"Inhalte nur noch gegen Bezahlung"

VÖZ und ÖZV veranstalteten ersten Zeitschriftentag im News Media Tower.

"Je klarer Zeitschriften ihre Zielgruppen definieren, desto höher ihre Erfolgschancen", erklärte ÖZV-Präsident Wolfgang Pichler zum Auftakt des ersten Zeitschriftentags des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und des Österreichischen Zeitschriften- und Fachmedienverbandes (ÖZV) im News Media Tower. Hausherr Horst Pirker, CEO der Verlagsgruppe News, konnte über 100 interessierte Gäste aus der Medienbranche begrüßen. "Es wäre verhängnisvoll, sich in der Dualität von Print und Digital zurückzulehnen – wir müssen ganze Ökosysteme rund um unsere Medienmarken erschaffen", so Pirker. Moderiert wurde die Veranstaltung von Horizont-Chefredakteurin Marlene Auer.

Mit seiner Keynote "Der Weg vorwärts – Wie Medienmarken im digitalen Zeitalter erfolgreich sein können" eröffnete Juan Señor (Innovation – Media Consulting Group) den Vortragsteil des Zeitschriftentages 2017 und plädierte dafür, digitale Inhalte nur noch gegen Bezahlung anzubieten: "Mit digitalen Werbeerlösen allein kann man seine Rechnungen einfach nicht begleichen." Leser müssten entweder mit ihren Daten oder ihrem Geld für wertvollen Journalismus bezahlen.

Postmediale Zukunft

Bernd Flessner (Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikationen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) sprach über "Künstliche Intelligenz in den Medien" und skizzierte unterschiedliche Zukunftsszenarien. Sollte die KI-Revolution tatsächlich stattfinden, würden die heutigen Redaktions-, Produktions-, Diffusions- und Distributionsstrukturen verschwinden. "Das Stadium der Postmedialität wäre damit erreicht – Medien ließen sich in diesem Zukunftsmodell nicht mehr von der übrigen, längst intelligenten Technosphäre unterscheiden", so Flessner.

Die "Prosumenten" dieser Zukunft würden ihre personalisierten Produkte stets selbst mitgestalten: "Wem Harry Potter in Game of Thrones bis dato gefehlt hat, bekäme die Tools in die Hand, um sich dieses spezifische Medienprodukt selbst zusammenzubauen." Tobias Raschka (Media Impact) erklärte unter dem Titel "Das unterschätzte Medium", warum Zeitschriften für Leser und Werbetreibende so wertvoll sind. Mit 95,4 Prozent monatlicher Gesamtreichweite seien Zeitschriften in Deutschland noch immer "größer als das Internet".

Die Strategie der "Engagement-Königin"

Monika Affenzeller und Jochen Hahn von missMEDIA, demonstrierten wie miss zu einer "360 Grad Medienmarke" wurde. Mit einer "Social-Media-First-Strategie" fokussiere sich miss auf "Digital Natives", die ab 2020 die größte Konsumentengruppe in Europa sein werden. Mit maßgeschneidertem Content und einer Start-up-Kultur habe man es etwa auf Facebook geschafft, miss unter den zehn größten Frauenmedien im DACH-Raum zur "Engagement-Königin" zu machen.

Christina D'Ilio (netzstragen) stellte die Frage "Kennen Sie Ihre Zielgruppe" an den Beginn ihres Vortrags. Nur wer die Lebenswelten, Interessen und medialen Bedürfnisse seiner potenziellen Kunden versteht, könne entsprechende Produktstrategien entwickeln. Mit sogenannten "Medienpersonas" machen die netzstrategen daher Sinus-Milieus greif- und erlebbar.

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