Während in einigen Ländern kaum noch mit Bargeld bezahlt wird, ist Österreich diesbezüglich eine Insel der Seligen. Denn die Österreicher:innen mögen ihre Scheine und Münzen. Einer der Gründe dürfte sein, dass im digitalen Zahlungsverkehr oftmals allzu schnell Geld ausgegeben wird, während man bei der Barzahlung stets ziemlich genau weiß, wie viel man ausgibt.
Nur fünf Prozent könnten auf Bargeld verzichten
"Bargeld ist trotz Corona unverändert die Nummer 1", führt Thomas Steiner, Direktor der Oesterreichischen Nationalbank aus und sagt weiter: "66 Prozent aller Transaktionen am Point of Sale werden bar getätigt, Beträge unter zehn Euro zahlen gar vier von fünf Menschen bar." Entsprechend würden die Menschen die Scheine und Münzen auch nicht missen wollen, so Steiner: "93 Prozent der Österreicher:innen wollen, dass Bargeld erhalten bleibt, nur fünf Prozent denken, darauf verzichten zu können."
Entsprechend wachse laut der Münze Österreich auch der Banknotenumlauf, und zwar zuletzt um 6,5 Prozent bei den Stückzahlen und 7,7 Prozent beim Wert auf zuletzt 28,19 Milliarden Stück Banknoten im Wert von 1.544,37 Milliarden Euro mit Ende 2021. Die Banken haben ihre Euro-Bargeldhaltung in den vergangenen fünf Jahren vervierfacht – von drei Milliarden Euro im Jahr 2016 auf 12,2 Milliarden Euro per Ende 2021. Auch die Zahl der in Umlauf befindlichen Münzen wächst, betont Gerhard Starsich, Generaldirektor der Münze Österreich: „Von 2020 auf 2021 ist ihre Zahl um 219,9 Millionen Stück auf einen Gesamtstand von 8,3 Milliarden Stück im Wert von 1,8 Milliarden Euro gestiegen."
Wie wichtig den Konsument:innen Bargeld sei, werde auch durch einige Argumente untermauert, wie Starsich weiter ausführt: "Barzahlungen sind sicher, weil keine Gefahr von Hackerangriffen oder Phishing-Attacken besteht, sie sind günstig, weil für die Transaktionen keine Gebühren anfallen, und sind auch schnell, weil Zahlungen einfach rasch erledigt sind, ohne Login-Vorgänge oder Code-Anforderungen."
Konsumentenschutz und Schuldenberatung
Auch Bernd Lausecker, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation, sieht mehrere Vorzüge: „Bargeld ist ein essenzieller Teil von Freiheit und Hoheit über meine eigenen Daten. Die Freiheit, nicht abhängig zu sein von technischen und sonstigen Voraussetzungen, um meine Geschäfte zu erledigen. Und die Hoheit über meine eigenen Daten, da ich mich mit Bargeld für niemanden, sei es Anbieter, Zahlungsdienstleister oder IT-Konzern, in meinem Einkaufsverhalten transparent präsentiere und Persönliches preisgeben muss, das auch nur allzu rasch auch anderweitig verwendet werden kann. Diese Möglichkeit muss jedem Verbraucher zur Verfügung stehen."
Wenn dieser Überblick verloren gehe, führe der Weg nur allzu oft in die Schuldenberatung. Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen, plädiert dafür, schon frühzeitig den Bezug zum Bargeld zu schaffen: "Bargeld ist ein unverzichtbares Mittel, um den Umgang mit Geld zu erlernen. Es schafft einen Bezug zum Wert von Geld, der mit bargeldlosen Zahlungsformen nicht erreicht werden kann. Für Kinder ist das Taschengeld in Münzen und Banknoten das optimale Training für einen eigenverantwortlichen Umgang mit Geld."
Infokampagne "Bares ist Wahres"
Um diese Pro-Argumente den Österreicher:innen näher zu bringen und in deren Bewusstsein zu verankern, hat die Münze Österreich Anfang September eine Informationskampagne unter dem Titel "Bares ist Wahres" gestartet.
www.muenzeoesterreich.at
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