Wie zentral Tiefkühlpizzen in heimischen Haushalten präsent sind, zeigt der Umstand, dass der Pizzapreis sogar als Maßeinheit für die Teuerung herangezogen wird. Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union, belegte erst unlängst, dass Österreich bei der sogenannten Pizzaflation im Jahresvergleich mit 9,5 Prozent deutlich über dem EU-Schnitt (5,9 Prozent) lag. Dem Gourmet-Team von Gault&Millau geht es aber nicht um Preissteigerungen, sondern um die Frage, wie viel Genuss in einer Tiefkühlpizza stecken kann.
Denn: Gault&Millau ist der wichtigste Restaurantführer Österreichs, die verliehenen Hauben sind die anerkanntesten Auszeichnungen in der heimischen Gastronomie.
Jury testete sich durch
Um diese Frage zu beantworten, luden Martina und Karl Hohenlohe, die Herausgeber von Gault&Millau Österreich, kundige Expert:innen in Pizzafragen ein. Angeführt wurde die Jury von Fünf-Hauben-Koch Konstantin Filippou, der u. a. von Luca Miliffi unterstützt wurde, der beste italienische Zutaten nach Österreich importiert. Mit dabei waren außerdem Verena Piontek und Hedi Zinöcker von der Pizzeria Disco Volante, die "Pizza-Bros" Tizian Thamerus und Serge Bensa-Cruz, Alessandro d'Ambrosio von den Riva-Pizzerien und Stefano Trabison, Experte für Campari-Drinks und italienische Lebenskultur.
Bewertungskriterien
Um optimale Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden nur Pizza Margheritas aus heimischen Supermärkten (Billa, Spar) bzw. bei gurkerl.at anonym eingekauft. Die Margherita gilt als die Mutter aller Pizzen und besteht lediglich aus dem Teig, Tomaten, Mozzarella und Basilikum.
Entsprechend viel Gewicht kommt der Qualität der einzelnen Zutaten zu. Frischer Basilikum wird tiefgefroren sofort unansehnlich, weshalb hauptsächlich mit getrocknetem gearbeitet wird. Mehr Frische wäre bei Tomaten bzw. der Tomatensauce möglich, die Produzent:innen legen aber unterschiedlich viel Wert darauf. Die Sauce war sehr unterschiedlich gewürzt, meistens eher zu wenig als zu viel, insbesondere was die Verwendung von Kräutern betrifft. In Einzelfällen wurde sie mit Süße aufgemotzt.
Auch eine Tiefkühlpizza darf einen flaumigen Teig haben, nur wenigen Produzent:innen gelingt dies aber auch. Oftmalig war der Teig zu trocken, es fielen Begriffe wie Grissini, Knäckebrot oder Cracker. Das soll nicht heißen, dass eine Pizza nicht knusprig sein darf, ganz im Gegenteil, die besten Pizzen haben unter knuspriger Kruste flaumigen Teig. Was den Rand betrifft, sollte man sich an den besten Pizzerien orientieren, er soll gut aufgegangen und sichtbar heiß gebacken sein. Wenn der Rand de facto nicht vorhanden ist, gab es Abzüge.
Hedi und Verena von der Pizzeria Disco Volante © Gault&Millau / Barbara Eidler-Ster
Nach sorgsamer Prüfung all dieser Kriterien ergab sich folgende Reihung, das sind die besten zehn von 14 geprüften Tiefkühl-Margheritas.
Die Top 10
- Despar All natural Margherita by Barbaro
- Wagner Pizza Bella Napoli Margherita
- Gustavo Gusto Margherita
- Pizzi*s & Cream BIO Vegan Pizza Margherita
- Dr. Oetker Pietro Pizzi Margherita 1er
- Despar Pizza Magherita
- Dr. Oetker Ristorante Pizza Margherita Pomodori
- Bio Pizza Tomate Mozzarella von Spar natur pur
- Ja! Natürlich Pizza Caprese
- Dr. Oetker La Mia Grande Margherita
Die Preisspanne bewegte sich zwischen 1,29 Euro (dieses Produkt hat es nicht in die Top 10 geschafft) bis 6,99 Euro pro Stück. Die Siegerpizza wurde um 4,99 Euro eingekauft.
Fazit
Einige Pizzen sind laut Ansicht von Gault&Millau nur als "kulinarische Notlösung" zu betrachten und könnten guten Gewissens nicht empfohlen werden. Manche können eine gute Basis zur Weiterentwicklung sein, man sollte nachwürzen oder hochwertigen, frischen Belag ergänzen. Nur wenige Pizzen würden den Erwartungen der Jury entsprechen und könnten ohne weiteres Zutun genossen werden. Die Sieger-Pizza, die despar All Natural Tiefkühlpizza by Barbaro, hob sich bei allen Bewertungskriterien markant von den Mitbewerbern ab und wurde von allen Jury-Mitgliedern am besten bewertet.
www.gaultmillau.at
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