Wachstumstempo beim Tourismus dürfte sich einbremsen

| Redaktion 
| 03.10.2023

Eine Analyse zeigt, dass die Einnahmen den Nachfragerekorden nicht mehr folgen können.

Die Zahl der Übernachtungen in- und ausländischer Gäste hierzulande lag in den ersten acht Monaten 2023 noch um 1,5 Prozent unter dem Ergebnis 2019. Die Umsätze haben vor allem angetrieben von hohen Preissteigerungen hingegen schon im ersten Halbjahr mit 16,2 Milliarden Euro nominell das Vorkrisenniveau wieder erreicht. Auch die Leistungen der Gaststätten und Beherbergungsbetriebe in Österreich verteuerten sich bis August 2023 gegenüber 2022 um 12,6 Prozent. Das zeigen die Ergebnisse der neuesten Untersuchung der UniCredit Bank Austria.

"Bis Jahresende werden die hohen Lebenshaltungskosten und die weitere Konjunkturabkühlung in zentralen Zielmärkten die Reisebereitschaft und die Reiseausgaben der Konsument:innen bremsen. Voraussichtlich wird die Branche ihren Rekord von 153 Millionen Nächtigungen aus 2019 erreichen und die Einnahmen von rund 30 Milliarden Euro sogar übertreffen. Preisbereinigt werden die Tourismusumsätze das Vorkrisenniveau aber deutlich verfehlen", sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.

Tourismuseinnahmen verfehlen Nachfragerekorde

Die diesjährigen Ergebnisse seien eine Fortsetzung der Entwicklung der vergangenen fünfzehn Jahre als Österreichs Tourismus fast kontinuierlich Nachfragerekorde verbuchte, mit Ausnahme der Coronajahre. Die preisbereinigten Einnahmenzuwächse konnten damit jedoch nicht Schritt halten, die pro Übernachtungen seit 2008 sind sogar gesunken. Auch nominell sind die Tourismuseinnahmen pro Übernachtung von 2008 bis 2022 nur um durchschnittlich 1,1 Prozent im Jahr gestiegen, deutlich langsamer als in den zehn Jahren davor mit 2,9 Prozent im Jahr. Bis 2008 sind die Einnahmen pro Übernachtung auch preisbereinigt in etwa stabil geblieben, also ein Hinweis darauf, dass damals die Nachfrage erfolgreich in teurere Angebotssegmente umgelenkt werden konnte.

Trend zu Ferienwohnungen

Die starke Nachfrage nach günstigeren Tourismusangeboten ist unter anderem die Folge zunehmend preissensibler Gäste, die online unter einem transparenten und globalen Angebot wählen können. Der Preisdruck in der Tourismusbranche sei in Summe gestiegen und hat den Umbau vieler privater und gewerblicher Unterkünfte niedriger Kategorien in Ferienwohnungen angetrieben. Von 2008 bis 2022 wurden die Kapazitäten in den Sommersaisonen insgesamt um fünf Prozent auf 1,1 Millionen Betten ausgebaut, in den Ferienwohnungen-Segment um 35 Prozent auf 352.000 Betten und im Vier- und Fünfsterne-Segment um 28 Prozent auf 282.000 Betten. Die Zahlen der Betten in Ein- und Dreisterneunterkünften und in Privatquartieren ist um 21 Prozent auf 365.000 Betten gesunken.

Die überdurchschnittlich hohen Übernachtungszuwächse im Ferienwohnungssegment belegen, dass das Angebot erfolgreich an die veränderte Nachfrage angepasst werden konnte. Insgesamt sind die Gästenächtigungen in Österreich von 2008 bis 2022 um 0,6 Prozent im Jahr gestiegen, bei Ferienwohnungen um drei Prozent.

Österreichs Tourismus verliert Marktanteile

Weltweit hat der Tourismusstandort Österreich Marktanteile verloren. Die Anteile an den internationalen Gästeankünften im Euroraum sind von 8,7 Prozent 2008 auf 7,7 Prozent 2022 und die Anteile an den nominellen Einnahmen von 6,5 Prozent auf 5,9 Prozent gesunken. Die Verluste seien zum Teil auch die Folge der Verteuerung des touristischen Angebots in Österreich, das heißt dem Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit, der nicht mit Qualitätssteigerungen ausgeglichen werden konnte.

Die Analyse der Preisentwicklung zeigt, dass der wesentliche Teil des Preisanstiegs im Tourismussektor vom Gastgewerbe stammt. Die Branche trägt 75 Prozent zum gesamten Sektorpreisniveau bei und die Preise im Gastgewerbe sind von 2008 bis 2022 mit durchschnittlich 3,4 Prozent im Jahr auch rascher als im Beherbergungsgewerbe gestiegen.

www.bankaustria.at

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