Die UniCredit Bank Austria hat am Dienstag ihre "Real Estate Country Facts" veröffentlicht. "Der Immobilienzyklus stagniert auf hohem Niveau, aber es gibt weiterhin eine rege Nachfrage nach österreichischen Immobilien. Asiatische und deutsche Investoren treten verstärkt am österreichischen Markt in Erscheinung", kommentiert Reinhard Madlencnik, Head of Real Estate der UniCredit Bank Austria, die Ergebnisse. Die gesuchten Asset-Klassen seien Büros, Hotels und Wohnimmobilien im großvolumigen Bereich.
Der Ausblick für den österreichischen Immobilienmarkt sei insgesamt positiv. Ausländische institutionelle Investoren werden durch mangelnde Produktverfügbarkeit gebremst. Bedingt durch die sich abzeichnende Marksättigung in den meisten Asset-Klassen werde die Hochbauindustrie ab Anfang der 2020er Jahre weniger Nachfrage sehen, was die Bauwerkskosten dämpfen sollte. Die Verfügbarkeit von leistbarem Bauland werde das vorherrschende Thema in allen städtischen Ballungsräumen sein, ist man bei der UniCredit Bank Austria überzeugt.
Nachfrage nach kommerziellen Immobilien weiter hoch
"In Österreich wurde 2018 der Allzeitrekord bei kommerziellen Immobilieninvestitionen aus dem Vorjahr zwar nicht mehr übertroffen, dennoch lag das erzielte Transaktionsvolumen von rund vier Milliarden Euro im Rahmen der Spitzenwerten der letzten Jahre", so Walter Bödenauer, Immobilienanalyst der UniCredit Bank Austria. Die Mehrheit der Investoren kam dabei im vergangenen Jahr aus Österreich, während 2017 die deutschen Investoren den Markt dominierten.
Neben Büro und Retail war im vergangenen Jahr vor allem das Segment Wohnen überdurchschnittlich stark vertreten und erreichte in beiden Halbjahren Spitzenwerte bei der Nachfrage. Heuer ist die Investmenttätigkeit bisher etwas zurückhaltender und im ersten Halbjahr 2019 wurden ca. 1,8 Milliarden. Euro investiert. Das ist im Vergleich mit dem Vorjahr ein leichter Rückgang. Dies ist weniger durch nachlassendes Investoreninteresse begründet, als mit der limitierten Verfügbarkeit geeigneter Investitionsmöglichkeiten.
Ungleichgewichte am Wohnungsmarkt werden geringer
"Der Wohnbau in Österreich trägt seit einigen Jahren dem hohen Angebotsdefizit am Wohnungsmarkt Rechnung. Noch im Vorjahr wurde mit schätzungsweise 66.000 fertiggestellten Einheiten die höchste Bauleistung seit Jahrzehnten erzielt. Damit konnte der laufende Wohnungsbedarf im Bundesdurchschnitt vermutlich gedeckt werden", hält die UniCredit Bank Austria fest.
Allerdings seien in einzelnen Marktsegmenten große Angebotslücken geblieben, vor allem im Bereich günstiger Mietwohnungen. Wie der leichte Rückgang der Quote der Haushalte, die mit ihren Wohnkosten überlastet sind, zeigt, sei der soziale Wohnbau in den letzten Jahren durchaus erfolgreich gewesen. "Dennoch ist die Wohnkostenbelastung im langfristigen Vergleich weder bei den armutsgefährdeten noch bei den jüngeren Haushalten wesentlich gesunken." Beide Segmente seien überwiegend auf den Mietwohnungsmarkt angewiesen.
Neubaubedarf sinkt unter 50.000 Wohnungen
Der Wohnungsbedarf orientiert sich an der Entwicklung der Haushaltszahlen und den Veränderungen des Wohnungsbestands. Darüber hinaus hängt der Bedarf an statistisch schwer erfassbaren Nachfragekomponenten, wie der Entwicklung der Haushaltsgröße oder der Nachfrage nach Zweitwohnsitzen oder Wohnungskäufen zu Investitionszwecken. In der Vergangenheit dürfte der Bedarf in Österreich mit der Produktion von 45.000 bis 50.000 Wohnungen im Jahr gedeckt worden sein. Allerdings dürfte sich bereits in den bauschwachen Jahren des letzten Jahrzehnts ein Nachfrageüberhang gebildet haben, der trotz wachsender Wohnbauleistungen aufgrund des starken Bevölkerungswachstums in den Folgejahren sukzessive größer wurde.
"Voraussichtlich wächst die Wohnungsnachfrage in Österreich in den nächsten Jahren zunehmend langsamer. Die Dynamik der Haushaltsneugründungen wird schon seit 2017 schwächer und sollte noch in den nächsten zehn Jahren von derzeit knapp 30.000 sukzessive bis unter 20.000 Haushalte pro Jahr sinken", so Bödenauer.
Büromarkt Wien: Neubautätigkeit 2019 sinkt abrupt
Der Wiener Büromarkt behauptet auch in diesem Jahr seinen Platz unter den stabilsten Märkten europaweit. Die anhaltend hohe Investitionstätigkeit in gewerbliche Immobilien der Vorjahre und das prognostizierte ähnlich hohe Investmentvolumen für das laufende Jahr würden das große Interesse inländischer und internationaler Investoren am österreichischen Immobilienmarkt unterstreichen
Die Neuproduktion von Büroflächen in Wien war im Jahr 2016 auf einen Tiefststand von nur knapp 60.000 Quadratmeter gesunken. 2017 und auch im vergangenen Jahr hatte die Neubautätigkeit kräftig angezogen und erreichte rund 190.000 Quadratmeter bzw. 300.000 Quadratmeter, inkl. eigengenutzter Gebäude wie zum Beispiel Unternehmenszentralen.
Für dieses Jahr wird ein starker Einbruch bei der Neuproduktion erwartet, derzeit geht man von einem Neubauvolumen von nur mehr knapp 40.000 Quadratmetern aus. Allerdings sei dieser Wert etwas abhängig davon, ob bereits im Bau befindliche Projekte tatsächlich noch in diesem Jahr fertig gestellt werden, sich ins nächste Jahr verschieben oder in manchen Fällen vielleicht für kommendes Jahr angekündigte Projekte möglicherweise noch heuer abgeschlossen werden können. Darum könne sich das Gesamtfertigstellungsvolumen bis Jahresende möglicherweise noch etwas verschieben.
Einkaufszentren: Interesse bei Investoren, aber kaum neues Angebot
Insgesamt standen den Einkaufswilligen in Österreich per 30. Juni 2019 rund 120 Shopping Center mit einer vermietbaren Fläche von etwa 2,8 Millionen Quadratmetern zur Verfügung. Im Vergleich zum Vorjahr ist nur ein einziges neues Einkaufszentrum, bei fast gleichbleibenden Gesamtflächen, hinzugekommen. Der Trend zu Veränderungen bei Shopping Center-Flächen durch Modernisierungen bzw. Erweiterungen bestehender und etablierter Standorte hält nach wie vor an.
"Ein Grund für den kaum spürbaren Neuflächenzuwachs ist die bereits sehr hohe Sättigung am Markt", sagt Bödenauer. Auch im europäischen Vergleich nimmt man mit einer Shopping C-Dichte in Höhe von rund 324 Quadratmetern vermietbarer Fläche pro 1.000 Einwohner einen der vorderen Plätze im Ranking ein. Der EU-Durchschnitt liegt aktuell bei 259 Quadratmeter pro 1.000 Einwohner. (red)
Die UniCredit Bank Austria Real Estate Country Facts steht hier zum Download zur Verfügung.
www.unicreditgroup.at