So denken die Österreicher über die Sonntagsöffnung im Advent

Umfrage von Marketagent liefert relativ deutliches Ergebnis.

Der zweite Lockdown stellt jeden einzelnen Österreicher vor Herausforderungen. Ganz besonders trifft er jedoch auch die heimische Gastronomie und den Handel – massive wirtschaftliche Einbußen sind hier vorprogrammiert. Zumindest für den Handel könnte eine mögliche Öffnung von Geschäften an den beiden Adventsonntagen nach dem Lockdown etwas Abhilfe schaffen, die aktuell in Österreich diskutiert wird.

"Vorteile? Gibt's nicht"

Doch wäre diese Regelung im Sinne der heimischen Bevölkerung und würde die Chance auf einen sonntäglichen Shopping-Trip überhaupt genutzt werden? Dieser Frage geht das Online Research Institut Marketagent im Rahmen einer repräsentativen Umfrage nach. Das Fazit: Obwohl sie so manchen Vorteil erkennen, überwiegen bei den Befragten in erster Linie Sorge und Skepsis hinsichtlich dieser erweiterten Öffnungszeiten. Auch die Inanspruchnahme der zusätzlichen Einkaufsgelegenheiten würde sich – aus heutiger Sicht – in Grenzen halten.

Nur gut jeder Dritte befürwortet die Ausnahmeregelung an den zwei Adventsonntagen nach dem Lockdown. Die übrigen knapp zwei Drittel können dem Vorschlag indes wenig abgewinnen, gibt Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl einen ersten Einblick in die Umfrageergebnisse. Gut drei von zehn Befragten gehen noch einen Schritt weiter und lassen kein gutes Haar an der Idee der Sonntagsöffnungszeiten. "Vorteile? Gibt's nicht", lautet ihr schlichtes Urteil. Die übrigen sehen jedoch durchaus positive Aspekte.

Die 5 größten Vorteile der Sonntagsöffnung im Advent

  1. Mehr Umsatz für den Handel – 37 Prozent
  2. Umsatzeinbußen des Lockdowns können (etwas) kompensiert werden –
    33,2 Prozent
  3. Flexiblere Einkaufsmöglichkeiten – 31,4 Prozent
  4. Umverteilung des Kundenstroms (weniger Kunden an den Samstagen) – 31,4 Prozent
  5. Positiver Effekt auf die österreichische Wirtschaft – 27,6 Prozent

*Mehrfach-Nennung || n=500

An erster Stelle steht für 37 Prozent der Österreicher ein höherer Umsatz für den Handel, der durch die zusätzlichen Einkaufstage erzielt werden könnte. Jeder Dritte erkennt darin die Möglichkeit, die Umsatzeinbußen aufgrund des Lockdowns zumindest etwas zu kompensieren. Praktisch denken zudem je gut 3 von 10: Die Sonntagsöffnung würde nicht nur flexiblere Einkäufe ermöglichen, sondern auch den Kundenstrom umverteilen, was eine Entlastung des Handels an den Samstagen bewirken könnte.

Jeweils gut 27 Prozent haben darüber hinaus Vorteile für die heimische Wirtschaft im Sinn: Die zusätzlichen Einkaufsmöglichkeiten könnten diesbezüglich positive Effekte mit sich bringen und die Verluste an den ausländischen Online-Handel reduzieren. Dass die Skepsis gegenüber der potenziellen Sonntagsöffnungszeiten die Meinung der Bevölkerung prägt, zeigt jedoch ein Blick auf die Bewertung der möglichen Nachteile.

Die 5 größten Nachteile der Sonntagsöffnung im Advent

  1. Wirkt sich negativ auf das Familienleben der Handelsangestellten aus – 59,2 Prozent
  2. Stärkere Belastung für Handelsangestellte – 58,6 Prozent
  3. Sonntag als "Ruhetag für alle" geht verloren – 58,4 Prozent
  4. Gefahr, die vorübergehende in eine reguläre Sonntagsöffnung umzuwandeln – 49,2 Prozent
  5. Wieder ein Schritt mehr in Richtung "Konsumgesellschaft" – 40,6 Prozent

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© Marketagent
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Die Befragten sorgen sich dabei besonders um die Handelsangestellten: Je knapp 6 von 10 befürchten einen negativen Einfluss auf deren Familienleben sowie eine allgemein stärkere Belastung. Zudem ist den Österreicherinnen und Österreichern ihr Sonntag als wöchentlicher "Ruhetag für alle" heilig. Dass dieser verloren gehen könnte, ist für 58 Prozent nicht vorstellbar.

In Folge stellt die Aussicht auf eine zeitlich begrenzte Sonntagsöffnung im Advent für die Hälfte auch eine ernstzunehmende Gefahr dar, dass sich daraus reguläre Sonntagsöffnungszeiten entwickeln könnten, erklärt Lisa Patek, Marketingleiterin von Marketagent. Kritik üben 4 von 10 außerdem an dieser Regelung als weiteren Schritt in Richtung "Konsumgesellschaft". Nur 6 Prozent können gar keinen Nachteil an einer möglichen Öffnung des Handels an den beiden Sonntagen nach dem Lockdown ausmachen.

So wäre das Shoppingverhalten bei einer Sonntagsöffnung

Um den Mehrwert der Sonntagsöffnungszeiten zu ermitteln, ist zuletzt ein Blick auf die Nutzung dieses Angebots durch die heimischen Konsumenten unentbehrlich. Aus heutiger Sicht würde nur knapp jeder vierte Befragte die Möglichkeit der zusätzlichen Einkaufstage in Anspruch nehmen. Mehr als drei Viertel geben hingegen an, an den beiden Adventsonntagen kein Geschäft aufsuchen zu wollen.

Ob die Österreicher einen Shoppingtrip unternehmen würden, ist dabei vor allem auch eine Frage des Alters: Je jünger die Befragten, desto größer der Anteil an Personen, die die Einkaufsmöglichkeit am Sonntag nutzen würden, ergänzt Schwabl. Am interessantesten wären die zusätzlichen Öffnungszeiten übrigens mit Abstand im Lebensmittelhandel (68 Prozent), außerdem in Drogerien und Parfümerien (43 Prozent), für mehr als 4 von 10 im Schuhhandel und für jeweils gut ein Drittel im Baumarkt bzw. Gartencenter sowie im Elektro(nik)-Fachhandel.

Als Anreiz, wieder verstärkt im stationären anstatt im Online-Handel zu shoppen, wird die mögliche Regelung jedoch nur von gut 3 von 10 empfunden. 59 Prozent sehen hier keine zusätzliche Motivation, lokal einzukaufen.
Ob die Sonntagsöffnungszeiten an den beiden Adventsonntagen nach dem Lockdown tatsächlich Realität werden, steht noch in den Sternen und ist für die heimische Bevölkerung derzeit schwer abschätzbar. 44 Prozent äußern die Vermutung, dass es dazu kommen wird, die übrigen Befragten bezweifeln dies hingegen.

LEH soll auf Verkauf von Non-Food-Artikel verzichten

Um fairere Verhältnisse für den aktuell geschlossenen Handel zu schaffen, wäre jedoch eine andere Maßnahme für etwas mehr als jeden zweiten Österreicher während des Lockdowns vorstellbar: Während Elektrohandel, Baumarkt und Co. geschlossen sind, verkauft so manches Lebensmittelgeschäft auch Non-Food-Artikel – ein Nachteil für die spezialisierten Fachläden. Die Hälfte der Befragten plädiert hier für einen Verzicht auf den Verkauf derartiger Waren durch den Lebensmittelhandel, die andere Hälfte sieht dazu jedoch keinen Anlass. (as)

www.marketagent.com

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