"Arbeit – sie ist Inspirationsquelle, Nährboden der Innovation und ein grundlegender Bestandteil unseres Lebens. Von Kindesbeinen an träumen wir davon Astronaut:innnen, Polizist:innen oder Ärzt:innen zu werden. Denn tief in uns drinnen verbinden wir sie mit der Motivation, durch unseren Einsatz einen positiven Beitrag für unser Umfeld zu schaffen", ist man bei Leitbetriebe Austria überzeugt. Umso bedauerlicher sei es, dass dieses Thema in der jüngsten Vergangenheit einen zunehmend faden Beigeschmack bekommen habe.
Das Thema Arbeit habe sich im öffentlichen Diskurs zu einem Tauziehwettbewerb entwickelt, bei welchem sich zwei unerbittliche, nahezu unversöhnliche Fronten gebildet haben. Zum Leid beider Seiten, denn eines sei klar, sollte es so weitergehen, gibt es keine:n Gewinner:in.
Es besteht Hoffnung
Aber trotz aller Komplexität und Herausforderungen ist die Situation laut Leitbetriebe Austria nicht hoffnungslos. Denn wenn man es schaffe, sich wieder darauf zu besinnen, um was es eigentlich gehe – nämlich, seine eigene und gesellschaftliche Zukunft aktiv mitzugestalten – dann biete diese Situation ein unfassbares Potenzial zur Transformation und sogar zur nachhaltigen Stärkung der Gemeinschaft.
Mit dem Verständnis für den Ernst der Lage haben die Leitbetriebe Austria unter der Führung von Monica Rintersbacher die Initiative "Neue Welt der Arbeit" ins Leben gerufen. An ihrer Seite die HR-Expertin Manuela Lindlbauer und die PR-Expertin Michaela Hebein. LEADERSNET hat im Rahmen eines Interviews mehr über das ambitionierte Projekt erfahren.
LEADERSNET: Mit der Initiative "Neue Welt der Arbeit" haben die Leitbetriebe Austria eine bemerkenswerte Initiative ins Leben gerufen. Können Sie uns - als die kreativen Köpfe hinter dieser Initiative - einen Einblick in die Entstehung und die Ziele geben?
Rintersbacher: Die Initiative "Neue Welt der Arbeit" ist ein ambitioniertes Projekt, mit dem wir die Diskussion rund um das Thema Arbeit neu gestalten und beleben wollen. Wie Sie vermutlich in den Medien oft lesen und hören, wird das Thema Arbeit in letzter Zeit oft sehr kritisch diskutiert. Dabei kommt es immer häufiger zu emotional aufgeladenen Darstellungen, die mehr zur Verhärtung der Standpunkte zwischen Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen beitragen als konstruktive Dialoge anregt. Mit unserer Initiative möchten wir diesen Trend umkehren, Verständnis fördern und echte, wirkungsvolle Lösungen entwickeln.
LEADERSNET: Das klingt in erster Linie fantastisch - aber wie genau soll das funktionieren?
Lindlbauer: Aufgrund der Komplexität des Themas reicht es leider nicht mehr, lediglich das Gespräch zu suchen. Wir müssen uns hier von alten Herangehensweisen verabschieden, um Platz für einen fundierten und wissenschaftlichen Prozess zu schaffen. Die Initiative "Neue Welt der Arbeit" vereint alle beteiligten Akteure an einem Tisch, um unter wissenschaftlicher Leitung, und in Fokusgruppen an unterschiedlichen Themenfeldern zu arbeiten. Wir haben uns hier ganz dezidiert für den Modus der Fokusgruppe entschieden, da sie perfekt ist, um tiefe Einblicke in die Wahrnehmung und Meinung der Teilnehmer zu erhalten.
Um die Bedürfnisse, Standpunkte und Interessen harmonisieren zu können, müssen wir sie zuerst verstehen, quantifizieren und analysieren. Erst dann ist es möglich, konstruktive Lösungsansätze zu schaffen, die nicht nur schön klingen, sondern auch umsetzbar sind.
LEADERSNET: Wie Sie richtig sagen, der Dialog zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen ist ja jetzt in letzter Zeit etwas angespannt. Kann die Initiative "Neue Welt der Arbeit" in dieser verfahrenen Situation weiterhelfen?
Hebein: Sie muss sogar. Wie Sie sehr richtig sagen, das Thema ist sehr verfahren und die Fronten sind verhärtet. Die Herausforderungen der letzten paar Jahre, wie die rapide zunehmende Digitalisierung, Inflation und Unsicherheit, haben dem Dialog zwischen den beiden Gruppen nicht wirklich geholfen. Wenn es uns gelingt, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und einen offenen und ehrlichen Dialog zu erzeugen, dann können wir es gemeinsam schaffen, die Herausforderungen zu meistern.
LEADERSNET: Können Sie uns mehr über die Fokusgruppen in dieser Initiativen erzählen? Welche Themen gibt es?
Rintersbacher: Die Fokusgruppen unter der Leitung von Univ.-Prof. Jonas Puck von der Wirtschaftsuniversität Wien werden verschiedene Themen behandeln. In einem ersten Aufschlag haben wir sechs Felder definiert: Lehre und Ausbildung, Diversity, Arbeitsplatz der Zukunft, Lohnt sich Leistung?, Nachhaltige Perspektiven (ESG) und Beruflicher & Privater Einklang. Dabei muss jedoch gesagt werden, dass diese Themen nicht statisch sind. Wir arbeiten hier in einem interaktiven Lernprozess. Das bedeutet, sollten Unternehmer:innen bzw. Arbeitnehmer:innen Impulse geben, die die Herausforderungen ihrer eigenen Realität widerspiegeln, werden wir neue Fokusgruppen zu diesen Themen bilden. Das Ziel besteht darin, wirklich alle relevanten Themen der aktuellen Diskussion abzudecken und individuelle Lösungsansätze für jedes Thema zu erarbeiten.
LEADERSNET: Das bedeutet, alle Unternehmen können teilnehmen, auch wenn ihre Herausforderungen vielleicht nicht mit den derzeitigen Themen abgedeckt sind?
Lindlbauer: Es soll sogar jedes Unternehmen partizipieren! Nur wenn wir ein ganzheitliches Bild schaffen, können wir die Herausforderungen dieser Zeit meistern. Je heterogener der Partizipationspool ist und je vielfältiger die Fokusgruppen sind, umso mehr Erkenntnisse können wir für die Teilnehmer:innen erarbeiten. Diese Initiative soll auch ein Werkzeug für Unternehmer:innen sein, um die sich jetzt mehr denn je verändernde Arbeitswelt zu verstehen und sich gegenüber Arbeitnehmer:innen als ernstzunehmender Arbeitgeber zu positionieren. Auf der anderen Seite hat die Initiative das Ziel, das Konzept Arbeit wieder positiv zu besetzen. Das erreichen wir, wenn wir auch bei den Arbeitnehmer:innen mehr Verständnis für die Bedürfnisse der Arbeitgeber:innen schaffen.
LEADERSNET: Wenn ich die Initiative richtig verfolgt habe, dann sind die ersten Fokusgruppen bereits am Start. Wie schaut es hier aktuell aus?
Hebein: Wir haben das Privileg, mit dem Partner ISS Österreich, der das Themenfeld „Lohnt sich Leistung?" anführt, und der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, die sich auf den Bereich "Beruflicher & privater Einklang" konzentriert, den Start dieser Initiative einzuläuten. In den nächsten Wochen werden zu diesen beiden Themenfeldenr die Fokusgruppen ihre Arbeit aufnehmen. Wir gehen davon aus, dass wir im Herbst die ersten Ergebnisse präsentieren können.
LEADERSNET: Abschließend eine Frage zum Thema Partizipation: Wieso sollten Unternehmer:innen und Arbeitgerber:innen partizipieren?
Rintersbacher: Ich bin fest davon überzeugt, dass insbesondere die Problematik des Arbeitskräftemangels tiefgreifende Konsequenzen für die Wirtschaft unseres Landes haben kann. Diese Initiative soll daher weit mehr sein als nur ein Impuls zur Neugestaltung dieses Themas. Es geht uns darum, realisierbare Lösungen zu erarbeiten, die das Arbeitsklima bereichern und zugleich dazu beitragen, unsere Produktivität und den Wohlstand in Österreich zu sichern. Daher müssen wir es schaffen, Arbeit neu zu positionieren. Sie soll wieder als sinnstiftend wahrgenommen werden.
Wie auch Ihr Unternehmen ein zertifizierter Leitbetrieb werden kann, erfahren Sie in der Infobox (1). In der zweiten Infobox gibt es Details zu den Fokusgruppen.
www.leitbetriebe.at
tolle Initiative - wir müssen die Haltung durch positive, konstruktive Signale, Erzählungen, Beispiele, Berichte so steuern. Wir alle wissen, wie sehr wird durch tägliche Botschaften beeinflusst werden - deshalb zählt, womit wir uns umgeben und was wir an Lebensäußerungen von uns geben.
viiiel Erfolg - wir machen gerne mit.
Christoph
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