Der Sohn eines Ingenieurs wurde 1941 in Wien geboren und begann seine politische Karriere 1964 im ÖVP-Klub, die 1989 als Wissenschaftsminister ihren Höhepunkt fand. Als "glühender Europäer" trieb Busek den Beitritt zur Europäischen Union voran und engagierte sich in diversen Organisationen. Von 2000 bis 2021 fungierte er als Präsident des Trägervereins des Europäischen Forums Alpbach, seit 2012 als Ehrenpräsident.
"Das könnte ein Weltkrieg werden"
Der Jurist und Politiker war an zahlreichen Publikationen als Autor und Herausgeber beteiligt. Bis zuletzt nahm Busek in Interviews und Kommentaren immer wieder zu innen- und europapolitischen Entwicklungen Stellung. Erst letzte Woche hatte Busek seinen letzten öffentlichen Auftritt bei einer Diskussion in der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft (ÖAG), bei der er mit anderen Expert:innen über den Krieg in der Ukraine sprach (LEADERSNET berichtete). Es war ein durch und durch düsteres Szenario, das der frühere Vizekanzler dabei zeichnete: "Das könnte ein Weltkrieg werden – und Europa ist nicht vorbereitet, mit dieser Realität umzugehen." Jetzt sei man wieder einmal "tapfer bis zum letzten Ukrainer."
Trauer in der Politik
Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte in einer Kondolenz, dass Österreich mit Erhard Busek eine seiner prägendsten politischen Persönlichkeiten verliere. Er habe als Wissenschaftsminister und als Vizekanzler der heimischen Innen- und auch der Außenpolitik den Stempel aufgedrückt. "Seine feine Ironie, ja, auch Selbstironie, wurde weithin geschätzt und auch bewundert", so Van der Bellen.
Tief betroffen reagierte auch Bundeskanzler und Bundesparteiobmann Karl Nehammer auf das überraschende Ableben: "Unser Land hat mit Erhard Busek einen großen Österreicher und begeisterten Europäer verloren. Busek war ein über die Parteigrenzen hinweg geschätzter Politiker, der in unterschiedlichsten Funktionen und Ämtern viel für unser Land und die Volkspartei geleistet hat. Er hat in seinen öffentlichen Funktionen immer Verantwortung für Österreich übernommen und war auch nach seinem Ausscheiden aus seinen politischen Funktionen aktiv. So hat Erhard Busek in seiner Pension viel zur Förderung des europäischen Gedankens beigetragen. Meine Gedanken und meine Anteilnahme gelten in diesen schweren Stunden seiner Familie."
Auch SPÖ-Chefin Rendi-Wagner würdigte Busek als "herausragende Persönlichkeit, weltoffenen Humanisten und glühenden Europäer".
Für FPÖ-Chef Herbert Kickl verliert Österreich mit Busek eine "kontroversielle politische Persönlichkeit". Inhaltlich sei die FPÖ mit den Positionen und Inhalten Buseks meist durch Welten getrennt gewesen. "Trotz oder gerade wegen dieser Differenzen war Erhard Busek einer, der sich der Diskussion und dem Diskurs gestellt hat", so Kickl.
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger: "Das tut weh und ist sehr traurig. Nicht nur durch das Forum Alpbach waren wir sehr verbunden. Er hat mich sicher maßgeblich geprägt."
LEADERSNET-CEO Paul Leitenmüller bat Busek beim Forum Alpbach 2020 vor die Kamera. Obwohl das Forum damals rein digital abgewickelt wurde, betonte der Jurist, dass das Digitale eines nie ersetzen könnte: Das Menschliche. (ca)
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