Unis setzen immer mehr auf prekär Beschäftigte

Zahl des akademischen Stammpersonals sinkt kontinuierlich.

Die Zahl der über Drittmittel finanzierten Forscher steigt weiter an: Die Universitäten setzen bei ihren wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeitern vermehrt auf Lektoren und über Drittmittel finanzierte Akademiker, beim Stammpersonal stecken sie laut Wissenschaftsministeriums immer mehr zurück. So zählten 2005 an den Unis von rund 29100 Mitarbeitern des wissenschaftlichen Personals noch 47 Prozent der Angestellten zum Stammpersonal, 2016 waren dagegen nur noch 39 Prozent von insgesamt 39000 Personen fix an den Unis beschäftigt. Die Zahl der über Drittmittel finanzierten Forscher stieg seit 2005, mit einem Anstieg von knapp 60 Prozent, von 5800 auf 9200 Personen. Zwar wuchs die Zahl des Stammpersonals im selben Zeitraum ebenfalls an, allerdings mit einem mageren Plus von 13 Prozent von 13600 auf 15400  Mitarbeiter.

Somit ist eine zunehmende Prekarisierung akademischer Jobs beobachtbar, die Lehre und Forschung an den Unis wird nicht mehr zum größten Teil durch dauerhaft beschäftigtes akademisches Personal geleistet. Über diesen Trend berichtet Hochschulforscher Hans Pechar im Sammelband "Zukunft und Aufgaben der Hochschule", der beim kommenden Forum Alpbach präsentiert werden soll.

Nicht jede befristete Beschäftigung zählt als prekär

Zum akademischen Prekariat zählt Pechar vor allem jene Personen die innerhalb des Beschäftigungsverhältnisses wenig realistische Aussichten auf Entfristung haben. Dazu zählen besonders Lektoren, Mitarbeiter in über Drittmittel finanzierten Projekten und Universitätsassistenten nach dem neuen Uni-Kollektivvertrag.

"Derzeit betreibt eine Minderheit (ein knappes Viertel) sowohl Forschung als auch Lehre unter regulären Beschäftigungsbedingungen, während der Großteil des akademischen Personals in prekären Verhältnissen Beschäftigungen nachgeht, die es – nimmt man den Grundsatz der Einheit von Forschung und Lehre ernst – in diesem Ausmaß gar nicht geben dürfte", so Pechar.

Verantwortlich für diese Entwicklung sei zum einen der wachsende finanzielle Druck auf die Hochschulen, die Folge sei die gezielte Einsparung unbefristet angestellten Personals wie beispielsweise Professoren. Billiger fällt dagegen die Beschäftigung befristeter Lehrkräfte aus. Zum zweiten trägt der Wandel in der Forschungsfinanzierung, nämlich durch eine Verschiebung von über Grundmittel zu über Drittmittel finanzierter Forschung, zu diesem Trend bei. Dies sei zwar nicht immer negativ zu werten, "Probleme entstehen aber dann, wenn die Balance zwischen dieser Antragsforschung, die mit einer Qualifizierung von akademischem Nachwuchs Hand in Hand geht, und den aus dem Grundbudget finanziert stabilen Beschäftigungsmöglichkeiten verloren geht. Dann landet ein Teil der in Drittmittelprojekten qualifizierten Nachwuchsforscher in einer Sackgasse. Genau das ist – nicht nur in Österreich – in den letzten Jahren geschehen" erklärt Pechar weiter.

Lösungsansätze wären laut Pechar beispielsweise in der Erhöhung öffentlicher Hochschulausgaben sowie in der Umlagerung der Studentenströme von den Unis auf Fachhochschulen zu suchen.Darüber hinaus plädiert Pechar für die Einrichtung von Lehrprofessuren, die unterhalb der Professur ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis mit zum Teil erhöhter Lehrverpflichtung vorsehen. (jr)

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