Virusbedingter Wertewandel: Was uns nach Corona wichtig sein wird

Neue Umfrage von Karmasin Research & Identity: Persönlicher Kontakt und Gesundheitsbewusstsein werden noch wichtiger, Klimaschutz und Nachhaltigkeit bleiben höchst relevant.

Karmasin Research&Identity ist in einer aktuellen Online Umfrage unter 1000 Personen für Österreich ab 16 Jahren der Frage nachgegangen, welche Werte nach der Corona Zeit Bestand haben, an Relevanz verlieren bzw. gewinnen.

37 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind der Meinung, dass Klimaschutz und eine nachhaltige Lebensweise nach der Corona Krise noch an Bedeutung gewinnen wird, 39 Prozent meinen, sie bleibt gleich hoch, für 25 Prozent wird das Thema an Relevanz verlieren. Wir erinnern uns: Klimaschutz waren eines der zentralen Elemente des Nationalrats Wahlkampfes 2019, erste Anläufe für eine ökologische Steuerreform wurden diskutiert, doch dann kam der unsichtbare Feind, die Corona Pandemie. Man hätte annehmen können, dass gerade das Thema Klimaschutz jetzt weniger wichtig wird, aber nein, es bleibt weiter aufrecht. Wenig überraschend ist hingegen, dass Gesundheitsbewusstsein und ein gesunder Lebensstil für 60 Prozent an Bedeutung gewinnen wird.

Klimakrisen und Virenkrisen haben viel gemeinsam

Die Erklärungen für die weitere Konjunktur des Themas Klimaschutz liegen aus unserer Sicht auf zwei Ebenen: Die COVID-19 Krise hat uns vor Augen geführt, dass unser gewohntes Leben sehr fragil ist und sich nicht unendlich fortsetzen muss. Die Unsicherheit, wann diese Virus Krise überstanden ist, ob sie oder eine andere Krise uns wieder einholt, bleibt wahrscheinlich in unser kollektives Gedächtnis eingegraben. Was also bleibt ist Angst und Unsicherheit, dass sich recht schnell alles ändern kann. Und dass es auch Krisen gibt, die nicht nur medial herbeigeschrieben werden, sondern echt stattfinden. Eben auch die Folgen des Klimawandels. Wir erkennen offenbar an, dass der Klimawandel auch eine globale Krise werden kann. Und wollen etwas dagegen tun. Wir sollten aus Corona lernen und beim Klimawandel rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten.

Unsichtbare Feinde kann man schneller und besser verleugnen und verdrängen. Faktum bleibt aber, dass sowohl die Corona-Pandemie aber auch der Klimawandel globale Phänomene sind. Umso erstaunlicher, dass 54 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher annehmen, dass sich die Eurostaaten nach der Corona Krise stärker auf sich konzentrieren werden und nur 16 Prozent, dass der europäische Zusammenhalt steigen wird, 30 Prozent sehen das ambivalent. Aus diesem Ergebnis lassen sich viele Erklärungen ableiten: Hat es die EU zum wiederholen Mal verabsäumt, schnell eine europäische Bewältigungsstrategie einzuleiten? Oder aber ist es ein psychologischer Effekt, dass man sich in Krisen immer auf sich und den vertrauten Bereich zurückzieht? Beides verstärkt sich in der aktuellen Situation.

Unsere Waffe gegen den Virus ist die Digitalisierung

In radikal kurzer Zeit haben wir uns vieles aneignen müssen. Videokonferenzen, digitale Homeparties, Apps aller Art, Online Bestellungen sind in unseren Alltag übergegangen als wäre es nie anders gewesen. Das hat vieles ermöglicht, Beziehungen gepflegt und auch wirtschaftlich am Laufen gehalten. Stellen wir uns vor, es gäbe weder E-Commerce, Bestellplattformen noch digitale Kommunikationsformen. Dennoch werden wir nicht zu einer hyper digitalisierten Welt nach Corona werden: 39 Prozent sind der Ansicht, dass persönlicher Kontakt wieder wichtiger werden wird (sogar 46 Pozent der jungen bis 30 Jährigen), aber auch 31 Prozent, dass Digitalisierung unser Leben eher bestimmen wird, 30 Prozent meinen irgendwas dazwischen. Klar ist aber auch, dass es noch wichtiger werden wird, keine digitalen Verlierer zurück zu lassen, denn die sind stärker denn je von allen gesellschaftlichen Prozessen ausgeschlossen.

"Vom Stolz kann man sich nichts kaufen"

Die Bevölkerung ist weiter geduldig, diszipliniert und orientiert sich an den Vorgaben der Bunderegierung. Obwohl wir die harten Maßnahmen, Beschränkungen und Sicherheitsvorkehrungen mittragen, ist die Betroffenheit von den Folgen der Corona Pandemie hoch: sowohl persönlich als auch finanziell.

Für 28 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher überwiegt dennoch der Stolz wie Österreich die Krise bewältigt, aber 41 Prozent meinen, die eigenen negativen persönlichen und finanziellen Folgen aus der Corona Krise stehen im Vordergrund, 31 Prozent pendeln dazwischen. Das bedeutet, dass irgendwann, wenn die Akutphase vorbei ist, die Folgen der Coronakrise übrig bleiben werden. Wir werden uns nicht mehr so gut daran erinnern können und wollen, wie gut wir tatsächlich diese Krise bewältigt haben, sondern was es im Hier und Jetzt bedeutet. Wir werden den Wohlstandsverlust spüren. Gerne werden dann Schuldige gesucht. Gerne werden dann die einfachen Antworten gehört. Gerne fallen dann manche darauf rein. (red)

www.karmasin-research.at

leadersnet.TV