„Wir verwandeln uns in eine Unlustig-Gesellschaft“

„Harley-Papst“ Fischer, Sprecher des Zweiradhandels in der Wirtschaftskammer, sorgt sich um die Kfz-Branche.

Er wird anerkennend der „Harley-Papst“ genannt: Ferdinand O. Fischer. Der geschäftsführender Gesellschafter von Fischer's Harley-Davidson Wien und Sprecher des Zweiradhandels in der Wirtschaftskammer fordert im Gespräch mit leadersnet.at mehr Rationalität in der Diskussion rund um das Thema Individualverkehr.

leadersnet.at: Vor kurzem wurde der Erwerb des A-Führerscheins (Motorrad) erleichtert. Wer einen B-Führerschein (PKW) besitzt, mindestens 24 Jahre alt ist und 6 Theorie- bzw. 14 Fahrstunden absolviert, muss im theoretischen Teil nicht mehr alle 1.600 Fragen wieder lernen, sondern kann sich auf 260 motorradspezifische Fragen konzentrieren. Für einen Motorradfan wie Sie eine tolle Nachricht. Aber hat der Individualverkehr – gerade in der Stadt – überhaupt noch Zukunft?

Fischer: Es finden tatsächlich immer mehr Diskussionen in Richtung „Hinweg mit dem Auto und dem Motorrad“ statt. Aber die Kfz-Branche ist der zweitgrößte Industriezweig in Österreich und generiert einen Umsatz von 43 Milliarden Euro. 450.000 Menschen sind direkt oder indirekt in diesem Wirtschaftszweig beschäftigt. Diese 43 Milliarden Euro bedeuten elf Prozent vom BIP. Die Steuer- und Abgabenleistung beträgt acht Milliarden Euro. Insofern ist unverständlich, warum man sich auf eine wirtschaftlich wichtige Gruppe so stürzt. Damit sägt man den Ast ab, auf dem man selbst sitzt.

leadersnet.at: Was entgegnen Sie denen, die diese Forderungen stellen?

Fischer: Leider ist es so, dass diese Auseinandersetzung immer fanatischer und schizophrener geführt wird. Sehr oft erlebt man nämlich folgendes Szenario: Jene die sich in solchen Diskussionen am aggressivsten gegen Auto- und Motorradfahrer äußern, stehen danach auf, steigen in ihr Auto und fahren nach Hause. Mein Job als Vertreter des Zweiradhandels ist es, hier etwas mehr Rationalität hineinzubringen und bestimmte Dinge ins rechte Licht zu rücken. Dabei versuche ich vor allem die Themen Freiheit und Emotion in den Mittelpunkt zu rücken, die vor allem für das Motorrad gelten.

leadersnet.at: Kann man sich als Fußgänger nicht auch frei fühlen?

Fischer: Wir dürfen nicht vergessen, dass die Fortbewegung mit dem Auto und vor allem auch mit dem Motorrad eine wichtige und große gesellschaftspolitische Errungenschaft ist. Diese Aufgabe des Autos und des Motorrads wird in der aktuellen Diskussion überhaupt nicht behandelt und berücksichtigt. Ich werde für diese individuelle Freiheit kämpfen und mit diesem Thema immer wieder charmant und penetrant hausieren gehen. In der Hoffnung, dass uns die Vernunft wieder einholt. Es heißt zwar immer, dass wir in einer Spaßgesellschaft leben, aber ich befürchte, dass wir uns in eine Unlustig-Gesellschaft verwandeln.

leadersnet.at: Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Hat der Individualverkehr noch Zukunft?

Fischer: Meiner Meinung nach liegt die Zukunft in der Kombination aller zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel.

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