"Die E-Wirtschaft wird bis 2030 rund 60 Milliarden Euro investieren"

| Dejan Filipovic 
| 04.10.2023

Eine hochkarätige Expertenrunde widmete sich bei Oesterreichs Energie Trendforum der Frage, wie der Umbau des Energiesystems finanziert werden kann.

Cash Flow, neue Formen der Bürger-Beteiligung, mehr Plan oder reine Marktmechanismen. Die Frage, wie der Umbau des Energiesystems finanziert werden kann, stand vor einigen Tagen im Mittelpunkt des Trendforums von Oesterreichs Energie.

Hochkarätige Diskussionsrunde

Die Podiumsteilnehmer:innen Michael Strugl, Präsident von Oesterreichs Energie, Dieter Hengl, Vorstand Corporates in der UniCredit Bank Austria, Christian Helmenstein, Chefökonom der österreichischen Industriellenvereinigung (IV), Helene Schuberth, Chefökonomin des ÖGB und Angelika Delen, Global Head of Impact Investing bei Mercer, waren sich vor allem in einem Punkt einig, dass der Umbau des Energiesystems etwas kosten wird.

Der Tenor des Abends war, dass die Herausforderungen der Finanzierung gewaltig sein werden. Für das Gelingen dieses Projekts brauche es neben den erforderlichen Mitteln aber vor allem einen Schulterschluss von Unternehmen, Politik und Bevölkerung.

Milliardenschwere Investitionen

Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie skizzierte in ihrer Einleitung vor der Diskussionsrunde, die Situation, in der sich die Energiewirtschaft im Moment befindet: Der weitere Ausbau des Energiesystems in Österreich muss finanziert werden. Doch woher soll das Geld dafür kommen, ist eine der Fragen. "Die E-Wirtschaft wird bis 2030 rund 60 Milliarden Euro investieren. Dafür brauchen wir Partner:innen und stabile Rahmenbedingungen, die wir nicht müde werden einzufordern", erklärte Schmidt.

Der Faktor Cash Flow

Der wichtigste Faktor jeder Investition sei laut Dieter Hengl, Vorstand Corporates in der UniCredit Bank Austria, der Cash Flow: "Ohne Cash Flow investiert niemand – das gilt für die Energiewende ebenso, wie für andere Branchen, trotz der Wichtigkeit des Themas."

Im Speziellen bei volatilen erneuerbaren Energien ortet Hengl ein Problem in der Darstellung dieses Cash Flows. Auch die langen Laufzeiten würden Investor:innen vor gewisse Herausforderungen stellen. Die einzige Möglichkeit Investor:innen anzuziehen sei, ihnen Planungssicherheit und Rendite zu bieten.

E-Wirtschaft fordert integrierten Plan

Der Präsident von Oesterreichs Energie, Michael Strugl, fordert von der Politik und den Verantwortlichen einen integrierten Plan für den Umbau des Energiesystems, der Erzeugung, Netze und Speicher gleichermaßen beinhalte. Für den Experten ist im Hinblick auf die Finanzierung ein gesunder Mix notwendig. Equity-Finanzierung seien ebenso erforderlich wie öffentliche Investments. Jede Investition müsse aber attraktiv sein und Rechts- und Planungssicherheit bieten. Strugl fordert außerdem Geschlossenheit und einen Schulterschluss von Politik, Bevölkerung und Unternehmen. "Vor allem braucht es eine höhere Schlagzahl und mehr Tempo", so der Präsident von Oesterreichs Energie.

Daten- und Stromnetze als Enabler

Für Christian Helmenstein, Chefökonom der österreichischen Industriellenvereinigung (IV), ist die E-Wirtschaft ein wichtiger Hebel für das Wirtschaftswachstum und eine prosperierende Gesellschaft. In diesem Zusammenhang würden Daten- und Stromnetze eine wichtige Rolle als "Enabler" spielen.

Energieversorgung als soziale Frage

Die Chefökonomin des ÖGB, Helene Schuberth, fokussierte sich auf zwei weitere Aspekte. Einerseits darf nicht auf sozioökonomische Aspekte vergessen werden, dazu müssen die Menschen abgeholt und mitgenommen werden. Der zweite wichtige Aspekt, den Schuberth hervorstreicht ist, dass die Energiezukunft nicht nur geplant, sondern auch in einer industrie-, sozial- und arbeitsmarktpolitischen Strategie verankert werden muss.

Renditen mit Impact

Angelika Delen, Global Head of Impact Investing von Mercer, sprach bei der Podiumsdiskussion den Richtungswechsel in der Bevölkerung an. Die nachfolgenden Generationen würden sinnstiftend investieren wollen– mit positiver Wirkung und Rendite. "Invest with impact" wird immer ausschlaggebender – auch im Energiebereich: "Wer unternehmensinterne Prozesse optimiert und sowohl die Vorteile als auch die Herausforderungen von Beginn an am Schirm hat, kann auch gute Renditen erzielen."

www.oesterreichsenergie.at

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