Vergangenes Jahr machte Investor René Benko Schlagzeilen als er zuerst die insolventen Möbelketten Kika und Leiner aufkaufte und dann ankündigte, ihnen wieder auf die Beine helfen zu wollen. Das noble Sanierungsverfahren, das nun anlaufen soll, wird Benko nun allerdings zu einer teuren Angelegenheit. Kika/Leiner-Chef Reinhold Gütebier sprach von einem zweistelligen Millionenbetrag allein für die Modernisierung der 42 Filialen – Benkos Signa verpflichtete sich beim Kauf sogar, einen dreistelligen Millionenbetrag locker zu machen.
Auch rund neun Monate nach der Übernahme durch Benko ist die Lage bei den über 4.000 Mitarbeiter zählenden Möbelketten alles andere als rosig. Neo-CEO Gütebier, welcher sein Amt vor einem halben Jahr nach dem Kauf durch Benko antrat, räumte am Donnerstag bei einem Pressegespräch weiteren Nachholbedarf ein, wenngleich man "auf einem hervorragenden Weg" sei.
Ehrgeiziger Dreijahresplan für Sanierung
Nach konkreten Umsatzahlen gefragt hielt sich Gütebier noch bedeckt. In der Branche wird der Österreich-Umsatz von Kika und Leiner auf 700 Millionen Euro geschätzt, was einem Rückgang von 13 Prozent gegenüber 2017 entspricht. Der ehemals führende Möbelriese am heimischen Markt rutscht damit noch weiter ab und liegt nun hinter Ikea auf Platz 3. Marktführer ist die XXXLutz-Gruppe.
Innerhalb von drei Jahren will Gütebier die Sanierung bei Kika und Leiner abgeschlossen haben und die Ketten in die schwarzen Zahlen führen. Dieses Versprechen habe er vor 14 Tagen bei einer Führungskräftetagung in St. Pölten, an der auch Eigentümer Benko und Dieter Berninghaus, Chairman von Signa Retail, teilgenommen haben, gegeben. Sein Verhältnis mit Benko beschrieb der deutsche Manager als gut, sowohl telefonisch als auch persönlich habe er oft mit ihm Kontakt. Benko setze sich sehr stark mit der Möbelbranche auseinander.
"Alles neu macht der Mai?"
Im Mai sollen die nächsten Schritte festgelegt werden, meinte der Kika/Leiner CEO, denn dann sei wieder ein Treffen mit Benko angesetzt. Im Rahmen dieses Meetings solle besprochen werden, wie es mit den 42 Möbelhäusern weitergeht. Im vergangenen halben Jahr hätten sich externe sowie interne Fachleute alle Filialen in Bezug auf technischen Zustand, Warenpräsentation, Innenausbau, Ladenbau usw. angesehen. Die Schlüsse daraus sollen im Mai gezogen werden.
Luxus-Tempel statt Leiner auf MaHü
Im Moment gebe es aber keinerlei Überlegungen, weitere Häuser zu schließen, sagte Gütebier. Bereits fix ist die Zukunft der prominenten Leiner-Filiale auf der Mariahilfer Straße. Benko schwebt hier wie berichtet ein Luxuskaufhaus nach dem Vorbild des Berliner Kaufhauses des Westens (KaDeWe) vor, das auch eine "riesige Leiner-Premiumfläche" enthalten soll, wie Gütebier vorschwebt Das Projekt sei bereits in Planung und soll bis 2023 realisiert werden. Was mit dem obersten Stockwerk der Leiner-Immobilie passiert, wisse er nicht –dort wohnt der frühere Kika/Leiner-Eigentümer Herbert Koch.
Neue Weichenstellungen auch im Marketing
Neuerungen kündigte Gütebier auch bei Sortiment, Marketing sowie Online-Auftritt an. "Da sind wir aus der Vergangenheit so schlecht aufgestellt, dass man sagen muss, wir sind gar nicht aufgestellt", räumte der CEO ein. Im zweiten Jahr der Restrukturierung soll der E-Commerce-Anteil bei 5 Prozent liegen, im dritten Jahr dann bereits im zweistelligen Bereich. Unklar ist weiterhin, was mit den über 20 osteuropäischen Filialen passiert. (red)
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