Europa befindet sich an einem Wendepunkt. Die geopolitische Lage ist volatil, die europäische Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Weltregionen sinkt. Immer mehr Entscheidungsträger:innen stellen sich die große Frage, wie Europa wieder mehr Gewicht in der geopolitischen Weltordnung erlangen kann. Der Überfall Russlands auf die Ukraine und der Krieg im Nahen Osten, wirtschaftlicher Wettbewerb mit China und den USA, inklusive der Wahlentscheidung im November stellen Europa vor weitere Herausforderungen.
"Impulse vom Schwarzenbergplatz"
Vor diesem Hintergrund hat die Industriellenvereinigung (IV) das Veranstaltungsformat "Impulse vom Schwarzenbergplatz" ins Leben gerufen. Der Name kommt nicht von ungefähr. Schließlich befindet sich der Hauptsitz der IV, das Haus der Industrie, an genau jenem Platz im ersten Wiener Gemeindebezirk.
Ziel der neuen Eventreihe sei, einen Rahmen zu schaffen, wo über zukunftsrelevante Themen diskutiert werden kann. Dabei sollen hochkarätige Persönlichkeiten aus aller Welt eingeladen werden, um Impulse zu geben und Austausch zu schaffen. Den Auftakt machte Anders Fogh Rasmussen, ehemaliger dänischer Premierminister und NATO-Generalsekretär, der von der Industriellenvereinigung in Kooperation mit der Oberbank eingeladen wurde.
Sicherheitsarchitektur gegen autokratische Regime
Bei der Veranstaltung tauschten sich neben Anders Fogh Rasmussen, auch Christoph Neumayer, IV-Generalsekretär, Martin Seiter, Vorstand der Oberbank und F. Peter Mitterbauer, IV-Vizepräsident, über geopolitische Herausforderungen und die Rolle Europas aus. Dabei wurden die brennendsten Fragen und Antworten in diesem Spannungsfeld im Haus der Industrie diskutiert.
"Russlands groß angelegter Einmarsch in der Ukraine zwingt Europa dazu, sein Sicherheitskonzept grundlegend zu überdenken. Zu lange haben die Regierungen die Bedrohung durch ein autokratisches und aggressives Russland ignoriert. Die Folgen dieser Naivität sehen wir jetzt in der Ukraine. Europa muss dringend handeln – um einen ukrainischen Sieg sicherzustellen und eine Sicherheitsarchitektur zu entwickeln, die der Bedrohung durch Russland und anderer aggressiver autokratischer Regime begegnet. Wenn wir das nicht tun, riskieren wir eine nicht enden wollende Instabilität auf unserem Kontinent und einen Zusammenbruch der globalen internationalen Ordnung", sagt Rasmussen.
Die Rolle der EU
"Die EU verliert sich zunehmend im Ideal der 'Weltverbesserung' und hat Sicherheit über eine lange Zeit vorrangig als wirtschaftliche Sicherheit interpretiert. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat uns schlagartig und drastisch die Notwendigkeit einer eigenen Sicherheitsstrategie vor Augen geführt. Während Europa wirtschaftlich und demografisch an Bedeutung verliert, gewinnt die Bewertung wirtschaftlicher Abhängigkeiten und der Schutz strategisch wichtiger Technologien und der Infrastruktur zunehmend an Bedeutung. Angesichts aktueller und bevorstehender Herausforderungen freue ich mich, dass wir Herrn Anders Fogh Rasmussen für einen Austausch zu diesen wichtigen Themen gewinnen konnten", so F. Peter Mitterbauer, IV-Vizepräsident, anlässlich des Besuches in Wien und fügt hinzu: "Europa muss wieder zu einer selbstbewussten und aktiven Außenwirtschaftspolitik zurückfinden und diese auch aus sicherheitspolitischen, sowie energie- bzw. klimapolitischen Gesichtspunkten betrachten."
"Die Europäische Union - ursprünglich als Friedensprojekt konzipiert - ist heute der größte Binnenmarkt der Welt, das müssen wir als Chance begreifen. Wir haben die höchsten Umwelt- und Sozialstandards, das ist unsere Stärke, darauf können wir aufbauen und daraus einen globalen Wettbewerbsvorteil für unser Unternehmen entwickeln", so Martin Seiter, Vorstand der Oberbank und meint abschließend: "Wir müssen den Menschen den Sinn dieser wirtschaftlichen Integration immer wieder erklären, so dass sie ihren Vorteil darin erkennen."
LEADERSNET war bei der Veranstaltung. Einen Eindruck können Sie sich hier machen.
www.wien.iv.at
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