PwC-Studie zu New Work
Mehrheit der HR-Manager sieht in der 4-Tagewoche einen Wettbewerbsvorteil

| Redaktion 
| 24.04.2024

Unter den befragten HR-Verantwortlichen in Österreich sind zwei flexible Arbeitsmodelle besonders beliebt.

Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch. Aktuell revolutioniert New Work die Berufswelt und rückt neue Arbeitsformen, die darauf abzielen, Arbeitsstrukturen flexibler zu gestalten und die persönliche Entfaltung der Arbeitnehmer:innen zu fördern, in den Mittelpunkt.

Eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts marketagent, die von PwC Österreich beauftragt und unter anderem im Netzwerk der Business Circle HR-Community durchgeführt wurde, beleuchtet wie die österreichischen HR-Verantwortlichen und Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen zu neuen Arbeitsmodellen stehen.

Homeoffice und Gleitzeit

Die Ergebnisse zeigen, dass zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) die Umsetzung von New Work Maßnahmen in ihrem Unternehmen positiv bewerten. Dabei sind flexible Arbeitszeiten und -orte, durch die Mitarbeiter:innen selbstbestimmt arbeiten können, wesentliche Merkmale von New Work. Im Speziellen hat sich der Trend zum Homeoffice, unter anderem bedingt durch die Corona-Pandemie, in den letzten Jahren deutlich verstärkt.

Die befragten HR-Verantwortlichen gaben an, dass Homeoffice mit 98 Prozent neben Gleitzeit mit 92 Prozent zu den gängigsten flexiblen Arbeitsmodellen in ihrem Unternehmen zählt. Dabei liegen die Vorteile ihrer Meinung nach klar auf der Hand. Nur 13 Prozent gehen davon aus, dass Mitarbeitende dadurch weniger produktiv sind und lediglich 24 Prozent der Befragten ist der Meinung, dass Kreativität und Emotionalität im Homeoffice verloren gehen würden.

Auch Sabbaticals bzw. Langzeiturlaube (52 Prozent) sind in der Arbeitswelt angekommen. Weniger umgesetzt werden derzeit noch Jahresarbeitszeitkonten, durch die in arbeitsintensiven Phasen mehr und in ruhigeren Phasen weniger gearbeitet werden kann (24 Prozent) sowie Job Sharing (23 Prozent) und Workation Angebote (22 Prozent).

"Nicht jedes Arbeitsmodell ist für jede Branche geeignet", sagt Johanna Schaller, Senior Managerin Workforce Transformation bei PwC Österreich und ergänzt: "So ist das Arbeiten von einem beliebigen Urlaubsort im Sinne von Workation in Industriebetrieben eher eine Seltenheit."

Unterschiedliche Ansichten bei Viertagewoche

Bei Nachwuchstalenten spielt vor allem die Flexibilität eine entscheidende Rolle. 100 Prozent der Befragten sind sich einig, dass die Attraktivität eines Unternehmens bei Young Talents sinkt, wenn keine flexiblen Arbeitsmodelle angeboten werden. Im gleichen Atemzug steigt die Wettbewerbsfähigkeit beim Angebot einer Viertagewoche. 62 Prozent der HR-Verantwortlichen teilen die Meinung, dass sich die Viertagewoche für Unternehmen als Wettbewerbsvorteil durchsetzen wird. Hier stechen vor allem jene Arbeitnehmer:innen, die keine Personalverantwortung haben und zu den jüngeren 18 bis 39-jährigen Generationen zählen, mit jeweils 74 Prozent Zustimmung hervor.

"Bei der Umsetzung einer Viertagewoche ist häufig mit Widerstand vom Management zu rechnen. Viele sehen aber auch die Vorteile, wie höhere Mitarbeiterzufriedenheit oder weniger Krankenstandstage. Tendenziell wird der Trend, dass Arbeitszeiten nach unten reguliert werden, fortgeführt. Das wird in Zukunft durch den Einsatz von KI immer leichter möglich sein, indem die Digitalisierung repetitive Arbeiten abnimmt und Arbeitnehmer:innen Zeit spart", so die PwC-Expertin.


Welche der folgenden flexiblen Arbeitsmodelle bestehen in Ihrem Unternehmen? © PwC Österreich

KI als Chance

Auch dem Thema Künstliche Intelligenz stehen die meisten HR-Verantwortlichen positiv gegenüber. 87 Prozent der Umfrage-Teilnehmer:innen geben sogar an, dass sie KI als Chance für die Zukunft der Arbeitnehmer:innen in ihrem Unternehmen sehen. 67 Prozent der HR-Verantwortlichen und -Führungskräfte sind der Meinung, dass KI die Arbeitsweise in ihrem Unternehmen komplett verändern wird. Mit 94 Prozent herrscht bei fast allen Einigkeit darüber, dass damit keine Bedrohung einhergeht. Mehr als drei Viertel (79 Prozent) begrüßen die Einführung von KI am Arbeitsplatz sogar.

"Es gilt dieses positive Momentum und die Neugier der Mitarbeiter:innen auf KI zu nutzen. Damit die neuen Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, jedoch auch wirklich sinnvoll und effizient eingesetzt werden, müssen Unternehmen ihre Mitarbeitenden entsprechend schulen. Investments in Digitalisierungs- und KI-Schulungen sind daher unerlässlich, um den Anschluss nicht zu verlieren und langfristig erfolgreich zu bleiben", erläutert Schaller.

Sinnstiftung gewinnt an Relevanz

Was die Umfrageergebnisse noch zeigen, ist, dass die individuelle Sinnstiftung der einzelnen Mitarbeiter:innen immer stärker an Bedeutung gewinnt. 100 Prozent der Befragten stimmen zu, dass es immer wichtiger wird, einen Sinn hinter der eigenen Arbeit zu sehen. Dennoch geben 36 Prozent an, dass das Unternehmen, in dem sie arbeiten, über keine schriftlich festgehaltene und klar kommunizierte Employer Value Proposition verfügt, um den Mitarbeiter:innen den Sinn in ihrer Arbeit zu vermitteln.

Um die Skills der Mitarbeitenden im Zusammenhang mit New Work zu fördern, setzten 61 Prozent auf Trainings im Bereich Selbstmanagement, Selbstreflexion oder Resilienz. Etwa 49 Prozent investieren in die Entwicklung von Fähigkeiten in den Bereichen Empathie, Feedback und Konfliktmanagement. Weitere 43 Prozent legen besonders auf die Förderung digitaler Kompetenzen – wie beispielsweise der richtige Einsatz von KI – Wert.

Ausblick in die Zukunft

Der Ausblick in die Zukunft der Arbeitswelt sei durchaus positiv. 69 Prozent zeigen sich zufrieden mit den New Work Prinzipien in ihrem Unternehmen. 75 Prozent der Personalverantwortlichen gibt an, dass ihnen entsprechende Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um mindestens eine New Work Maßnahme umzusetzen. Außerdem fühlen sich 67 Prozent von der Führungsebene unterstützt, neue Arbeitsmodelle einzuführen.

Mit Blick auf die Vorstellungen der Befragten von der Zukunft der modernen Arbeitswelt stehen der Wunsch nach flacheren Hierarchien und mehr Eigenverantwortung sowie die Förderung der Work-Life-Balance mit jeweils 55 Prozent an erster Stelle. Danach folgen mehr Mut zur Digitalisierung, insbesondere im Einsatz von KI mit 53 Prozent.

"Die Wünsche und der Ausblick der Befragten verdeutlichen einmal mehr, dass Unternehmen jetzt handeln müssen. New Work bedeutet nicht, dass man sich die Arbeitswelt nach eigenem Belieben formt, sondern erfordert eine sorgfältig durchdachte Symbiose von KI und Mensch, die mit der Unternehmensstrategie und -kultur übereinstimmt. Eine weitreichende Flexibilisierung und Übernahme von Eigenverantwortung sind anspruchsvoll, bieten jedoch ein erhebliches Potenzial, um den Grundsätzen von New Work gerecht zu werden. Nur wenn neue Arbeitsmodelle etabliert und digitale Möglichkeiten vollkommen ausgeschöpft werden, können Organisationen ihren Fachkräftemangel überwinden, weiterwachsen und ihre Wettbewerbsfähigkeit ausbauen", schließt Schaller.

www.pwc.at

www.marketagent.com

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