Nachhaltigkeit – kein anderes Wort wird im Sinne von Verantwortung für die Umwelt und die Zukunft unseres Planeten so häufig strapaziert wie dieses. Der sorgsame Umgang mit den vorhandenen Ressourcen sowie deren Recycling erhält ständig mehr Bedeutung, sofern diese immer geringer werden.
In diesem Sinne gibt es, in den meisten Fällen von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt, brauchbare Initiativen, die sich jetzt schon unter den gegebenen Voraussetzungen mit Emissionseinsparungstechniken auseinandersetzen und Firmen, die alternative Programme bereits umsetzen.
Wie das 1991 gegründete Unternehmen Münzer Bioindustrie, das weltweit Altspeisefett sammelt und an zwei Standorten in Österreich (am Ölhafen Lobau in Wien und in Gaishorn, Steiermark) daraus umweltfreundlichen Biodiesel produziert.
Altspeisefett als Rohstoff zur Energieerzeugung
Ewald-Marco Münzer, CEO des Unternehmens: "Wir sammeln und verwerten weltweit Altspeisefett und andere flüssige Abfälle. Dadurch schaffen wir neue Rohstoffe zur Energieerzeugung und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit, zum Umwelt- und Klimaschutz. Das ist gelebte Kreislaufwirtschaft."
Vom gebrauchten Speiseöl zum Biodiesel
Insgesamt produziert das eigentümergeführte Familienunternehmen 220.000 Liter Biodiesel im Jahr, davon 140.000 Liter in Wien. 60 Prozent des Rohstoffs kommt aus Pflanzenöl und 40 Prozent aus Altspeisefett. Gesammelt wird das Altspeisefett mittlerweile weltweit in Gastronomie, Hotellerie und Industrie. Aber auch die privaten Haushalte rücken immer mehr in den Fokus. "In Österreich sind wir im privaten Bereich schon ganz gut aufgestellt. Wir sind hier einerseits Servicedienstleister der kommunalen Sammeleinrichtungen, andererseits stellen wir auch eigene Systeme zur Verfügung, um es den Bürgerinnen und Bürgern noch einfacher zu machen, Altspeisefett richtig zu entsorgen", erklärt Ewald-Marco Münzer. "In Österreich haben wir so bereits mehr als 400 Sammelboxen aufgestellt. Aktuell findet auch in Deutschland der Roll-out statt", so Münzer weiter.
Nachhaltige Dekarbonisierung © Münzer Bioindustrie GmbH
An den beiden Produktionsstandorten werden die Behälter entleert, gereinigt und wieder ausgeführt. Wichtig beim Sammeln ist es, so Ewald-Marco Münzer, dass außer geringen Kochresten keine anderen Flüssigkeiten oder Reste in die Behälter kommen.
Ewald-Marco Münzer erklärt das verwendete Verfahren zur Herstellung von Biodiesel wie folgt: "Es handelt sich um einen etablierten, bereits Ende der 1970er-Jahre an der Karl-Franzens-Universität in Graz entwickelten Prozess, ein chemisches Verfahren der Ver- und Umesterung, dessen Alleinstellungsmerkmal es ist, nicht nur aus frischen Pflanzenölen, sondern auch aus Altspeiseölen und Altspeisefetten, einen qualitativen und genormten Alternativkraftstoff, zustande zu bringen.
Simpel erklärt geht es um einen dreiteiligen Prozess – man braucht dazu einen Rohstoff, also das Altspeiseöl, Alkohol, in unserem Fall Methanol, und einen Katalysator für den chemischen Prozess. Drei Teile kommen aus dem Prozess wieder heraus – das Hauptprodukt der alternative Kraftstoff Biodiesel, der Alkohol geht ins Produkt, daraus entstehen Glyzerine, ein hochwertiges Nebenprodukt, das wir bis zur pharmazeutischen Qualität aufbereiten können und letztendlich verbraucht sich der Katalysator nicht und kann als Düngemittel genutzt werden. Damit wird eine hundertprozentige, schöne runde Kreislaufwirtschaft dargestellt."
Landesrätin Simone Schmiedtbauer, Landeshauptmann-Stv. Anton Lang und Ewald-Marco Münzer, GF Münzer Bioindustrie © Münzer Bioindustrie GmbH
Es darf durchaus mehr sein
Derzeit dürfen nur sieben Prozent Biodiesel zu normalem Diesel und zehn Prozent Bio-Ethanol zu Benzin beigemengt werden. In den letzten zwanzig Jahren wurden laut Ewald-Marco Münzer kumuliert dennoch 30 Millionen Tonnen CO2 auf dem Verkehrssektor eingespart. Es handelt sich um eine normative Grenze, die in Entwicklung ist, in Deutschland wird der Anteil derzeit auf zehn Prozent angehoben. "Wir hoffen, dass auch bei uns die Entscheidungsträger folgen werden, denn die Pariser Klimaziele sagen uns für 2030 eine Lücke von vier Millionen Tonnen CO2-Einsparung im Verkehr voraus, und allein, wenn wir von sieben auf zehn Prozent beim Diesel gehen, hätte man als Mitnahmeeffekt plus eine Million Tonnen Co2-Einsparung im österreichischen Verkehrssektor, das heißt, ein Viertel des Pariser Ziels könnten wir allein mit dieser Maßnahme erreichen."
Nationale und internationale Anerkennung
Diese Anstrengungen der Münzer Bioindustrie GmbH auf dem Nachhaltigkeitssektor finden mittlerweile auch nationale und internationale Anerkennung. Das Unternehmen hält Platz zwei unter den Austria’s Leading Companies und laut Trend Platz 277 unter den Top 500 größten Unternehmen Österreichs. Weiters erhielt Münzer Bioindustrie den Preis für Klimaschutz "Land der Talente" und Ewald-Marco Münzer, auch Vorstandsmitglied der Plattform Erneuerbare Kraftstoffe, wurde im Vorjahr mit dem "EY Entrepreneur of the Year Award 2023" ausgezeichnet. Im April dieses Jahres schloss das Unternehmen eine Zusammenarbeit mit der Fernwärme Weiz über eine regionale Energieversorgung mittels hundertprozentiger biogener Wärmeversorgung ab (LEADERSNET berichtete).
www.muenzer.at
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