"Es gibt in Wien einen unendlichen Bürokratiedschungel"

Karl Mahrer, Stadtrat und ÖVP-Wien Chef, spricht in der neuen "Peter & Paul"-Sendung u.a. über die Identität der Bundeshauptstadt, Zuwanderung, Maßnahmen gegen die Teuerung sowie die Bedeutung der Bälle. Zudem verrät Mahrer, wieso er sich bei seiner zweiten Karriere für die Politik entschieden hat.

Karl Mahrer, Stadtrat und ÖVP-Wien-Chef, war viele Jahre Polizist. In der aktuellen Peter & Paul-Sendung verrät er Paul Leitenmüller, CEO Opinion Leaders Network, wieso sich der heutige Politiker für eine zweite Karriere entschieden hat. "Ich war 40 Jahre lang Polizist in Wien und habe den Beruf von der Pike auf gelernt", so Mahrer und weiter: "Dann war ich Landespolizeikommandant sowie Polizeivizepräsident und 2015 inmitten der Migrationskrise. Dort habe ich gelernt, wie stark Polizei und Grenzschutz überfordert waren, weil die politischen Lösungen gefehlt haben. 2017 kam die Einladung für einen Wechsel in die Politik, die ich dankend angenommen habe, weil ich Probleme lösen möchte."

"Wir müssen sehr aufpassen"

Anfangs war Mahrer noch im Nationalrat, wechselte dann aber in den Wiener Stadtrat. "Ich glaube, Wien ist im Vergleich mit anderen europäischen Städten und Metropolen absolute Spitze was den Tourismus betrifft. Es ist eine tolle Kongressstadt. Das macht mich stolz", so der ÖVP-Wien-Chef. "Allerdings hat Wien meiner Meinung nach auch eine zweite Seite. Wir müssen sehr aufpassen, dass wir in einigen Stadtvierteln nicht das erleben, was wir in Berlin Neu-Köln, Paris oder Malmö sehen. Hier haben wir abgeschottete Stadtviertel, wo sich zugewanderte Menschen gar nicht integrieren wollen – bzw. nicht integrieren brauchen, weil sie ohnehin unter sich sind. Hier muss Wien reagieren. Ich möchte, dass Wien so bleibt wie es ist, aber auch, dass die Lebensqualität in allen Stadtvierteln so ist, wie wir sie zum Beispiel im ersten Bezirk sehen."

Aber was macht "echte" Wiener:innen eigentlich aus? "Wiener:innen zeichnen sich dadurch aus, dass nicht alles so zugespitzt ist, sondern dass man 'runder' miteinander reden kann. Sie zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie quasi eine Mischung darstellen, die aus der K&K-Zeit (kaiserlich-königlich Anm. d. Red.) entstanden ist - Hier war Wien der Schmelztiegel und wir sind alle aus einem Kulturkreis. Was mir Sorgen bereitet und worauf wir achten müssen, ist, dass Menschen die heute zuwandern, die europäische Kultur und unsere Werte einer liberalen Demokratie annehmen. Wir müssen hier Integration fördern, aber auch konsequent einfordern."

"Unendlicher Bürokratiedschungel"

"Wien ist anders", behauptet die Stadt gerne von sich selbst. Wo ist man aber in Sachen Wirtschaft besonders erfolgreich, bzw. wo sollte man sich künftig positionieren? "Gerade im Bereich Tourismus und Kongressentwicklung sind wir nach der Coronakrise wieder in einer guten Entwicklung. Absoluten Aufholbedarf haben wir beim Bürokratie- und Steuersystem. Das ist nicht nur für Unternehmer:innen aus dem Ausland schädlich, sondern auch für Unternehmer:innen, die sich in Wien ansiedeln möchten, aufgrund der vielen Hürden dann aber doch in andere Bundesländer gehen. Es ist ein unendlicher Bürokratiedschungel. Das Durchlaufen aller Magistratsabteilungen kann einen schon zur Verzweiflung bringen." Außerdem gebe es Steuern, die Mahrer nicht akzeptieren könne. "Etwa die U-Bahn-Steuer, eine Dienstnehmerabgabe, bei der gerade jene Unternehmen bestraft werden, die viele Dienstnehmer:innen anstellen. So etwas halte ich für konkurrenzschädlich."

"Bälle zeigen kulturelle Wurzeln der Stadt"

Eine zentrale Forderung des ÖVP-Wien-Chefs ist, das sogenannte "Teuerungsgesetz" abzuschaffen. Dieses sieht vor, dass Gebühren und Abgaben automatisch jedes Jahr erhöht werden.

Wien ist für die Ballszene bekannt. Inwieweit ist diese Positionierung noch zeitgemäß? "Absolut", findet Mahrer. "Es kostet zwar viel Geld, sorgt aber auch für eine hohe Wertschöpfung. Die Bälle zeigen die kulturellen Wurzeln dieser Stadt. Menschen aus aller Welt, die sonst nichts mit der Stadt zu tun haben, denken beim Begriff Ball sofort an Wien. Und das ist einfach schön."

Weiterführende Antworten

Was Karl Mahrer zu den Teuerungen und dem Wirtschaftsstandort Wien noch zu sagen hat, sehen Sie im LEADERSNET.tv Video. Zwischen den zwei Themenblöcken sehen Sie zudem das Video vom Neujahresempfang der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

 

Weitere Fotos vom Dreh gibt es hier.

Alle Peter & Paul-Folgen zum Nachschauen finden Sie auf www.leadersnet-tv/peter&paul.

www.wien.oevp.at

Sollten Sie das Video nicht abspielen können, klicken Sie bitte hier!

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV