ImmQu, der Verein zur Förderung der Qualität in der Immobilienwirtschaft, hat erneut die herausragendsten Absolvent der Immobilienstudiengänge ausgezeichnet. LEADERSNET Immobilien bringt diese Talente mit ihren Masterarbeiten ins Rampenlicht und präsentiert in den kommenden Ausgaben die besten Arbeiten der führenden Immobilien-Hochschulen und -Fachhochschulen – gekürzt und praxisnah aufbereitet. Mit dem Engagement unterstreicht LEADERSNET Immobilien seine enge Verbindung zur Lehre und fördert zukunftsweisende Entwicklungen in der Immobilienbranche. Den Auftakt macht Peter Stellnberger.
Erfüllung der Ziele der EU-Taxonomie im Gebäudesektor
From Brown to Green – Transition Finance zur Erreichung der Taxonomiekonformität von bestehenden Gewerbeimmobilien in Österreich: In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit in der Immobilien- und Finanzwelt zunehmend an Bedeutung gewinnt, widmet sich die Masterarbeit von Peter Stellnberger, Absolvent der FH der WKW, der Finanzierung der grünen Transformation bestehender Gewerbeimmobilien in Österreich. Ziel dieser Transformation von aktuell nicht nachhaltigen Immobilien ist die Sanierung und die Erfüllung der Ziele der EU-Taxonomie im Gebäudesektor. Die EU-Taxonomie-Verordnung (EU) 2020/852 definiert ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten und dient als wichtige Benchmark für die Transition Finance, die als Brücke für nicht nachhaltige Immobilien in eine grünere Zukunft fungiert.
Die Arbeit beleuchtet die zentralen Rahmenbedingungen der Nachhaltigkeitsregulatorik. Banken sind durch den Aktionsplan "Finanzierung nachhaltigen Wachstums" der Europäischen Kommission aufgefordert, Kapitalströme in nachhaltige Investitionen umzulenken.
Forschungsfrage und empirischer Teil
Die zentrale Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Welche Aspekte müssen aus Sicht von Banken bei der Finanzierung bestehender Gewerbeimmobilien in Österreich berücksichtigt werden, um deren Taxonomiekonformität zu erlangen? Um diese Frage zu beantworten, wird im theoretischen Teil der rechtliche Rahmen, insbesondere die EU-Taxonomie-Verordnung, vorgestellt. Zudem werden die Anforderungen an die Projektfinanzierung von Gewerbeimmobilien und die ESG-Aspekte bei der Kreditvergabe detailliert beschrieben.
Der empirische Teil der Arbeit basiert auf Expert:inneninterviews, die mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet wurden. Die Interviews zeigen, dass die Wahrnehmung von ESG-Aspekten und den damit verbundenen Risiken hinsichtlich Cashflow und Wert bei der Immobilienfinanzierung stark variiert, je nachdem, ob die Objekte für institutionelle Käufer:innen oder Mieter:innen relevant sind. So hat beispielsweise ein Einfamilienhaus eine andere „Betroffenheit“ von Nachhaltigkeitsrisiken als ein großes Bürogebäude. Eine zentrale Erkenntnis der Expert:innengespräche war zudem, dass „grün“ der neue Standard wird. Es gibt daher kein Green Premium im Sinne einer besseren Marge in der Finanzierung oder höherer Verkehrswerte und Mieten; stattdessen wird ein Brown Discount deutlich, was bedeutet, dass für weniger nachhaltige Objekte teurere Margen und niedrigere Verkehrswerte sowie Mieten gefordert werden.
Was versteht man unter einem nachhaltigen Gebäude? Viele Expert:innen sind sich einig, dass die alleinige Definition einer nachhaltigen Immobilie, wie sie in der EU-Taxonomie formuliert ist, nicht ausreicht. Zusätzliche Kriterien wie die Übereinstimmung mit den Dekarbonisierungszielen des Pariser Klimaabkommens (CRREM) oder die Berücksichtigung von Gebäudezertifikaten sind ebenfalls von großer Bedeutung.
Für die Transition Finance wurden neben einer umfassenden ESG-Due Diligence bei der Kreditprüfung auch die Implementierung von Nachhaltigkeitszielen in Kreditverträge sowie die Einführung von ESG-Reportingverpflichtungen als entscheidend identifiziert. Diese Aspekte sind wesentlich, um eine nachhaltige Transformation zu gewährleisten.
Speziell für Bankmitarbeiter:innen
Abschließend bietet die Arbeit im Anhang einen praxisorientierten Leitfaden, der speziell für Bankmitarbeiter:innen konzipiert ist. Dieser Leitfaden stellt eine wertvolle Unterstützung dar, um die Ergebnisse der Analyse in die Praxis umzusetzen und die Herausforderungen der Transition Finance für Gewerbeimmobilien in Österreich erfolgreich zu bewältigen. Die vorliegende Masterarbeit liefert somit nicht nur theoretische Erkenntnisse, sondern auch praxisnahe Lösungen für die Finanzierungslandschaft von Gewerbeimmobilien im Kontext der Nachhaltigkeit. In die Praxis umgesetzt wird das Thema der Masterarbeit mit dem Going Green Kredit Real Estate der in der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien Unternehmenskunden bei der Transformation ihrer Immobilien unterstützt.
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