Am 29.Juli 2019 wurde traurige Umweltgeschichte geschrieben: denn letzte Woche Montag fiel der diesjährige World Overshoot Day, zu deutsch Erdüberlastungstag, auf genau dieses Datum. So früh wie noch nie fiel dieses Datum, welches bedeutet, dass die Weltbevölkerung rechnerisch gesehen bereits alle nachhaltigen Ressourcen für das gesamte laufende Jahr aufgebraucht hat, so früh wie 2018 und 2019.
Fiel das Datum in den 70er und 80er Jahren zumindest noch in den Dezember, so fällt der Tag besonders seit dem Millenium im Jahr 2000 immer früher – und wir Österreicher sind sogar noch schlimmer. Denn würden alle Länder der Welt so leben wie wir, wäre dieser Tag heuer schon auf den 9. April gefallen. Jeder Österreicher verbraucht demnach mehr Ressourcen als der durchschnittliche Weltbürger, nämlich 60 Kilogramm pro Tag. Das kommt einem Pro-Kopf-Verbrauch von 22,2 Tonnen im Jahr gleich. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt liegt bei 36 Kilogramm pro Kopf und Tag und 13,5 Tonnen im Jahr.
Der hohe Ressourcenverbrauch kommt nicht von irgendwo. Verantwortlich dafür zeigt sich unsere Konsumgesellschaft. Darunter leidet auch das Klima, es muss sich etwas ändern, sind sich Experten einig. Nur: Ein kapitalistisches Wirtschaftssystem ohne Konsum ist utopisch.
"Konsum muss nachhaltiger werden"
"Deswegen muss Konsum nachhaltiger werden. Es muss möglich sein, einfach und bequem von zuhause shoppen zu können, ohne auf etwas verzichten zu müssen und trotzdem der Umwelt nicht zu schaden", überlegten sich vier junge Wiener Studenten. Und gründeten beeanco, einen nachhaltigen Online-Marktplatz, wo für jedes Produkt die nachhaltigste Alternative angeboten wird. Ein „grünes" Amazon quasi.
Die Produktpalette reicht von Haushaltsgeräten, Bekleidung, Sportprodukten und Hygieneartikeln bis hin zu Dienstleistungen wie Stromanbieter, Reparaturservice und Kapitalanlagen. Alle Produkte, die auf beeanco angeboten werden, müssen mindestens zwei von insgesamt neun Nachhaltigkeitskriterien (siehe Grafik unten) erfüllen.
Beispiel österreichischer Fairtrade-Fußball
Ein anschauliches Beispiel ist der "Fairtrade-Fußball": Das auf beeanco angebotene Produkt der österreichischen Firma Rasenreich wird unter fairen Bedingungen in Pakistan hergestellt. Den Fabriksmitarbeitern werden faire Löhne gezahlt, kostenfreie Bildungsangebote und medizinische Versorgung ermöglicht. Zudem investieren die Hersteller 15 Prozent mehr, als sie eigentlich müssten, in die Arbeits- und Lebensbedingungen vor Ort. Der Fußball kostet übrigens genauso viel wie jenes Produkt großer marktführender Marken. Allerdings können diese nicht dieselben Nachhaltigkeitskriterien aufweisen. "Unser Ziel ist es, auch große Marktführer auf uns aufmerksam zu machen und sie dazu zu motivieren, ihre Produktion nachhaltiger zu gestalten", hofft Co-Founderin Anya Hubmayer.
Hochgesteckte Ziele und die Versandfrage
Einziger Knackpunkt, der noch gelöst werden muss, ist der Versand. Dieser ist schließlich von Natur aus alles andere als umweltfreundlich. „Dieser läuft derzeit über unsere Anbieter. Wir achten auf wenig Verpackung, kein Plastik und keinen Expressversand. Das wollen wir aber noch verbessern und nachhaltige Logistikunternehmen als Partner gewinnen", erklärt Hubmayer. Und Co-Founder Michael Frey ergänzt: „Am umweltfreundlichsten wäre es natürlich, wenn der Kunde auf das Produkt seiner Wahl auf unserem Marktplatz aufmerksam wird und dann mit dem Fahrrad zum jeweiligen Händler fährt und sich das Produkt dort abholt."
Seit 1. Mai gibt es die Website, Ende August soll die Finalversion online gehen. Im Herbst will man den deutschen Markt erobern. Dort gibt es zwar Konkurrenz wie greenpicks oder avocadostore, abheben will sich beeanco aber durch seine umfassende Produktpalette. Langfristiges Ziel ist es, Marktführer im nachhaltigen e-Commerce in Europa zu werden. "Unser Marktplatz soll die breite Masse ansprechen. Nur so können wir die Gesellschaft nachhaltig verändern", meint Hubmayer. (rb)
www.beeanco.com