AmCham reagiert auf US-Strafzölle
"Wir müssen die transatlantischen Handelsbeziehungen neu gestalten"

| Tobias Seifried 
| 09.04.2025

Bei der Amerikanischen Handelskammer in Österreich setzt man sich für eine Deeskalation im Zollstreit ein. Langfristig wird ein Freihandelsabkommen angestrebt.

Seit den Zollankündigungen von Donald Trump in der Vorwoche ist die über Jahrzehnte herangereifte Weltwirtschaftsordnung ziemlich aus den Fugen geraten. Börsen rund um den Globus stürzten regelrecht ab (LEADERSNET berichtete), bei Unternehmen und Verbraucher:innen herrscht große Unsicherheit und ein Ende des Konflikts ist derzeit nicht in Sicht. Auch wenn der US-Präsident die zuletzt angekündigten Strafzölle gegen viele Länder am Mittwochabend überraschend für 90 Tage ausgesetzt hat.

Nun hat sich die Amerikanische Handelskammer in Österreich (AmCham) zu Wort gemeldet. "Wir müssen angesichts der US-Zölle die transatlantischen Handelsbeziehungen neu gestalten. Es braucht eine Deeskalation. Unsere Unternehmen müssen auf die geänderten Strukturen reagieren, um weiterhin erfolgreich und profitabel zu kooperieren. Die USA sind der zweitwichtigste Exportmarkt Österreichs, und unsere Ökonomie profitiert vom Engagement der US-Unternehmen in Österreich. Im dritten Jahr der heimischen Rezession, einer schwächelnden deutschen Wirtschaft und einer geringeren heimischen Nachfrage ist es entscheidend, unsere Beziehung zu den USA aufrechtzuerhalten beziehungsweise neu zu definieren", sagt AmCham-Präsident Michael Zettel.

Positive Handelsbilanz

Österreich verzeichnet demnach seit über 20 Jahren eine positive Handelsbilanz mit den USA, die stetig zunehme. Den Warenexporten von 14,7 Milliarden Euro stehen Importe von 7,9 Milliarden Euro gegenüber. Im Durchschnitt seien in den letzten Jahren die Exporte in die USA um über 15 Prozent gestiegen. Die Bedeutung österreichischer Investitionen in den USA nehme zu. Der Wert der FDIs in den USA lag zuletzt bei knapp 17 Milliarden Euro. "Mit einer Niederlassung in den USA können österreichische Unternehmen erfolgreich den US-Markt nutzen. Die AmCham unterstützt auch weiterhin die heimischen Betriebe bei diesem Prozess", erläutert Zettel.

"Das Engagement der US-Unternehmen in Österreich ist für den Wirtschaftsstandort entscheidend. Die Top 50 US-Unternehmen in Österreich haben direkt und indirekt einen starken positiven Impact auf die heimische Wirtschaft und sind ein wichtiger Faktor für die Volkswirtschaft", betont der AmCham-Präsident. So verantworten die 50 größten US-Konzerne in Österreich 2,7 Prozent des heimischen BIPs, schaffen und sichern 148.000 Arbeitsplätze und zahlen 5,1 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben in Österreich. Die AmCham warnt davor, "die Rahmenbedingungen für US-Konzerne in Österreich zu verschärfen". Eine Erhöhung oder Ausweitung der Digitalsteuer etwa, um vor allem US-Tech-Unternehmen zu treffen, hätte negative Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Österreich, denn zusätzliche steuerliche Belastungen haben eine negative Signalwirkung für Investitionen.

Freihandelsabkommen

"Die AmCham hält an ihrem langfristigen Ziel, ein Freihandelsabkommen mit den USA zu erreichen, fest. Kurz- und mittelfristig müssen wir die aktuellen Herausforderungen annehmen und die Kooperation zwischen den beiden Nationen unter den neuen Gegebenheiten aktiv gestalten", so Zettel abschließend.

www.amcham.at

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