In Österreich sind rund 353.000 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre von Armut oder Ausgrenzung bedroht. Das sind die neuesten Zahlen der Statistik Austria. Am Mittwoch präsentierte die Bundesregierung den lang ersehnten Nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Kinderarmut. Ziel ist, die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Kinder in Österreich bis 2030 zu halbieren. Die Umsetzung soll durch ein Monitoring begleitet und laufend evaluiert werden.
Maßnahmenplan beschlossen
Die Europäische Union hat im Rahmen der EU-Kinderrechts-Strategie ihren Mitgliedstaaten empfohlen, einen Maßnahmenplan im Kampf gegen Kinderarmut zu erarbeiten. Er soll allen Kindern gleiche Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Die Strategie für Österreich wurde vom Sozialministerium in enger Abstimmung mit dem Bundeskanzleramt und dem Bildungsministerium erarbeitet und der 86 Seiten starke "Nationale Aktionsplan zur Umsetzung der europäischen Garantie für Kinder" im Ministerrat beschlossen.
Sechs Bereiche definiert
Bis 2030 soll die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Kinder und Jugendlichen in Österreich auf elf Prozent halbiert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Regierung bereits eine Reihe von Maßnahmen getroffen, wie etwa die Zahlung von 60 Euro pro Kind und Monat an armutsgefährdete Familien, eine Verdoppelung der Schulstart-Gutscheine oder die Valorisierung von Familien- und Sozialleistungen. In den kommenden Jahren soll sich der Nationale Aktionsplan auf sechs Bereiche konzentrieren: frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung, inklusive Bildungsangeboten und schulbezogene Aktivitäten, Gesundheitsversorgung, gesunde Ernährung sowie angemessener Wohnraum.
Erster Schritt
Christian Moser, der SOS-Kinderdorf Geschäftsführer, begrüßt die Einigung, für ihn ist sie allerdings nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. "Das in Aussicht gestellte Programm hat schmerzliche Lücken und ist nicht besonders innovativ. Wir bedauern etwa, dass das österreichische Schulsystem abgesehen von der Frage des Schulessens und einem Ausbau der schulspezifischen Gesundheitsversorgung kaum in Zusammenhang mit Armutsbekämpfung gesehen wird. Fakt ist, dass soziale Benachteiligung an unseren Schulen nicht ausgeglichen, sondern weiter vertieft wird", sagt Moser.
Außerdem kritisiert er, dass armutsbetroffene Familien deutlich weniger Möglichkeiten hätten, ihre Kinder im Bildungssystem zu unterstützen. Diese würden deshalb im Schnitt auch niedrigere Abschlüsse als Kinder von wirtschaftlich besser gestellten Familien erreichen. Das mache es schwierig, jemals aus der Armutsspirale auszubrechen. "Nicht nur Bildung, auch Armut wird in Österreich vererbt. Es ist wirklich schade, dass dieses zentrale Defizit wieder nicht aufgegriffen wurde", so der SOS-Kinderdorf Geschäftsführer abschließend.
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