Wenige Tage nachdem in Wien das Heidi Horten Museum eröffnet wurde, ist dessen Stifterin tot. Heidi Goess-Horten, ihres Zeichens vermögendste Frau des Landes – zuletzt wurde sie auf 2,9 Milliarden Euro geschätzt –, ist am Sonntag in den frühen Morgenstunden im Alter von 81 Jahren in ihrer Villa am Wörthersee verstorben.
Mit dem Museum setzte sich die Kunstsammlerin noch ein Denkmal. Das ehemalige Kanzleigebäude Erzherzog Friedrichs im Hanuschhof vis-à-vis der Albertina wurde von Next Enterprise Architects komplett neu renoviert. Die Heidi Horten Collection war von der Nachricht erschüttert: "Mit großem Bedauern und in tiefer Trauer müssen wir Nachricht vom völlig überraschenden Tod unserer Mäzenin und Stiftern Heidi Goess-Horten geben", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Der persönliche Berater von Goess-Horten schrieb: "Sie wird durch ihr vielseitiges Engagement vor allem für die Kunst und den Sport, insbesondere als Präsidentin des KAC, in Erinnerung bleiben".
Private Kunstsammlung
Heidi Goëss-Horten erblickte am 13. Februar 1941 in Wien als Heidi Jelinek das Licht der Welt. Die Witwe des deutschen Kaufhaus-Magnaten Helmut Horten, den sie im Jahr 1966 heiratete, besaß neben ihrem Vermögen, ihrer Villa am Wörthersee und ihrer Kunstsammlung auch eine über 100 Millionen Euro teure Luxusyacht. Ein verbindendes Element ihrer Ehe war die Liebe zur Kunst. Die Basis für ihre umfangreiche Sammlung wurde bereits in den 1970er-Jahren gelegt. Über die Jahre hinweg wurde die private Kunstsammlung um ein hochkarätiges Werk nach dem anderen erweitert. Sie umfasst unter anderem Werke von Pablo Picasso, Egon Schiele, Gustav Klimt oder Edgar Degas.
Für Besucher:innen gibt es an den nächsten Tagen freien Eintritt. "In memoriam der Stifterin des Museums Heidi Horten Collection ist von Montag bis Sonntag mit Ausnahme des Schließtags am Dienstag, freier Eintritt in das Museum", ist am Sonntag auf der Homepage zu lesen.
Aufarbeitung der Vergangenheit ihres Mannes
Die Vergangenheit von Helmut Horten, der 1987 verstarb, war nicht unumstritten. Der umtriebige Geschäftsmann wurde während dem Aufbau seines Kaufhaus-Imperiums mehrmals mit sogenannten "Arisierungen" in Zusammenhang gebracht. Heidi Goëss-Horten gab deshalb beim Historiker Peter Hoeres (Maximilian Kutzner von der Uni Würzburg unterstützte ihn dabei) ein Gutachten in Auftrag, dessen Ergebnisse erst Anfang 2022 veröffentlicht wurden. Im "Gutachten über den Vermögens- und Geschäftsaufbau von Helmut Horten im Kontext der 'Arisierung' in der Zeit des 'Dritten Reiches'" heißt es, dass er keine Notsituation für jüdische Geschäftsleute herbeigeführt hätte. Von der Übernahme von Kaufhäusern von jüdischen Besitzer:innen hätte er zwar profitiert, habe die "Arisierung" aber nicht vorangetrieben.
Zwei weitere Ehen
Heidi Goëss-Horten hatte noch zwei weitere Ehemänner. 1994 heiratete sie den französischen Blumengroßhändler Jean-Marc Charmat. Von diesem hat sie sich später wieder scheiden lassen. 2015 folgte dann die Hochzeit mit Anton Goëss, dessen Nachnamen sie bis zuletzt in ihrem Doppelnamen führte. (ts)
Eindrücke von der Eröffnung der Heidi Horten Collection finden Sie hier.
www.hortencollection.com