LEADERSNET: Die Bekämpfung des Kimawandels rückt als großes Ziel für Politik und Wirtschaft immer mehr in den Vordergrund. Wie ist dieses Ziel mit der Bekämpfung der Corona-Krise vereinbar und welche Rolle werden Banken hier einnehmen?
Butollo: Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie haben die gesamte Gesellschaft unter Druck gesetzt. Dabei hat die Pandemie auch die Bedeutung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten für einen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg nochmals bekräftigt. So haben sich vielfältige Initiativen das Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit zu fördern. Entsprechend ist der Markt für nachhaltige Finanzierungen auch bereits im Jahr 2020 weiter gewachsen. Die Mittel für den Green Deal der EU, aber auch die diversen Corona-Hilfen eröffnen die große Chance, eine neue, nachhaltige Industrie schneller aufzubauen, als das in normalen Zeiten der Fall wäre.
Finanzinstitute sind in puncto Nachhaltigkeit nicht nur Kapitalgeber, sondern auch wichtige Mittler, in dem sie das Kapital anderer Institutionen in ökologische oder soziale Projekte lenken. Die Banken sind dabei die Spielmacher: sie verbinden Investoren mit den passenden Investitionsmöglichkeiten – und umgekehrt.
LEADERSNET: Wie sehen Sie die Chancen für österreichische Unternehmen im Klimawandel?
Butollo: Wir beobachten weiterhin in Österreich den verstärkten Trend zu nachhaltigen Finanzierungen und Veranlagungen, insbesondere nach ökologischen, ethischen und sozialen Gesichtspunkten. Die nachhaltige Finanzierung wird sich auch in Österreich von der Nische zum Mainstream entwickeln. Es stimmt mich sehr positiv, dass der mit dem Klimawandel verbundene und notwendige Wandel von vielen österreichischen Unternehmen auch als starke Chance wahrgenommen wird.
Eine Commerzbank-Studie mit über 2000 Unternehmen zeigt hier in Österreich sogar eine doppelt so häufig positive Einschätzung als im Nachbarland Deutschland. Darin liegt auch eine große strategische Chance für viele österreichische Unternehmen, diese substanziellen Potentiale der Nachhaltigkeit zu nutzen. Ich bin überzeugt, dass viele österreichische Firmen diese Transformation sehr erfolgreich umsetzen werden und dadurch gestärkt in die nächsten Jahre gehen werden.
LEADERSNET: Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und "Sustainable Finance" für die Commerzbank?
Butollo: Verantwortungsvolles Handeln ist bereits seit vielen Jahren in unserer DNA verankert. Für uns ist Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Als Partner unserer Firmenkunden sehen wir darin die Chance unsere Kunden mit passgenauen Produkt- und Beratungsangeboten in ihrem Transformationsprozess zu begleiten und mögliche Risiken zu mitigieren.
Da unsere Firmenkunden bei ihren Entscheidungen immer stärker Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen, stehen wir bereit, um sie bei aktuellen Projekten ebenso zu unterstützen wie bei langfristigen Nachhaltigkeitszielen – zum Wohle der Umwelt, der Menschen und der Wirtschaft. Diese Ziele schließen sich keineswegs aus, sondern sind untrennbar miteinander verbunden.
Wir wollen mit unserem Kerngeschäft Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft nehmen und unsere Kunden fair und kompetent beraten.
LEADERSNET: Die Commerzbank ist eine der größten Banken in Deutschland und seit über 20 Jahren in Österreich präsent. Welche Unternehmen betreuen Sie in Österreich vorwiegend?
Butollo: Zu unseren Kunden zählen große und mittelständische österreichische Unternehmen, die auch international tätig sind. Viele dieser Unternehmen haben auch eine enge Verbindung zu Deutschland, dem Heimatmarkt der Commerzbank, etwa durch Tochtergesellschaften oder Produktionsstätten. Außerdem betreuen wir viele Tochterunternehmen deutscher und internationaler Konzerne. Österreich ist weiterhin ein wichtiger strategischer Markt der Commerzbank im Firmenkundengeschäft. Wir unterstützen österreichische Unternehmen bei deren Wachstumsstrategien insbesondere in Deutschland und in den wichtigsten internationalen Handelskorridoren.
Die Finanzierung des weltweiten Außenhandels ist hier eine unserer Kernkompetenzen. Gemeinsam mit Exportkreditversicherern setzen wir individuelle Lösungen entlang der Wertschöpfungskette des Unternehmens um.
LEADERSNET: Wie hat die Commerzbank selbst im Firmenkundengeschäft die Corona-Krise bisher weggesteckt?
Butollo: Mit unserem gesunden Risikoprofil und unserer komfortablen Kapitalquote sind wir aktuell gut gerüstet. Wir sind stolz darauf, dass wir unsere Kunden so gut unterstützen können und das honoriert wird. Die Commerzbank ist bei der aktuellen Umfrage des Finance-Magazins unter CFOs und Treasurern erneut zur besten Firmenkundenbank in Deutschland ausgezeichnet worden. So haben wir auch seit Beginn der Covid-Krise vielen österreichischen Unternehmen zusätzliche Liquidität zur Verfügung gestellt. Trotz der vielen aktuellen Herausforderungen für die Wirtschaft in Europa und weltweit, sehen wir zuversichtlich in die Zukunft. (jw)
www.commerzbank.at
