"Ich bin kein Verwalter"

Michael Heritsch, CEO der FHWien der WKW, erzählt im LEADERSNET-Interview, was die FHWien von anderen Fachhochschulen unterscheidet, welchen Stellenwert das "Studieren auf Distanz" in Zukunft haben wird und wie ihn ein nebenberufliches Studium auf den Chefsessel der FHWien geführt hat.

LEADERSNET: Wie sind Sie eigentlich CEO der FHWien der WKW geworden?

Heritsch: Es war, ehrlich gesagt, Zufall. Meine Entwicklung hat überhaupt nicht darauf hingedeutet, dass ich dort landen würde. Ich habe beim Militär begonnen, bin ein bisschen hängen geblieben dort und habe mich dann eigentlich in der Digitalisierung – damals hat man einfach IT dazu gesagt – breitgemacht. Ich habe in verschiedenen nationalen und internationalen Konzernen gearbeitet und hab dann irgendwann an der FHWien ein nebenberufliches Studium absolviert.

Zwei Jahre danach habe ich dann einen Anruf von meinem ehemaligen Studiengangsleiter bekommen, der mich gefragt hat, ob ich den Job übernehmen möchte. Damals war vieles im Umbruch, die FHWien ist zu diesem Zeitpunkt stark gewachsen zudem war das Ziel das die FH an einen Standort zieht usw. Ich habe mir damals vorgenommen, das zwei bis drei Jahre zu machen, da ich der Meinung war, dass dann dieser Veränderungsprozess abgeschlossen ist. Ich bin kein Verwalter, es muss sich was bewegen. Ich bin dann aber sehr schnell draufgekommen, dass es eine Branche ist, die dermaßen im Umbruch ist, dass man viel bewegen kann. Die Zeit ist dann im Flug vergangen. 2003 habe ich begonnen, jetzt haben wir 2021 – ich will gar nicht nachrechnen, da komme ich mir richtig alt vor (lacht).

LEADERSNET: Die FHWien der WKW hat zu Beginn der Pandemie umgehend reagiert und das Distance Learning unglaublich schnell implementiert. Welchen Stellenwert wird "Studien auf Distanz" in Zukunft bei der FHWien haben?

Heritsch: Wir haben 18 Studienprogramme, die in Bachelor und Master aufgeteilt sind. Das beinhaltet praktisch alles entlang der Wertschöpfungskette eines Unternehmens. Es geht von Unternehmensführung und Finanzwesen, über Kommunikation, Marketing und Immobilien, bis hin zu Tourismus und Journalismus/Medienmanagement. Unser neuestes Kind ist natürlich ein Studiengang im Bereich Digitalisierung. Dort haben wir schon in der Entwicklung sehr stark auf Digitalisierung auch in der Abwicklung des Studiums gesetzt. Das heißt, der Lehrgang war schon von Haus aus so geplant, dass 50 Prozent des Unterrichts online stattfinden. Das hat sich jetzt natürlich ausgezahlt.

Als die Corona-Krise losgegangen ist, hatten wir gerade in Niederösterreich eine dreitägige Strategieklausur. Uns erreichte die Nachricht, dass es zu einem Lockdown kommen wird und wir haben umgehend die entsprechenden Schritte eingeleitet und ein Krisenteam aufgestellt. Ich habe mir gedacht: "Hoffentlich kommen wir da einigermaßen unbeschadet durch." Faktum ist, dass wir bereits nach einer Woche den gesamten Betrieb komplett auf online umgestellt hatten.

LEADERSNET: Wie sind die Studierenden und Lehrenden mit dieser Umstellung zurecht gekommen?

Heritsch: Wir haben relativ bald Studien durchgeführt, wie zufrieden unsere Studierenden und Lehrenden mit der Umstellung sind und wir hatten sensationelle Zustimmungswerte. Zusammengefasst kann man sagen, dass wir das wirklich gut hinbekommen haben, dank den vielen Kolleginnen und Kollegen und auch den nebenberuflich Lehrenden. Die haben sich wahnsinnig reingehängt und haben das ganz toll gemacht. Aber nichtsdestotrotz, ist es nur die zweitbeste Möglichkeit zu lernen. Was wir schon spüren, ist eine gewisse Problematik psychischer Natur und dass der Diskurs und der Austausch zum Teil fehlen. Man kann sich über ein Zoom-Meeting zum Beispiel nicht genauso austauschen wie in einer Gruppe, wo man sich gegenübersitzt. Es hat sich zudem herausgestellt, dass die Leute, die vorher schon gewohnt waren, mit solchen Tools umzugehen und eine Affinität dahingehend haben, sich hier nochmal steigern können. Bei denen, die das nicht so gut hinbekommen, haben wir gemerkt, dass es eine gewisse Unsicherheit gibt und sie manchmal auch von der Bildfläche zu verschwinden drohen. Deshalb haben wir begonnen, stark auf Betreuung in Form von Coachings und ähnlichem zu setzen, um die Drop-out-Raten in Grenzen zu halten.

LEADERSNET: Warum macht es Sinn ein Studium auf der FHWien zu beginnen, was unterscheidet Sie von anderen Fachhochschulen?

Heritsch: Schlicht und ergreifend, weil sich Qualität durchsetzt. Unsere Programme sind eher breit aufgestellt und nicht so ganz schmal fokussiert, was viel mehr Möglichkeiten für die Zukunft eröffnet. Wir haben auch das größte Netzwerk in der Wirtschaft – sowohl durch unsere Lehrenden aus der Praxis als auch durch unsere Partnerfirmen. Zudem bestätigen alle möglichen Wahrnehmungen und Tests, dass wir im Bereich Management und Kommunikation einfach super sind. Wir sind übrigens die Fachhochschule mit dem größten Anteil an Weiterbildung in ganz Österreich. Da kann uns niemand das Wasser reichen. Das hat sich so gut entwickelt, dass wir noch heuer eine Vergrößerung dieses Bereiches anstreben. (red)

www.fh-wien.ac.at

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