Um einen Überblick über das in Niederösterreich vorhandene Potenzial an leerstehenden Industrieflächen zu erhalten, hat die Wirtschaftsagentur ecoplus eine landesweite Erhebung durchgeführt. Abgefragt wurden Brachflächen sowie gewidmete, unbebaute Betriebs- und Industriegrundstücke. Dabei wurden 705 potenzielle Standorte mit einer Gesamtfläche von 920 Hektar identifiziert. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner informierte heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz im Landhaus gemeinsam mit ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki über die Details, Unternehmer Ludwig Josef Starkl präsentierte sein Best-Practice-Beispiele aus Pfaffstätten.
Lebensqualität
"Wir leben in einem Land mit einer unvergleichlichen Lebensqualität. Das liegt zum einen an der intakten Umwelt und zum anderen an einem aktiven Wirtschaftsstandort, wo es den Menschen möglich ist, Arbeit zu erhalten und wo sie Kaufkraft generieren können. Auch hier sind wir sehr stolz, dass wir im Vergleich mit allen anderen Bundesländern im Bereich der Kaufkraft auf Platz eins liegen", eröffnete die Landeshauptfrau die Pressekonferenz. Die Aufgabe seitens der Politik gemeinsam mit der Wirtschaft sei es, weiterhin für Rahmenbedingungen zu sorgen, damit das Land lebens- und liebenswert bleibe. „Hier ist es unser ganz großes Ziel, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen. Selbstverständlich spielen in diesem Themenfeld Betriebsansiedlungen eine wesentliche und zentrale Rolle." Trotz aller Diskussionen rund um den Flächenverbrauch werde es dennoch weiterhin Flächen brauchen, um das Land weiterentwickeln und Arbeitsplätze absichern zu können. Das Thema Bodenschutz sei laut Mikl-Leitner „selbstverständlich ein ganz wichtiges." Dazu habe man schon sehr viele Maßnahmen wie das Raumordnungsgesetz umgesetzt, zudem arbeite man derzeit an der finalen Raumplanung. Weiters habe man im Landtag kürzlich beschlossen, dass neue Betriebsgebiete nur mehr maximal zwei Hektar groß sein dürfen oder andernfalls interkommunal betrieben werden müssen. Zudem habe man mit dem blau-gelben Bodenbonus einen Schwerpunkt auf Entsiegelung gelegt.
Ein weiterer Puzzlestein sei die klimafitte Standortentwicklung, die von ecoplus umgesetzt werde. Seit 2020 mache man in enger Allianz mit den Gemeinden Betriebsgebiete und Areale klimafit. „Wir haben bereits 16 Gemeinden begleiten dürfen und es wurden vier Millionen Euro in klimafitte Maßnahmen investiert. Der Fokus liegt hier auf den vorhandenen und leerstehenden Gewerbe- und Industrieflächen – sogenannte Brachflächen aber auch nicht ausgenutzte Bestandswidmungen", erklärte sie. ecoplus habe eine landesweite Erhebung durchgeführt, um Flächenreserven systematisch zu erfassen und so leichter einer Nachnutzung zuzuführen. Die Zwischenergebnisse dieser Erhebung würden nun vorliegen: „705 Standorte wurden identifiziert, bei der Mehrheit handelt es sich um Widmungsreserven, aber es sind auch 121 brachliegende Industrie- und Gewerbeareale darunter. Die Standorte haben zusammen eine Fläche von 920 Hektar. ecoplus hat nun das Ziel, Unternehmen bei ihrer Suche nach einem neuen Betriebsstandort vorrangig auf diese Flächen hinzuweisen", so Mikl-Leitner.
Anschauungsbeispiel
Unternehmer Ludwig Josef Starkl sprach über seine Erfahrungen bezüglich einer neuen Nutzung eines ehemaligen Industrieareals in Pfaffstätten: „Es ist wichtig, alte Betriebsgelände, die nicht mehr genutzt werden, zu revitalisieren." Seine Firma habe 2020 in Pfaffstätten ein 220 Jahre altes Areal erworben, generalsaniert und zu einem der modernsten Gartencenter Europas entwickelt. „Das Gelände ist von uns nicht nur behübscht worden, sondern wurde auch thermisch saniert, die elektrischen Anlagen wurden erneuert, es befindet sich eine Photovoltaikanlage am Dach. Und heuer wird noch eine alte Wasserturbine am Gelände wieder in Betrieb gehen, damit sind wir energieautark", so Starkl, der weiters meinte, dass „dieser Standort in ganz Europa für Furore gesorgt hat. Es ist ein Vorzeigeprojekt was Gartencenter betrifft."
ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki präsentierte Details zu den Ergebnissen. Abgefragt wurden demnach Standorte, die seit mindestens drei Jahren leer stehen. Einerseits handle es sich um gewerbliche oder industrielle Brachen und Widmungsreserven, anderseits um touristische Leerstände und Widmungsreserven. Im Zuge der Erhebung seien alle 573 niederösterreichischen Gemeinden kontaktiert worden. Davon hätten 386 Gemeinden, also rund zwei Drittel, eine Rückmeldung gegeben. Insgesamt seien bereits 705 Standorte mit einer Gesamtfläche von 920 Hektar erfasst. 81 Prozent der rückgemeldeten Flächen seien Widmungsreserven in den Kategorien Betriebsgebiete und Industriegebiete. „Von industriellen Brachen sind 28 Objekte mit geringem Aufwand schnell wieder nutzbar", informierte Miernicki, 45 Prozent aller erhobenen Standorte stünden seit mehr als zehn Jahren leer.
www.ecoplus.at
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