Amazon streckt seine Fühler nach der Welt der High Fashion aus: bereits im März hätte Jeff Bezos Onlineplayer den Luxusmarkt für sich erschließen sollen und wollen, doch da machte der Ausbruch der Coronapandemie dem aktuell wertvollsten Unternehmen der Welt einen Strich durch die Rechnung. Was vor einem halben Jahr hätte beginnen sollen, soll nun aber endgültig ins Laufen kommen: nachdem Amazon bereits mehrere Gelegenheiten genutzt hatte, um im High End Sektor Fuß zu fassen – so unter anderem mittels diverser Verkaufsplattformen oder auch der jüngsten Kooperation mit mehreren Designern, denen man unter dem Motto "Common Threads: Vogue x Amazon Fashion" eine Plattform bot – will man nun endgültig Luxuslabels und namhafte Designer nachhaltig dazu animieren, ihre edlen Waren über den Online-Riesen feilzubieten.
Unterstützung für die Branche in schweren Zeiten
Wie das Branchenmedium WWD und die Presse wissen wollen, soll die durch die Coronakrise sehr ins Straucheln gerade Luxusbranche durch Amazons Vorstoß mit "einer Art Modefonds für COVID-19-Hilfen, in Zeiten der Unsicherheit unterstützt werden", wie die Presse es formuliert.
Die Labels, mit denen Amazon eine Zusammenarbeit anpeilt, sollen aus den USA und Europa stammen, um die Lagerung der Produkte sowie die Logistik will sich Amazon selbst kümmern, und das auf amerikanischem Boden. Wie WWD schreibt, soll zu diesem Zwecke auch eigens ein großflächiges Lagerhaus in Arizona gebaut werden.
Start zunächst nur in den USA
Amazons neue Luxusplattform soll zunächst exklusiv in den USA eingeführt werden. Die Projektführung für den neuen High Fashion Branch des Onlineriesen soll Dany Keirouz, der bisher für Marken und Entwicklungsleistungen bei Amazon Fashion zuständig war, übernehmen.
Funktionieren soll das Ganze wie das Konzessionsmodell von Kaufhäusern und Fachhändler: Brands betreiben eine Art "Miniatur-Shop" auf Amazon. Die Brands mieten also Flächen oder geben einen Prozentsatz ihres Umsatzes an das größere Geschäft – in diesem Fall Amazon – ab. Dabei behalten sie jedoch jederzeit die volle Kontrolle über den Online-Auftritt, das Erscheinungsbild und das Produktangebot – und auch etwaige Rabattaktionen sollen fest in der Hand der Luxusbrands liegen und bleiben.
Wenig Details bekannt
Damit ähnelt Amazons neues High-End-Konzept weniger dem bekannter Luxus-Onlineshops wie !Net-A-Porter" oder "Matchesfashion", sondern sei vielmehr dem von "Farfetch" verwandt. Damit enden allerdings auch schon die bislang bekannten Details zu Amazons neuem Luxusprojekt – auch kurz vor dem geplanten Launch sickerte nicht mehr durch, seitens Amazon hält man sich mit Informationen auch weiterhin äußerst bedeckt: "Gerüchte oder Spekulationen wolle man nicht kommentieren", zitieren Presse und WWD eine Sprecherin.
Bislang ist es Amazon trotz vorhergehender Versuche ja nicht gelungen, im Luxussegment Fuß zu fassen oder gar "große" Designer auf seine Plattform zu locken. Jeff Bezos Unternehmen ist zwar de facto der größte Bekleidungshändler in Amerika, High-End-Fashion war und ist bislang aber nicht in der schier endlosen Onlineshopping-Welt zu finden. Der Grund hierfür scheint klar: Da auf Amazon von der Potenzpille bis zu Vibratoren und Windeln, Staubsauger und Gartenmöbeln so gut wie alles zu finden ist, wären Sorge um Prestige und Exklusivität sowie Markenimage namhafter Luxusbrands wie Armani, Gucci, Versace, Cior und Co. nur allzu verständlich.
Win-Win-Situation?
Amazon scheint jedoch große Hoffnungen in den neuen Ansatz zu setzen, und tatsächlich könnte die aktuell sehr angespannte Situation am Luxussektor den Plänen des Onlineriesen hier in die Hände spielen. Schließlich bietet Amazon den High Fashion Brands mit dem neuen Konzept auf der einen Seite die Möglichkeit, ihre Identität und Exklusivität im Erscheinungsbild bewahren, auf der anderen Seite können diese auch von Amazons großem Kundennetzwerk profitieren. (rb)
www.amazon.com
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