In der vergangenen Wintersaison verzeichneten touristische Sportartikelhändler Umsatzverluste von bis zu 95 Prozent. Die Hoffnung sei groß gewesen, dass mit dem Impffortschritt, klaren Regelungen und frühzeitig abgestimmten Lösungen auf europäischer Ebene ein Totalausfall für die aktuelle Saison verhindert werden könne, so Gernot Kellermayr, Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs: "Doch die Saison hängt für den touristischen Sportfachhandel schon am seidenen Faden, bevor sie überhaupt begonnen hat."
"Unaufholbare Umsatz-Verlagerung"
Wie auch schon in den vergangenen Lockdowns gäbe es keine Sortimentsabgrenzung im Handel: Sportartikel können vereinzelt im Lebensmitteleinzelhandel verkauft werden, während der stationäre Fachhandel geschlossen bleibt.
Schon der Teil-Lockdown für Ungeimpfte, der mit 15. November gestartet ist und voraussichtlich länger gilt als jener für Geimpfte, habe den Sportfachhandel hart getroffen und mit dem harten Lockdown müssen die Fachgeschäfte nun komplett schließen – und das bis kurz vor Weihnachten. "Die Umsätze, die jetzt verloren werden, können nicht wieder aufgeholt werden: Wenn die Kund:innen ihre Sportartikel nicht im Fachgeschäft kaufen können, kaufen sie im Lebensmitteleinzelhandel oder bei großen Ketten online", so Kellermayr. "An oberster Stelle steht selbstverständlich, die Gesundheit zu schützen und das Gesundheitssystem zu entlasten. Fakt ist aber auch, dass die kommenden Monate für viele Familienunternehmen existenzentscheidend sind. Statt aus den vergangenen Lockdowns zu lernen, sind die Fachgeschäfte erneut die Leidtragenden."
Was es jetzt brauche, sei Planungssicherheit: Einerseits durch eine klare Kommunikation über ein möglichst rasches Lockdown-Enddatum, um einen Totalausfall der Weihnachtseinkäufe zu vermeiden. Andererseits solle auch die Sortimentsabgrenzung geregelt werden. Wenn der Lebensmitteleinzelhandel weiterhin Sportartikel verkaufen dürfe, müsse das im Umsatzersatz für die Fachgeschäfte entsprechend berücksichtigt werden.
Totalausfall der Wintersaison droht zweites Jahr in Folge
Die Auswirkungen der Schließungen in der vergangenen Wintersaison wirken vor allem beim touristischen Sportartikelhandel noch immer nach. Unabhängig von Betriebsgröße und Bundesland mussten mehr als 70 Prozent der Sportartikelgeschäfte in touristischen Standorten auf privates Vermögen und zusätzliche Kredite zurückgreifen, so Michael Nendwich, Sprecher des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich: " Mit der Corona-Schutzimpfung gibt es nun endlich das geeignete Instrument, die Reisefreiheit auf EU-Ebene und den damit zusammenhängenden Wintertourismus zu gewährleisten. Statt klaren, abgestimmten Regelungen dominieren aber schon wieder die Unsicherheiten. Wo 2G oder 3G gilt und wie die Booster-Impfungen angesehen werden, unterscheidet sich von Land zu Land. Ohne ein konsequentes, internationales Vorgehen in Kooperation mit den Nachbarländern steht schon jetzt der Wintertourismus auf der Kippe."
Skiindustrie blickt in die Wintersaison 2022/23
Während der touristische Sportfachhandel noch auf die Saison 2021/22 hofft, geht es für die Skiindustrie bereits um die Saison 2022/23. Das Ausbleiben des Wintertourismus in der vergangenen Saison führte dazu, dass wenige Neubestellungen für die aktuelle Saison bei der Industrie eingegangen sind. Die Lager sind noch gut gefüllt. „Wenn der Wintertourismus heuer aber erneut ausfällt, steht für die Skiindustrie die Saison 2022/23 auf dem Spiel. Ein abgestimmtes Vorgehen mit den Nachbarländern ist also nicht nur für den touristischen Sportartikelhandel, sondern auch die Industrie entscheidend“, so Kellermayr. (ca)
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