Österreichische Institute auf Platz 2
So viel verdienen Privatbanken pro Kunde

| Tobias Seifried 
| 10.04.2025

Laut einer aktuellen Studie nimmt der Transformationsdruck auf diese Geldinstitute trotz Ertragsplus zu.

Die europäischen Privatkundenbanken verzeichnen 2024 ein weiteres Erfolgsjahr, müssen sich aber für eine bevorstehende Trendwende wappnen. Darauf lässt zumindest der aktuelle "Retail Banking Monitor 2025" (siehe Infobox) von Strategy& schließen. Demnach stiegen die Erträge der Banken im Jahr 2024 um drei Prozent, das Betriebsergebnis legte um vier Prozent zu. Noch im Vorjahr waren die Erträge allerdings um 14 Prozent gestiegen und die Ergebnisse sogar um 30 Prozent. Der Scheitelpunkt des zinsgetriebenen Wachstums scheine somit überschritten und es drohe sogar ein Null-Zins-Szenario im Falle eskalierender Strafzölle, teilte die Strategieberatung aus dem Hause PwC mit. Dies träfe die Retailbanken empfindlich, da ihr Wachstum der vergangenen Jahre vor allem auf Zinsrenditen fußte.

Letzte Chance für nachhaltige Transformation

Angesichts dieser Vorzeichen könnte das Jahr 2025 den Privatkundenbanken die vorerst letzte Gelegenheit bieten, sich im Windschatten hoher Zinsen nachhaltig zu transformieren und für ungünstigere makroökonomische Rahmenbedingungen vorzusorgen. Dafür müssten die Banken laut den Studienautoren vor allem ihre zinsunabhängigen Erträge aus Gebühren und Provisionen stärken, ihr Betriebsmodell modernisieren und ihre Kosten senken. Zwar hätten die Institute den Transformationsdruck längst erkannt, der notwendige Wandel sei bislang jedoch mit zu wenig Nachdruck vorangetrieben worden. So stagnierten die zinsunabhängigen Erträge aus Gebühren und Provisionen bei 27 Prozent der Gesamterträge, während die Kosten auf hohem Niveau verharren und im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent gestiegen seien. Das Kreditgeschäft wachse mit einem Prozent moderat und erhole sich, berge aber aufgrund einer leichten Verschlechterung der Kreditqualität neue Risiken.

"Für die etablierten Retailbanken in Österreich war 2024 ein weiteres erfolgreiches Jahr. Auch im europäischen Vergleich schneiden sie gut ab und belegen mit durchschnittlich über 850 Euro Ertrag pro Kunde einen Spitzenplatz", sagt Hendrik Bremer, Senior Executive Advisor bei Strategy& Österreich, und fügt hinzu: "Wie überall in Europa profitieren österreichische Privatkundenbanken dabei von Zinseffekten, die nun rasch abflauen könnten. Gleichzeitig arbeiten auch hierzulande internationale Challenger-Banken, die mittlerweile profitabel sind und etablierte Banken unter Druck setzen. Challenger-Banken agieren längst nicht mehr wie lokale Newcomer, sondern operieren länderübergreifend und konnten zuletzt insbesondere bei jüngeren Zielgruppen stark wachsen. Um ihre aktuellen Erfolge weiter ausbauen zu können, müssen sie künftig allerdings vor allem mehr Ertrag pro Kunde erzielen."

Veränderungsdruck für etablierte Häuser und Neobanken

Trotz des zunehmenden Wettbewerbs zeige der Blick auf die Durchschnittserträge pro Kund:in, wie sehr die klassischen Retailbanken zuletzt vom Zinsgeschäft profitieren konnten. So erzielten die belgischen Institute 2024 im Schnitt knapp 1.200 Euro Ertrag pro Kund:in, die Banken in Österreich kamen auf etwas über 850 Euro, die deutschen Privatkundenbanken auf immerhin noch rund 670 Euro. Der Maximalwert bei den Challenger-Banken lag der Studie zufolge dagegen bei 208 Euro Ertrag pro Kund:in.

Rang 2024

Land

Ertrag pro Kunde in Euro
(Durchschnitt)

1

Belgien

 1.177

2

Österreich

 852 

3

Niederlande

 797 

4

Spanien

 741 

5

Deutschland

 668 

6

Nordeuropa¹

 583 

7

Frankreich

 553 

8

Großbritannien

 398 

1) Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland

Mit dem Zinspolster im Rücken würden die etablierten Geldhäuser durchaus unterschiedliche Lösungsansätze vorantreiben. Einige Banken aus Spanien und Frankreich arbeiteten demnach etwa länderübergreifend auf einer gemeinsamen Plattform und schöpfen so Skaleneffekte ab. Andere Institute konnten ihre Kosten durch teilweise radikale Einschnitte in ihre Betriebsmodelle um bis zu 30 Prozent senken, zum Beispiel, indem sie doppelte Kernbankensysteme abgeschafft und sich von unprofitablen Kund:innen sowie unrentablen Vertriebspartnerschaften getrennt haben, heißt es vonseiten der Studienautoren.

Gute Gelegenheit für etablierte Häuser

"Etablierte und neue Banken nähern sich bei Kundenerlebnis und Produktangebot immer weiter an. Ihre Strategien bleiben aber unterschiedlich", sagt Andreas Pratz, Co-Studienautor und Partner bei Strategy& Deutschland, und fügt hinzu: "Challenger-Banken weiten ihre Produktpalette in den Einlagen- und Kreditbereich aus, verfolgen dieses Wachstum aber vor allem mit Balance-Sheet-Light-Ansätzen." Dies wiederum biete den etablierten Privatkundenbanken eine wertvolle Gelegenheit, Partnerschaften einzugehen, um ihre Größe und Bilanzkapazität optimal auszuspielen. Beide Gruppen einte, dass sie jetzt die richtigen Weichenstellungen vornehmen müssen, um in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig zu bleiben, so Pratz abschließend.

www.strategyand.pwc.com

Über die Umfrage

Die repräsentative Online-Erhebung wurde im Auftrag von PwC Österreich durchgeführt. Zwischen 26. Februar und 7. März 2025 wurden 1.058 Personen im Alter von 14 bis 75 Jahren in Österreich befragt. Die Ergebnisse ermöglichen einen differenzierten Blick auf Einstellungen und Nutzung von KI – unterteilt nach Generationen: Babyboomer, Generation X, Millennials und Gen Z.

Weitere Informationen zur Umfrage finden Sie hier.

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