RegioData hat am Donnerstag die Ergebnisse seine jährlichen Kaufkraft-Studie veröffentlicht. Laut diesen verfügten die Österreicher:innen 2022 über eine durchschnittliche Kaufkraft von 25.163 Euro pro Kopf und Jahr. Nominell entspreche das einem Anstieg von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr – so hoch wie seit 20 Jahren nicht. Berücksichtige man allerdings die Jahresinflation von 8,6 Prozent im vergangenen Jahr, frisst die Inflation alles weg, weshalb sich sogar ein leichtes Minus in der realen Kaufkraft ergebe, so die Autor:innen der Studie "Kaufkraft Österreich – Ausgabe 2023".
Deutschland überholt Österreich
Die Unterschiede bei der Entwicklung der Kaufkraft auf internationaler Ebene zeigen, dass die wirtschaftliche Lage und die Möglichkeiten des Konsums in verschiedenen Ländern stark variieren. Während im Kosovo ein Einwohner nur ca. 2.400 Euro zur Verfügung hat, hat ein Schweizer 20 Mal so viel. Wie in den Vorjahren liegen die vier Länder mit der höchsten Kaufkraft in Europa für den Rest nahezu in unerreichbarer Ferne: Schweiz, Luxemburg, Island und Norwegen.
Österreich konnte seinen achten Platz im europäischen Ranking zwar halten, ist heuer allerdings erstmals wieder hinter Deutschland zurückgefallen.
Niederösterreich bleibt Nummer 1
RegioData hat auch in diesem Jahr die absolute Kaufkraft in Österreichs Bundesländern analysiert. Hier hat sich in der Rangreihung nicht allzu viel verändert. Das kaufkraftstärkste Bundesland bleibt der Studie zufolge Niederösterreich mit einer absoluten Kaufkraft von 26.222 Euro pro Kopf im Jahr und profitiere so vom "Speckgürtel" rund um Wien. In den österreichischen Tourismushochburgen Tirol und Salzburg, aber auch abgeschwächt Wien, seien die Nachwirkungen der Corona-Krise zu merken: Die durchschnittliche Kaufkraft würde sich etwas weniger stark entwickeln als erwartet.
Die kaufkräftigsten und kaufkraftschwächsten Bezirke Österreichs
Im Bezirk-Ranking gab es an der Spitze keine Veränderung. In diesem Jahr können sich erneut die fünf wohlhabendsten Bezirke Österreichs in derselben Rangfolge behaupten. Wiens erster Bezirk behalte trotz eines relativen Rückgangs im Vergleich zum Vorjahr unangefochten den ersten Platz mit einer nominellen Kaufkraft von durchschnittlich 40.407 Euro pro Einwohner und Jahr, teilte RegioData mit. Wien Hietzing belegt den zweiten Platz mit einer Kaufkraft, die um etwa 8.500 Euro niedriger ist. Die Bezirke mit der höchsten Kaufkraft befinden sich laut der Studie hauptsächlich in Wien und Niederösterreich. Generell hätten alle Bezirke Zuwächse bei der nominellen Kaufkraft verzeichnet.
© RegioData Research GmbH
Besonders interessant sei RegioData zufolge die Sonderstellung Wiens, die Extreme in beide Richtungen aufweise. In der Bundeshauptstadt seien sowohl die Bezirke mit der höchsten als auch die mit der niedrigsten Kaufkraft in ganz Österreich vertreten. Wien könne sich jedes Jahr mit jeweils drei Bezirken in den Top Fünf in beide Richtungen platzieren, in diesem Jahr sogar mit vier, und sei dennoch im Vergleich zu anderen Bundesländern unterdurchschnittlich wohlhabend.
Bei den fünf Bezirken mit der geringsten Kaufkraft konnten sich Hermagor und Lienz in diesem Jahr relativ gesehen erholen und an ihrer Stelle Zwettl und Wien XI platzieren. Die Schlusslichter bilden in der RegioData Studie "Kaufkraft Österreich – Ausgabe 2023" erneut Wiener Bezirke.
www.regiodata.eu
Definition Kaufkraft
Die "Kaufkraft" ist ist in der RegioData-Studie definiert als die Summe aller Einkunftsarten, also unselbständige Einkommen, selbständige Einkommen, Kapitalvermögen, Vermietung, Landwirtschaft, Pensionen, Beihilfen etc. Abgezogen davon werden die Zwangsabgaben, also Steuern und Sozialversicherung.
Die Kaufkraft bezeichnet somit das frei verfügbare Einkommen.
Kommentar schreiben