"Facebook hat Australien entfreundet"

Der Social Media Riese soll in den USA Reichweitenzahlen frisiert haben und macht sich in "Down Under" unbeliebt.

Ein klarer Fall für den (trotz vieler Überlegungen nicht existenten) "Dislike"-Button: Facebook fand sich in den letzten Wochen immer wieder in den Negativschlagzeilen wieder, und diese Woche brachte gleich mehrere Vorwürfe gegen das Social Media Imperium von Mark Zuckerberg ans Tageslicht, und manches nicht zum ersten Mal.

Bereits im Jahr 2018 reichte ein US-Unternehmer Klage gegen Facebook ein, und brachte den Vorwurf ein, dass der Social Media Riese seine Reichweitenzahlen in Reportings gegenüber Kunden vorsätzllich mehr als nur ein wenig "frisiert" haben soll. Wie die Financial Times berichtet, bringen nun neue Beweise frischen Wind und zusätzliches Skandalpotential in den Prozess: Die Anklage brachte nun nämlich interne Mails vor, die bestätigen sollen, dass hochrangige Facebook-Mitarbeiter sich der Tatsache bewusst gewesen sein sollen, dass die präsentierte Metrik, die sogenannte potenzielle Reichweite, überhöht und irreführend sei.

Reichweitenangaben führten zu Umsätzen, "die nie gemacht werden durften"

In den dem US-Gericht vorliegenden E-Mails schlägt ein Facebook-Produktmanager, der für die potenzielle Reichweite verantwortlich war, vor, die Definition der Metrik zu ändern, damit sie genauer ist. Dieser Vorschlag wurde jedoch intern abgeschmettert, wie der Mailverkehr belegt. Grund dafür war, dass die Auswirkungen dieser Redefinition auf den Umsatz "signifikant" gewesen wären. Sprich: Facebook wurde wohl für falsche Reichweitenangeben "signifikant" überbezahlt. Besagter Produktmanager, der offensichtlich nicht mit falschen Karten spielen wollte, antwortete daraufhin, dass es sich dabei um Umsätze handelt, "die nie gemacht werden durften, angesichts der Tatsache, dass sie auf falschen Daten basieren."

Die klagende Partei, ein amerikanischer ­Kleinunternehmer, wirft Facebook nun vor, dass der Social Media Riese die potenzielle ­Reichweite als Maß dafür darstellt, wie viele Personen ein bestimmter Vermarkter mit seiner Werbung erreichen kann, wärhend die potenzielle Reichweite in Wahrheit aber die Gesamtanzahl an Facebook-Accounts darstelle. Daraus folgt, dass in dieser Gesamtreichweite mit nicht auszuschließender Wahrscheinlichkeit ­auch Doppel- oder Fake-Accounts enthalten sein könnten. Weiters folge daraus, dass ebendiese potentielle Reichweite in einigen US-Bundesstaaten deswegen größer als die Anzahl der ­Einwohner sei. In einem Hinweis vor Werbeschaltungen gibt Facebook selbst an, dass die potenzielle Reichweite "keine Schätzung dessen ist, wie viele Personen eine Anzeige tatsächlich sehen werden".

Facebooks Australien-Sperre erregt die lokale Medienbranche

Und auch "Down Under" macht sich Facebook gerade weiter unbeliebt: Wie LEADERSNET berichtete, tobt in Australien bereits seit einiger Zeit eine gröbere Urheberrechtsdebatte um Nachrichteninhalte, die auf der Social Media Plattform angezeigt werden. Das Land will Facebook, Google und Co. künftig für solche Inhalte zur Kasse bitten, doch Facebook stellt sich quer und drohte bereits vor einigen Monaten mit einer Sperre für Australien – diese Drohung hat man nun wahr gemacht.

Mit Donnerstag hat Facebook im Streit um das geplante Mediengesetz für digitale Plattformen in Australien tatsächlich Nachrichteninhalte sowie Wetter- und Katastrophenwarnungen von Behörden blockiert. Die Pläne zur Umsetzung dieser Gesetzesnovelle hält der Social Media Gigant für nicht umsetzbar, die australischen Behörden reagieren empört.

"Facebook hat Australien entfreundet"

In einer ersten Reaktion nannte der australische Premierminister Scott Morrison Facebooks Maßnahmen "ebenso enttäuschend wir arrogant" und erklärte in einer Mitteilung, Facebook habe Australien "entfreundet". Es wird erwartet, dass das Gesetz in den kommenden Tagen vom Parlament verabschiedet wird.

Der Social Media Riese hatte bereits am Mittwoch verlautbart, dass das Gesetzesvorhaben das Verhältnis zwischen den Plattformen und den Verlagen, die sie nutzten, um nachrichtliche Inhalte zu teilen, gründlich missverstehe: "Es stellt uns nun vor eine harte Wahl: zu versuchen, ein Gesetz zu befolgen, dass die Realität dieser Beziehung verkennt, oder Nachrichteninhalte in unseren Diensten in Australien nicht länger zu erlauben. Schweren Herzens haben wir uns für Letzteres entschieden", so Facebook. (red

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