Am Dienstag wurde die mehrmonatige Veranstaltung "Tangente St. Pölten – Festival für Gegenwartskultur" (siehe Infobox) feierlich eröffnet. In St. Pölten gebe es "so viel Kultur wie noch niemals zuvor", sagte sich Johanna Mikl-Leitner anlässlich der Eröffnung. Damit dürfte Niederösterreichs Landeshauptfrau richtig liegen, denn bis zum 6. Oktober 2024 bietet die "Tangente" laut den Initiator:innen mehr als 250 spartenübergreifende Veranstaltungen. Der Startschuss fiel mit einer festlichen Eröffnung in der "Bühne im Hof" sowie der Österreich-Premiere der Oper "Justice" von Milo Rau im Festspielhaus St. Pölten.
Eröffnungstage und Themenschwerpunkte
Anlässlich der Eröffnung lädt die Tangente St. Pölten bis Sonntag, 5. Mai zu ihren Eröffnungstagen. "Justice" ist Teil des Themenschwerpunkts Ökologie im April/Mai, bei dem auch das internationale Projekt "Shared Landscapes" von Caroline Barneaud und Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) zur Aufführung gebracht wird. Mit dem TangenteStraßenfest am 4. Mai möchte sich das Festivalzentrum von seiner umtriebigen Seite zeigen – der Eintritt ist frei. Ebenso frei zugänglich ist der Kunstparcours "The Way of the Water", der entlang der Traisen und des Mühlbachs 24 künstlerische Positionen zeigt. Weiters wird die "Alien Disko" kuratiert von The Notwist zu sehen sein. Zum ersten Mal in Österreich ist "Freeway Dance", ein außergewöhnliches Tanzprojekt der japanischen Choreografin Ayaka Nakama. Mit "Tipping Time" findet eine Klimakonferenz für die Zivilgesellschaft, kuratiert von Globart in Zusammenarbeit mit Solektiv, im Sonnenpark statt. Und am 11. und 17. Mai wird die Uraufführung "Alfa Romeo und die elektrische Giulietta" von Wunderbaum gefeiert. Im Mai/Juni folgt der zweite Schwerpunkt Erinnerung, die Demokratie im September/Oktober.
Dialograum schaffen
"Mit der Kraft der Kultur" und in enger Kooperation zwischen Stadt St. Pölten und Land Niederösterreich wolle man damit auch das Profil der Landeshauptstadt stärken, sagte Mikl-Leitner, und dankte auch dem gesamten Team der Tangente, sie sei überzeugt, es werde "ein unvergessliches Festival" und "das größte Regionalentwicklungsprojekt seit der Landeshauptstadtwerdung". Zum Programm der Tangente, das sich den drei zentralen Themen Demokratie, Erinnerung und Ökologie widmet, meinte die Landeshauptfrau, Aufgabe der Politik sei es, "einen Dialograum zu schaffen" und die Grundvoraussetzungen für eine offene Diskussion zu legen. Gerade in der aktuellen, herausfordernden Zeit sei "ein Dialog, der auf Wertschätzung und Respekt aufgebaut ist", von großer Bedeutung.
Auch Bürgermeister Matthias Stadler hob die Kooperation der Stadt St. Pölten mit dem Land Niederösterreich hervor. Mit dem Festival Tangente wolle man "aufzeigen und in eine neue Zeit gehen – mit Kultur, Weltoffenheit und Zukunftsorientierung", so Stadler. Er dankte dem Festivalteam "für Engagement und Herzblut", mit Initiativen wie dem Festivalzentrum gelinge es, "die lokale Szene mit der österreichischen und der internationalen Szene zu vernetzen".
Langfristige Impulse
"Die Tangente hat schon längst begonnen", erinnerte Tarun Kade, der kuratorische Leiter der Tangente, in seiner Rede an den Bewerbungsprozess zur Kulturhauptstadt 2024. "Der Weg war schwierig, aber auch voller Hoffnung, Leidenschaft und Vision", bezog er sich auf die Planungen, nachdem das Salzkammergut den Zuschlag erhalten hatte. Das Festival werde, so Tande, "über seine Laufzeit hinaus Impulse setzen".
Die Eröffnungsrede wurde von der spanischen Autorin Cristina Garcia Morales gehalten. Sie wurde im Jahr 2021 von der Literaturzeitschrift Granta als eine der besten spanischsprachigen Schriftstellerinnen unter 35 Jahren bezeichnet, ihre Werke wurden für Film, Fernsehen und Theater adaptiert und in ein Dutzend Sprachen übersetzt. Nach dem Festakt fand im Festspielhaus St. Pölten die Premiere von "Justice" statt, es spielte das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich.
Festivalzentrum
Gleichzeitig mit dem Festival wurde das Festivalzentrum eröffnet. Es gilt als "Herz der Tangente" und wurde als Treffpunkt für die St. Pöltnerinnen und St. Pölten sowie die lokalen und internationalen Künstlerinnen und Künstler sowie als neuer kultureller Begegnungsort in der Stadt entworfen. In den vergangenen Monaten gestaltete das venezianische Architekturkollektiv Biennale Urbana (Andrea Curtoni, Giulia Mazzorin und Andrea DeLorenzo) gemeinsam mit zahlreichen lokalen Akteurinnen und Akteuren sowie Studierenden der New Design University St. Pölten, der TU-Wien sowie der Kunstuniversität Linz und fast ausschließlich durch Wiederverwendung von gebrauchten Materialen einen öffentlichen Co-Working-Space, einen Vermittlungsraum und vieles mehr.
www.tangente-st-poelten.at
Kommentar schreiben