In der Aufsichtsratssitzung der Strabag SE am Dienstag gab es eine Überraschung. Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Gusenbauer legt sein Mandat nämlich mit Jahresende vorzeitig zurück. Wer den Posten des Ex-Kanzlers ab 1. Jänner 2024 einnehmen wird, steht bereits fest. In der Sitzung wurde Kerstin Gelbmann zur neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Die Managerin ist langjähriges Aufsichtsratsmitglied der Strabag SE.
"Reputationsschatten vermeiden"
Gusenbauer sitzt in Gremien mehrerer Unternehmen. So ist er unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender sowohl der Signa Prime Selection AG als auch der Signa Development Selection AG (LEADERSNET berichtete). Damit dürfte auch sein Rücktritt zusammenhängen. In einer persönlichen Erklärung teilte der ehemalige Bundeskanzler mit: "Die öffentliche Diskussion über einzelne in Schieflage geratene Signa Gesellschaften, deren Aufsichtsratsvorsitzender ich bin, veranlasst mich, das Aufsichtsratsmandat und damit auch den Vorsitz der strabag SE per 31. Dezember 2023 zurückzulegen. Ich will vermeiden, dass irgendein Reputationsschatten auf die Strabag fällt, die im Übrigen keine besonderen Geschäftsbeziehungen mit der Signa unterhält." Außerdem fühle sich Gusenbauer laut eigenen Angaben auch gesundheitlich nicht in der Lage, dem enormen Druck und der Verantwortung, die damit verbunden seien, standzuhalten.
Am Dienstag fand neben der Strabag-Aufsichtsratssitzung übrigens auch die erste Gläubigerversammlung sowie die Berichtstagsatzung der insolventen Signa Holding statt. Dabei stand der Sanierungsverwalter den betroffenen Gläubiger:innen erstmals über die Entwicklung des am 29. November 2023 als Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffneten Insolvenzverfahrens Rede und Antwort (LEADERSNET berichtete).
RBI will 28.500.000 Aktien erwerben
Unabhängig von Gusenbauers Entscheidung, aber ebenfalls am Dienstag gab die Raiffeisen Bank International AG (RBI) bekannt, über ihre russische Tochter AO Raiffeisenbank 28.500.000 Aktien der Srabag SE von der in Russland ansässigen MKAO "Rasperia Trading Limited“ erwerben zu wollen. Das Paket entspricht 27,78 Prozent der ausgegebenen Aktien und soll 1,51 Milliarden Euro (einschließlich früherer Dividenden) kosten.
Die Durchführung des Erwerbs sei abhängig von verschiedenen aufschiebenden Bedingungen, darunter der zufriedenstellende Abschluss der Sanktions-Compliance-Prüfung durch die RBI, die Genehmigungen der Aufsichtsbehörden und die kartellrechtlichen Freigaben. Im Rahmen der Transaktion hat die Bank laut eigenen Angaben alle Sanktionsbestimmungen eingehalten und werde dies auch weiterhin tun. Nach der Durchführung der Transaktion (Closing) werde die AO Raiffeisenbank die Strabag-Aktien als Sachdividende an die RBI übertragen, heißt es in einer Aussendung vom Dienstag. Die Genehmigung der Sachdividende durch die zuständigen russischen Behörden sei auch eine aufschiebende Bedingung für den Erwerb des Aktien-Pakets durch die AO Raiffeisenbank.
Die Akquisition der 28.500.000 Aktien und die Ausschüttung der Sachdividende sollen vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen und der Erfüllung sonstiger aufschiebender Bedingungen voraussichtlich im ersten Quartal 2024 abgeschlossen sein. Laut der RBI soll es sich bei der Strabag-Investition um eine langfristige Kapitalbeteiligung handeln. Die Strabag-Aktien sollen in die Tochtergesellschaft GABARTS GmbH & Co KG eingebracht werden, die diese Beteiligung verwaltet. Mit dieser Transaktion würde die RBI auch ihr (umstrittenes) Engagement in Russland reduzieren. Diesbezüglich werde zudem weiterhin an der Entkonsolidierung der AO Raiffeisenbank durch einen Verkauf oder ersatzweise durch eine Abspaltung gearbeitet, heißt es von der Raiffeisen Bank International abschließend.
www.strabag.at
www.rbinternational.com
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