"Das Digitale wird die echte Wiesn nie ersetzen"

LEADERSNET im Interview mit Wiener Wiesn-Veranstalter Christian Feldhofer zur ersten "Wiesn #dahoam".

Die anhaltende Coronakrise hat Großveranstaltungen wie die Wiener Wiesn für einen unbestimmten Zeitraum unmöglich gemacht – eine Herausforderung für Veranstalter, Fans und die gesamte Wirtschaft. 2020 hätte das 10. Jubiläumsjahr der Wiener Wiesn, des größten Brauchtumsfests des Landes, werden sollen. Nach der Absage der "analogen" Version der Wiesn fanden Veranstalter Christian Feldhofer und sein Team mit einer "Hybridversion" aber eine Möglichkeit, die Wiesn doch nicht komplett ins Wasser fallen zu lassen und gleichzeitig nach eigenen Aussagen die "erste digitale Wiesn Europas" zu veranstalten.

Wie das funktioniert hat, welchen Herausforderungen man dabei begegnet ist, wie das Publikum die erste virtuelle Wiesn erlebt und aufgenommen hat und wie man auf die Zukunft der Wiesn blickt, all das und mehr verrät Wiesn-Chef Christian Feldhofer im Exklusivinterview mit LEADERSNET direkt nach der Premiere der "Wiesn #dahoam".

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Feldhofer, dieses Jahr sollte die Wiener Wiesn eigentlich ihr erstes großes Jubiläum feiern, die Wiesn würde heuer 10 Jahre alt werden. Aufgrund der Coronakrise wird dieses allerdings ganz anders begangen, als geplant. Wann war für Sie klar, dass Sie umdisponieren müssen und wie begegnen Sie der Situation jetzt?

Feldhofer: An sich wussten wir schon im Laufe des März, dass das Wiener Wiesn Fest analog nicht stattfinden kann. Wir waren uns zu diesem Zeitpunkt auch bereits sicher, dass das Münchner Oktoberfest abgesagt wird. Wir haben dann überlegt, was wir unseren Besuchern und Fans anbieten können und fanden relativ rasch einen Ansatz dafür die Unterhaltung zu den Menschen nach Hause zu bringen.

LEADERSNET: Am vergangenen Wochenende war die erste "Wiesn #dahoam". Was erwartete die Wiesn-Fans und wie haben Sie  das zünftige "Wiesn-Feeling" in die heimischen Wohnzimmer gebracht?

Feldhofer: Die Wiesn-Stimmung, das heißt österreichisches Brauchtum, Gemeinsamkeit, Fröhlichkeit, gute Unterhaltung gewürzt mit wunderbarer österreichsicher Musik. Und genau das versuchen wir den Menschen nach Hause zu liefern, entweder über KroneTV oder über unseren Wiener Wiesn Livestream.

LEADERSNET: Was waren die größten Herausforderungen bei der Realisierung der "ersten digitalen Wiesn Europas"?

Feldhofer: Die wichtigste Aufgabe war es, ein Format zu finden, das es schafft, die verschiedenen Bedürfnisse unserer Besucher und Fans in einer Sendung abzudecken. Weiters war es natürlich eine Aufgabe, die Emotionen und Bedürfnisse der Menschen mit Interaktion und Dialogmöglichkeiten zu gestalten.

LEADERSNET: Was sind Ihre persönlichen Highlights der ersten Wiesn #dahoam?

Feldhofer: Das schönste ist für mich, nach einem Jahr wieder Freunde der Wiesn in Tracht und Lederhose zu sehen, die Musiker wieder zu treffen und mit allen zu plaudern.

LEADERSNET: Worauf sind Sie bei der Umsetzung besonders stolz?

Feldhofer: Das gerade in einer so herausfordernden Zeit der Teamspirit da war und wir in kurzer Zeit ein innovatives interaktives Programm mit unseren Partnern auf die Beine gestellt haben.

LEADERSNET: Gibt es etwas, was Sie sich im Vorfeld der Planung und Umsetzung ihrer "WIESN #dahoam" von der Stadt und/oder der Regierung allgemein gewünscht hätten?

Feldhofer: Die Coronakrise ist für Veranstalter eine Riesenherausforderung. Gut, dass die Regierung nun reagiert hat. Danke an die Politik, dass nun der Schutzschirm und der Fixkostenzuschuss 2 beschlossen wurde, das hilft der Szene massiv. Natürlich hätte es nicht geschadet, wenn dies vor allem für private Großveranstalter, die keine staatlichen Verlustabdeckungen erhalten, etwas früher gekommen wäre.

LEADERSNET: Wird die große Jubiläumsfeier dann im nächsten Jahr nachgeholt? Wenn ja, was haben Sie geplant und beziehen Sie eventuell nach wie vor notwendige COVID-19-Sicherheitsvorkehrungen in die Planung mit ein? 

Feldhofer: Wir beobachten die Situation laufend und akribisch, natürlich fließt das in unsere Planungen ein. Nach heutigem Stand werden wir Schnelltests einsetzen. Natürlich werden wir wieder ein tolles Programm bieten und für die beste Unterhaltung sorgen – für uns ist jedes Jahr ein Jubiläumsjahr.

LEADERSNET: Wie wurde das digitale Streaming-Angebot, wie das Wiesn-Kistl angenommen? Können Sie sich eine Ausweitung dieser "Corona-Komponenten" für zukünftige WIESN, auch nach der Krise, vorstellen?

Feldhofer: Das Kistl wurde von unseren Fans sehr gut angenommen und war 14 Tage vor der Wiesn ausverkauft, der Live Stream und das TV-Angebot wurde ebenfalls sehr gut angenommen. Es hat uns bestärkt und beflügelt, weiter in die Digitalisierung zu investieren. Wenngleich das Digitale die echte Wiesn nie ersetzen wird.

LEADERSNET: Wenn Sie auf die letzten Jahre der Wiener Wiesn zurückblicken: Wie haben Sie die letzten Jahre, wie haben Sie im Vergleich die große Live Show bei der ersten digitalen Wiesn verbracht? Gibt es auch etwas Positives, was Sie aus der Situation mitnehmen, woraus schöpfen Sie Kraft?

Feldhofer: Die Live Show habe ich natürlich direkt am Set verbracht und mit dem Team mitgefiebert. Ich bin ein Mensch, der das Glas immer halbvoll und bei jedem negativen Element auch das Positive darin sieht. Corona hat mit all dem Leid auch vielen Menschen Entschleunigung und damit eine andere Art von Lebensqualität und gerichteten Fokus gebracht.

LEADERSNET: Wie blicken Sie nun in die Zukunft der Wiener Wiesn?

Feldhofer: Wir denken positiv und glauben, dass es gegen Corona in absehbarer Zeit Medikamente geben wird und die Menschen Freude haben werden, wenn sie sich wieder begegnen, sich umarmen und miteinander feiern können. Insofern gehen wir optimistisch an die Planung der Wiener Wiesn 2021.

Impressionen vom Setup und den Stars der "Wiesn #dahoam" finden Sie in unserer Fotogalerie. (red)

www.wienerwiesnfest.at

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