ricardo José Vybiral vom KSV 1870 rechnen mit rund 20 Prozent mehr Pleiten als in "normalen Jahren" ( Details zum Forecast des Chefs des Kreditschutzverbandes können Sie in unserem Exklusivinterview hier nachlesen, Anm.).
Eine der prägnantesten Pleiten ist allerdings wohl schon jetzt bekannt: Die Insolvenz einer deutschen Kaufhauskette, die der bekannte österreichische Investor René Benko erst 2019 über seine Signa Holding komplett übernommen hatte. Seit Monaten ist die Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof unsicher, nun soll die Entscheidung schnell gehen. Für Dienstag, den 1. September ist das Gläubigertreffen anberaumt, das über den Insolvenzplan und damit über die Zukunft des Unternehmens und die hunderter seiner Angestellten entscheidet.
Die Gläubiger des deutschen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof stellen am Dienstag in Essen die Weichen für die Zukunft des ums Überleben kämpfenden Traditionsunternehmens. Wichtigster Punkt auf der Tagesordnung des Gläubigertreffens ist die Abstimmung über den von der Unternehmensführung ausgearbeiteten Insolvenzplan, der den Weg zu einer Gesundung des Warenhausriesen weisen soll.
Neuanfang durch "Tabula Rasa"-Insolvenzplan?
Tatsächlich soll dem Bangen nun recht zügig ein Ende bereitet werden, eine Entscheidung scheint so gut wie fix: Bereits am Tag vor der Gläubigerkonferenz schienen die Zeichen Insider- und Medienberichten zufolge ganz auf eine Annahme des Insolvenzplans zu stehen. Wie unter anderem die deutsche Der Westen, der Kurier und auch die Kleine Zeitung unisono berichten, soll der Insolvenzplan hart ausfallen, aber dafür so gut wie sicher angenommen werden. Darin soll die Unternehmensführung bei Vermietern, Lieferanten und anderen Gläubigern darauf appellieren, auf einen Großteil ihrer Forderungen an den Warenhauskonzern zu verzichten, um dem Konzern einen Neuanfang zu ermöglichen. Es wird kolportiert, dass es dabei um über zwei Milliarden Euro gehen soll. Der "Tabula Rasa"-Plan die Schließung von mehr als 40 Warenhäusern und zahlreichen Karstadt-Sports-Filialen vor.
Die Annahme des Insolvenzplans werde auch deshalb als "wahrscheinlich" eingeschätzt, weiler den Gläubigern einen Hoffnungsschimmer erhält, zumindest noch einen kleinen Teil ihres Geldes zurückzuerhalten. Bei einer Ablehnung des Insolvenzplans droht dagegen nach Einschätzung von Insolvenzexperten das Aus für den Konzern und damit möglicherweise ein Totalverlust der Forderungen.
Milliardenverluste: Neuanfang und Rückkehr zu schwarzen Zahlen erhofft
Der Corona-Lockdown hatte Galeria Karstadt Kaufhof in eine massive Krise gestürzt (LEADERSNET berichtete hier, hier und hier). Anfang April musste der Konzern in einem Schutzschirmverfahren um Rettung ansuchen: Damals schon berichtete das Unternehmen, dass man allein in diesem Jahr durch die COVID-19-bedingten Schließungen einen Umsatzverlust von rund einer Milliarde Euro erwarte.
Zuletzt war Mitte Juni angekündigt worden, dass Galeria Karstadt Kaufhof im Rahmen der Sanierungspläne insgesamt 62 seiner 172 Warenhäuser schließen wolle. Dank der Zugeständnisse von Vermietern und Hilfen von Kommunen gelang es seitdem aber noch einmal die Zahl der Schließungsfilialen spürbar zu reduzieren. Durch den straffen Sanierungsplan erhofft sich Benkos Unternehmen, sich in möglichst kurzer Zeit ( was in diesem Fall dennoch einigen Jahren entsprechen dürfte) zurück in die schwarzen Zahlen kämpfen zu können. (rb)
www.galeria.de
www.signa.at
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