Norwegen ist in Europa das Elektroauto-Land schlechthin. Nirgendwo ist der Marktanteil von reinen Stromern bei den Neuzulassungen so hoch. Im Jahr 2022 erreichte er mit 79,3 Prozent erneut einen Höchstwert. Zum Vergleich: In Österreich waren es 15,9 Prozent (LEADERSNET berichtete). Doch auch hierzulande steigen die Verkaufszahlen von Elektroautos seit einigen Jahren kontinuierlich an. Mittlerweile wird eine breite Auswahl an Elektro-Modellen angeboten – laut einer aktuellen ÖAMTC-Befragung zählen neben schnellen Ladezeiten vor allem hohe Reichweiten zu den wichtigsten Kriterien für den Umstieg.
Testsieger stellte neuen Rekord auf
Um Konsument:innen eine Entscheidungshilfe für den Kauf zu bieten, testet der norwegische Automobilclub NAF (Norwegian Automobile Federation) seit einigen Jahren die Reichweiten von aktuellen Elektroautos in der Praxis (siehe Infobox). Beim Winter-Reichweitentest 2023 wurden gleich 29 Stromer (siehe Tabelle unten) auf Herz und Nieren geprüft. Am Ende gab es mit dem Tesla Model S einen klaren Sieger: Mit einer Gesamtreichweite von 530 km bei Temperaturen zwischen 0 und minus 19 Grad Celsius stellte die Elektro-Limousine aus den USA einen neuen Reichweitenrekord auf.
ÖAMTC-Technikleiter Thomas Hametner hat den Test vor Ort begleitet und sich die Fahrzeuge im Detail angesehen: "Das Ergebnis des Tesla Model S ist beeindruckend, zumal der Unterschied zwischen dem beworbenen zum tatsächlichen Verlust der Strommenge, die beim Einsatz auf der Straße in der Kälte verloren geht, nur bei 16 Prozent liegt. Das ist ein guter Wert."
Laut den Tester:innen sollte der Winter-Reichweitentest in die WLTP-Ergebnisse einfließen © NAF
Herstellerangaben oft nicht praxisnah
Bei zahlreichen Fahrzeugen im Test zeigte sich jedoch eine Diskrepanz zwischen den beworbenen Reichweiten und der Strecke, die mit den Autos unter winterlichen Bedingungen tatsächlich zurückgelegt werden konnte. Nur ein Stromer aus dem Mitteklassesegment konnte laut den Tester:innen überzeugen: Der Maxus Euniq6 hält dem Test aus Sicht der Expert:innen stand. Bei vier Fahrzeugen entsprach die gefahrene Maximalstrecke in der Praxis hingegen nicht annähernd der versprochenen Reichweite.
"Tiefe Temperaturen wirken sich negativ auf die Antriebsbatterien von E-Autos aus. Daraus ergibt sich eine höhere Ladezeit – und eben auch, wie viele Kilometer ich mit meinem E-Auto fahren kann. Im NAF-Reichweitentest wird genau untersucht, ob die Angaben der Hersteller mit der realen Reichweite auf der Straße übereinstimmen", erklärt Hametner.
Im Bereich der Mittelklasse-Wagen konnte das Elektro-SUV Maxus Euniq6 überzeugen – das Auto fuhr unter winterlichen Bedingungen 317 km, was einem realen Reichweitenverlust von rund elf Prozent entspricht (anstatt der beworbenen Reichweite von 354 km). Deutlich höhere Verluste wurden bei vier anderen Fahrzeugen ermittelt: Bei Mercedes EQE 300, Skoda Enyaq Coupe RS, Toyota bZ4x 2WD und Hongqi e-HS9 wurde ein Reichweitenverlust von gut 33 bis knapp 36 Prozent festgestellt.
Fazit und Ergebnisse im Überblick
Kein Wunder, dass das Fazit der Tester:innen zwiegespalten ausfällt. Die Ergebnisse würden zeigen, dass die Realität nicht immer den Werbeversprechen standhalte. "Wir stimmen daher mit dem norwegischen Automobilclub NAF überein, dass ein offizieller Winter-Reichweitentest in die WLTP-Ergebnisse einfließen sollten", sagt der ÖAMTC-Experte. Nur so könnten sich Konsument:innen einen ehrlichen Überblick verschaffen.
Apropos: Hier der Überblick über die Testergebnisse:
© ÖAMTC/NAF
www.nye.naf.no
www.oeamtc.at
Über den NAF-Reichweitentest
Beim NAF-Winter-Elektroautotest, der 2023 zum vierten Mal stattfand, werden E-Fahrzeuge realitätsnah bei einer Überlandfahrt getestet. Die Ergebnisse sind eine aussagekräftige Ergänzung zu den WLTP-Angaben der Hersteller.
2023 wurden in Summe 29 rein batterieelektrisch betriebene Autos unter gleichen Bedingungen und auf jeweils der gleichen Strecke in Norwegen getestet. Alle Fahrzeuge wurden in Hinblick auf die für die Alltags- und Reisetauglichkeit wichtigen Parameter Reichweite und Ladezeit untersucht.
Durchgeführt wurden die Tests auf einer festgelegten Route von Oslo via Lygnasæter, Gjøvik, Ringebu, Dombås, Hjerkinn, Folldal und dann in Richtung Süden nach Venabygdsfjellet und Ringebu gefahren. Die Temperatur an den Testtagen bewegte sich zwischen 0 und Minus 19 Grad Celsius.
Also mein Ioniq FL ist zB mit 311km WLPT angegeben. Bei 20-35 Grad komme ich eher auf 330-350km, bei 15 Grad bin ich im WLTP-Bereich und bei 0-10 Grad rangiere ich um 290km. Bei Minusgraden sind es 280km... Schade, das solche positiven Beispiele nie eine Plattform bekommen. Will ich nur mal gesagt haben.
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