Fotos der Erste Group Jahresbilanz-PK
Peter Bosek: "Europa muss dringend noch enger zusammenrücken"

| Tobias Seifried 
| 02.03.2025

Neben einem insgesamt guten Jahresergebnis verzeichnete die größte Bankengruppe des Landes auch einen deutlichen Anstieg beim Kreditvolumen und den Einlagen. Zudem wurde ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Die geplante Bankenabgabe sieht man kritisch.

Die Erste Group hat am Freitag in Wien ihre Bilanz für das Jahr 2024 präsentiert. Dabei zeigte sich, dass das Unternehmen ziemlich erfolgreich war. Das Betriebsergebnis ist auf 5,9 Milliarden Euro (+6,6 Prozent) gestiegen, was den Angaben zufolge vor allem auf ein starkes Wachstum im Kundengeschäft zurückzuführen sei. Und auch die restlichen Kennzahlen haben sich durchaus erfreulich entwickelt, woran u. a. das starke Engagement in Zentral- und Osteuropa einen wesentlichen Anteil habe. 

"Wir sind in der Wachstumsregion Europas aktiv, das spiegelt sich klar in unseren guten Zahlen wider: Zwei Drittel unseres Gewinns stammen aus unseren Banken in Zentral- und Osteuropa. Trotz der Aufholjagd der letzten 20 Jahre bleibt das Streben nach Wohlstand in diesen Regionen ungebrochen. Hier liegt auch das zukünftige Potenzial. Angesichts der großen geopolitischen Veränderungen muss Europa dringend noch enger zusammenrücken", sagte Peter Bosek, CEO der Erste Group, bei der Präsentation im Erste Campus nahe dem Hauptbahnhof.

Stefan Dörfler, CFO der Erste Group, fügt hinzu: "Wir sind auch im letzten Jahr stark im Kundengeschäft gewachsen und haben ein gutes Ergebnis erzielt. Die Risikokosten haben wir dank unserer umsichtigen und diversifizierten Kreditvergabe im Griff, und unsere Kapitalposition bleibt stark. Im Zuge der Zinssenkungen steigt die Investitionstätigkeit der privaten Haushalte und Unternehmen. Das ist auch in der Steigerung unseres Kreditvolumens im zweiten Halbjahr erkennbar."

Zinsüberschuss gesteigert

Der Zinsüberschuss stieg den Angaben zufolge in allen Kernmärkten ausgenommen Österreich, aufgrund des höheren Kreditvolumens sowie der geringeren Zinsaufwendungen auf 7,528 Milliarden Euro (+4,2 Prozent). Der Provisionsüberschuss erhöhte sich demnach auf 2,938 Milliarden Euro (+11,3 Prozent). Zuwächse gab es in allen Kernmärkten, insbesondere bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen sowie in der Vermögensverwaltung, so die Manager. Das Handelsergebnis verschlechterte sich auf 519 Millionen Euro (754 Millionen Euro), die Position Gewinne/Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert, habe sich auf -82 Millionen Euro (-306 Millionen Euro) verbessert. Die Entwicklung beider Positionen war hauptsächlich auf Bewertungseffekte zurückzuführen. Die Betriebserträge stiegen damit auf 11,178 Milliarden Euro (+5,9 Prozent).

Kosten-Ertrags-Relation verbessert

Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich der Erste Group zufolge auf 5,279 Milliarden Euro (+5,2 Prozent). Aufgrund von Gehaltserhöhungen stiegen die Personalaufwendungen auf 3,202 Milliarden Euro (+7,1 Prozent). Der Anstieg der Sachaufwendungen auf 1,529 Milliarden Euro (+4,1 Prozent) sei vorwiegend auf höhere IT-Aufwendungen von 622 Millionen Euro (549 Millionen Euro) zurückzuführen. Die in den Sachaufwendungen verbuchten Beiträge in Einlagensicherungssysteme verringerten sich demnach hingegen auf 72 Millionen Euro (114 Millionen Euro), insbesondere in Österreich. Die Abschreibungen beliefen sich auf 547 Millionen Euro (-2,2 Prozent). Der Anstieg im Betriebsergebnis auf 5,9 Milliarden (+6,6 Prozent) sei zu gleichen Teilen dem Zins- und Provisionsüberschuss zuzurechnen, die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich auf 47,2 Prozent (47,6 Prozent).

Leichter Anstieg der NPL-Quote 

Beim Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten sieht es folgendermaßen aus: Es belief sich auf -397 Millionen Euro bzw. auf 18 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (-128 Millionen Euro bzw. 6 Basispunkte). Dotierungen von Wertberichtigungen für Kredite und Darlehen seien vor allem in Österreich vorgenommen worden. Positiv hätten sich Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen (ebenso insbesondere in Österreich) ausgewirkt. Die NPL-Quote, also der Anteil an notleidenden Krediten (Non-Performing Loans), bezogen auf Bruttokundenkredite erhöhte sich auf 2,6 Prozent (2,3 Prozent). Die NPL-Deckungsquote (ohne Sicherheiten) ging auf 72,5 Prozent (85,1 Prozent) zurück.

Höherer Nettogewinn

Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich den Angaben der Erste Group zufolge auf -414 Millionen Euro (-468 Millionen Euro). Darin ist die Dotierung einer Rückstellung in Zusammenhang mit der Zwischenbankbefreiung gemäß Umsatzsteuergesetz in Höhe von 102 Millionen Euro enthalten. Die Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds verringerten sich auf 28 Millionen Euro (113 Millionen Euro), da 2024 in der Eurozone keine regulären Beiträge eingehoben wurden. Bankenabgaben wurden in vier Kernmärkten entrichtet. Im sonstigen betrieblichen Erfolg sind 245 Millionen Euro (183 Millionen Euro) erfasst, davon entfielen 168 Millionen Euro (137 Millionen Euro) auf Ungarn. Die Bankensteuer in Österreich lag bei 40 Millionen Euro (46 Millionen Euro), in Rumänien bei 37 Millionen Euro (2024 neu eingeführt). Die Bankensteuer in der Slowakei von 103 Millionen Euro wird in der Position Steuern vom Einkommen verbucht. Im neuen Regierungsprogramm der Dreier-Koalition ist vorgesehen, dass die Bankenabgabe deutlich erhöht wird. Das dürfte sich auch auf das Ergebnis der Erste Group auswirken. Bosek rechnet heuer mit rund 150 Millionen Euro. Er finde die Einführung schade, "weil es die Möglichkeit stärker zu finanzieren für alle Banken in Österreich einschränkt".

Die Steuern vom Einkommen beliefen sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 1,053 Milliarden Euro (874 Millionen Euro). Das den nicht beherrschenden Anteilen zuzurechnende Periodenergebnis verringerte sich infolge geringerer Rentabilität der Sparkassen auf 819 Millionen Euro (923 Millionen Euro), wie die Erste-Manager mitteilten. Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis sei dank des starken Betriebsergebnisses auf 3,125 Milliarden Euro (2,998 Milliarden Euro) gestiegen.

Zunahme bei Kredit- und Einlagenvolumen

Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich laut der Erste Group auf 28,1 Milliarden Euro (26,1 Milliarden Euro). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter erhöhte sich das Harte Kernkapital (CET1, final) auf 24 Milliarden Euro (22,9 Milliarden Euro), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) auf 30,9 Milliarden Euro (29,1 Milliarden Euro). Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelles Risiko inkludiert, stieg auf 159,1 Milliarden Euro (146,6 Milliarden Euro). Die Harte Kernkapitalquote (CET1-Quote, final) belief sich auf 15,1 Prozent (15,7 Prozent), die Gesamtkapitalquote auf 19,5 Prozent (19,9 Prozent).

Die Bilanzsumme stieg den Angaben zufolge auf 353,7 Milliarden Euro (+4,9 Prozent; 337,2 Milliarden Euro). Auf der Aktivseite verringerten sich Kassenbestand und Guthaben auf 25,1 Milliarden Euro (36,7 Milliarden Euro), Kredite an Banken erhöhten sich – insbesondere in Tschechien – auf 27 Milliarden Euro (21,4 Milliarden Euro). Die Kundenkredite stiegen seit Jahresende auf 218,1 Milliarden Euro (+4,9 Prozent). Passivseitig gab es einen Rückgang bei den Einlagen von Kreditinstituten auf 21,3 Milliarden Euro (22,9 Milliarden Euro). Die Kundeneinlagen stiegen auf 241,7 Milliarden Euro (+3,8 Prozent), insbesondere in Tschechien und Rumänien. Das Kredit-Einlagen-Verhältnis belief sich auf 90,2 Prozent (89,3 Prozent).

Ausblick für 2025

Für 2025 hat sich die Erste Group das Ziel gesetzt, eine Eigenkapitalverzinsung von circa 15 Prozent zu erwirtschaften. Diese Zielsetzung hänge jedoch von einigen Faktoren (makroökonomisches Umfeld etc.)  Entsprechend der prognostizierten starken Ergebnisentwicklung sollte die CET1-Quote 2025 ansteigen und damit weitere Ausschüttungsoptionen beziehungsweise Flexibilität im Hinblick auf M&A Transaktionen ermöglichen. Aus dem um AT1-Dividenden bereinigten Nettogewinn 2024 strebt die Erste Group die Ausschüttung einer regulären Dividende in Höhe von 41,2 Prozent des bereinigten Gewinns und die Durchführung eines dritten Aktienrückkaufprogramms in Höhe von 23,7 Prozent des bereinigten Gewinns an, sofern die dafür erforderlichen regulatorischen Genehmigungen erteilt werden.

LEADERSNET war bei der Präsentation. Fotos sehen Sie in unserer Galerie.

www.erstegroup.com

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